Kümmerlicher „Marsch der Patrioten“

Köln – Die „German Defence League“ (GDL) will am Samstag in der Kölner Innenstadt demonstrieren – mit dabei sind einige Redner aus anderen, kleinen rechten Organisationen.

Donnerstag, 09. August 2012
Redaktion

Sebastian Nobile, bei der „Defence League“ Vormann der „Köln Division“, hatte eigentlich Großes vor. Er lud „die Vertreter aller freiheitlicher, konservativer, patriotischer Parteien und Organisationen“ ein, sich an der großspurig „Marsch der Patrioten“ titulierten Veranstaltung zu beteiligen: „Die rechten Parteien und Personen sollen gemeinsam laufen und ihre Distanzierungen und Streitereien beiseite lassen, unserem Land und unserer Zukunft zuliebe!“

Die Resonanz auf seinen Aufruf war freilich eher bescheiden. Als Redner werden aktuell Andre Sachsen, Carsten Lang, Christopher von Mengersen und Nobile von der GDL, der stellvertretende „pro NRW“-Vorsitzende Jörg Uckermann, „pro Deutschland“-Vorstandsmitglied Jorg Böttcher, Karl Schmitt von der Berliner „Pax Europa“-Filiale sowie Nicolai Vandchili angekündigt. Zumindest von Mengersen und Nobile waren in der Vergangenheit bereits bei „pro NRW“-Veranstaltungen mit von der Partie. Vandchilis Auftritt wird mit einem Hinweis auf seine Mitgliedschaft in Rene Stadtkewitz’ Partei „Die Freiheit“ beworben. Ein Mandat, im Namen dieser Partei zu sprechen, hat er aber offenbar nicht. Er wähnt sich sogar in einer Situation, die Widerstand erfordert wie in den frühen 30er Jahren. Es gehe darum, „ein System zu stoppen, was sich nicht mal mehr die Mühe gibt seinen diktatorischen Charakter zu verbergen“, meint er. Es werde Zeit, „sich dem entgegenzustellen mit allem, was uns zur Verfügung steht“.

Fähige Redner der Republikaner gesucht

Abgesagt hat zwischenzeitlich der als Redner vorgesehene Alexander Wettermann von der Kleinorganisation „Deutsche Konservative Partei“. Öffentlich gänzlich ohne Reaktion blieb die per Facebook gestartete Suche von Demo-Organisator Nobile nach einem vorzeigbaren Teilnehmer aus den Reihen der Republikaner. „Ich bitte dringend um Zuschriften von fähigen Rednern aus der Partei DIE REPUBLIKANER!“, hatte Nobile appelliert: „Bitte nutzen Sie diese Gelegenheit, ihre Positionen darzustellen und mit Gleichgesinnten aufzutreten!“

Das Spektrum der erwarteten Teilnehmer jenseits der GDL- und der „pro“-Klientel hält sich daher in Grenzen. Die „German Defence League“, die mit martialischen Tönen „gegen EU-Wahn, Islamisierung und ähnliche Bestrebungen, die unser Land zersetzen“, auftritt, orientiert sich am Vorbild der „English Defence League“. Die EDL war Ende des vorigen Jahrzehnts aus der rechts orientierten britischen Hooligan-Szene heraus entstanden. Einen zweifelhaften Namen hatte sie sich durch provokative Aktionen gemacht, die nicht selten in Gewalt mündeten. Die deutsche Niederlassung bemüht sich um eine Abgrenzung zu weiter rechts stehenden Gruppierungen. „Nicht willkommen sind Neonazis und entspr. Parteien oder Gruppen“, heißt es bei der GDL mit Blick auf die Kölner Demonstration. Beworben wird die Veranstaltung in Teilen der Neonazi-Szene dennoch. (ts)

 

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