„Kulturangebot“ mit „Reichsbürgern“
In den Räumlichkeiten der extrem rechten „Gedächtnisstätte“ in Guthmannshausen findet am Wochenende eine Veranstaltung mit Referenten aus dem „Reichsbürger“-Milieu statt.
Der von Verfassungsschützern beobachtete Verein „Gedächtnisstätte“ in Guthmannshausen (Landkreis Sömmerda) bleibt Treffpunkt rechtsgerichteter Umtriebe. Am 20. und 21. Oktober sind mal wieder die so genannten „Reichsbürger“ dran, denen dort mit ihren kruden Verschwörungstheorien Raum geboten wird.
Zu einem zweitägigen Treffen unter dem Vereinsbegriff „Kulturangebot“ werden mit Wolfgang Tritt, Matthias Klama und Wolfgang Spier drei Referenten aus dem Umfeld der selbst ernannten „Weiße Rose Neuhaus“ aus Nordrhein-Westfalen beworben. Sie erkennen den aktuellen deutschen Rechtsstatus nicht an und schwadronieren über die in ihren Kreisen gängige Forderung nach einem Friedensvertrag. Auch unter dem Namen „Wir sind die Freiheit“ sind sie bereits öffentlich aufgetreten. Dazu arbeiten sie mit selbst entworfenen Dokumenten namens „Freistaat Preußen“.
Zwangsräumungstermin beim Wunderheiler
Als eine Zwangsvollstreckung bei einem aus dem Trio auf einer der vielen Internetseiten der „Reichsideologen“ von Lesern kommentiert wurde, hatte sich im Vorjahr folgender Schriftverkehr entwickelt: „…wenn sich einige ‚Reichsbürger‘ zusammenrotten und die angeblichen Beamten überfallen und entführen…“, formuliert ein „Schnappy54“ seine weitreichenden Phantasien. User „Die Stürmer“ reagiert mit: „Das wäre echt der ‚Knaller‘ – das Problem ist… die haben die ‚Waffen‘“. Darauf schreibt „Akakor“: „dann muß man eben im kleinen anfangen. eine streifenwagenbesatzung führt schon mal zwei pistolen , nebst 4 magazinen plus eine maschinenpistole vom typ heckler& koch mp5 ,oder den neuen typ mp 7 mit sich. mit diesen dingen wiederrum lassen sich neue dinge erobern usw…“ (Fehler im Original).
Für den Zwangsräumungstermin bei dem selbst ernannten Wunderheiler mit Diplom-Abschluss mussten 2016 schon einmal etwa 100 Polizeibeamte anrücken, weil rund 30 „Reichsbürger“ sich zusammenfanden und dies verhindern wollten. An der aufgesuchten Immobilie fand sich ein mit dem preußischen Wappen ausgestattetes Schild und der Aufschrift „Diplomatische Mission“ des „Königreich Preußens“.
„Gespräche, Musik, Beisammensein“ mit Neonazi Schlimper
Außerdem wird für das Wochenende als Zeitzeuge Wolfgang L. aus dem Odenwald angekündigt, der offenbar nicht wählerisch ist, wer ihn einlädt. So war der 89-Jährige beispielsweise 2016 noch Gast beim damaligen sächsischen Ministerpräsidenten Stanislaw Tillich (CDU). L. wird auch für Vorträge in Schulen angefragt. Sein Thema sind seine Wahrnehmungen über die damalige Sowjetische Besatzungszone. Zum Programmpunkt „Gespräche, Musik, Beisammensein“ gehört der Neonazi und braune Liedermacher Axel Schlimper, der im Internet auch schon mit rechtsesoterischen Vorträgen aufgefallen ist. Schlimper war maßgeblicher Aktivist der mit Revisionisten und Holocaust-Leugnern gespickten, überregional agierenden „Europäischen Aktion“, die ihre operativen Aktivitäten nach eigenen Angaben aber eingestellt haben will.
Nur eine Woche später am 27. Oktober soll in Guthmannshausen ein früherer Marineangehöriger der Wehrmacht, der mit dem U-Boot 313 unterwegs war, als Zeitzeuge gehört werden. Der Name des betagten Maschinisten bleibt vom Gastgeber ungenannt. Auch diese Veranstaltung soll offenbar der Neonazi-Barde Schlimper musikalisch begleiten.