Kriminelle Machenschaften eines Hetzers

Der niederländische „Pegida“-Kopf und in Bayern lebende Militaria- und Waffenhändler Edwin Wagensveld wurde wegen Steuerhinterziehung zu einer Haftstrafe verurteilt.

Montag, 30. April 2018
Michael Klarmann

Wagensveld, auch als „Ed Utrecht“ oder „Ed der Holländer“ bekannt, wurde Mitte vergangener Woche vom Landgericht Würzburg wegen der Hinterziehung von Steuern im Umfang von 290.000 Euro zu einer Haftstrafe von zwei Jahren und neun Monaten verurteilt. Dies berichten die „Mainpost“ und die „Sächsische Zeitung“. Es sei die nunmehr fünfte Verurteilung des 50-Jährigen. Von 2013 bis 2016 sei er von fränkischen Gerichten zuvor schon vier Mal wegen Steuerhinterziehung, vorsätzlicher Körperverletzung und unerlaubten Handels mit Schusswaffen verurteilt worden.

Keine Berührungsängste mit radikalen Kräften

Wagensvelds Karriere bei „Pegida“ begann Ende 2014. Seitdem trat er oft als Redner bei Versammlungen in Dresden, deutschlandweit und in Teilen Europas auf. Auch in den Niederlanden wirkte er bei der Organisation von Aufmärschen mit und trat als Kopf von „Pegida Nederland“ in Aktion. Nachdem er sich in Deutschland mit Teilen von „Pegida“ zerstritten hatte initiierte er mit Tatjana Festerling „Fortress Europe“. Beide inszenierten sich Mitte 2016 angesichts ihrer „Festung Europa“ uniformiert in Tarnanzügen als Teil einer bulgarischen Bürgerwehr auf der Suche nach Flüchtlingen, die über die Türkei etwa aus Afghanistan, Irak und Iran einreisen wollten.

„Ed der Holländer“ hat keine Berührungsängste mit radikalen Kräften und Parteien. Noch Anfang März 2018 trat er bei einer NPD-nahen Initiative im saarländischen Sulzbach neben der rechtspopulistischen Aktivistin Amy Bianca aus Wien als Redner auf, angekündigt war auch die rechtsextreme Hooligan-Band „Kategorie C“ (KC). (bnr.de berichtete) Die Bremer Band KC war auch auf einem von Wagensveld selbst organisierten Aufmarsch im niederländischen Enschede im Herbst 2017 aufgetreten und hatte sich die Bühne unter anderem mit dem Neonazi Alexander Kurth und dem AfDler Lutz Urbanczyk geteilt. (bnr.de berichtete)

Muslime bedrohen „unseren Wohlstand“

Edwin Wagensveld hat sich wiederholt gegen Muslime, Asylsuchende und „kriminelle“ Migranten ausgesprochen. In Aachen sagte er im Dezember 2015 bei einer Versammlung kurz vor der Rede des „Pegida“-Gründers Lutz Bachmann (bnr.de berichtete), der „Islam bedroht unsere Identität“. Laut „Mainpost“ war er selbst seinerzeit schon gerichtsbekannt. Muslime nannte er Ende 2015 in Aachen „Invasoren“, sie kämen wegen der Sozialhilfe und bedrohten „unseren Wohlstand“. Man müsse die EU-Außengrenzen schließen und jene mit Haft bestrafen, die die illegale Einreise mit all ihren Folgen – Kriminalität und Sozialhilfebetrug waren damit gemeint – ermöglichten. Die Kritik von Wagensveld war an Kanzlerin Merkel und Flüchtlingsinitiativen adressiert, ohne beide förmlich beim Namen zu nennen.

Offenkundig vertreten der einschlägig wegen krimineller Delikte vorbestrafte „Pegida“-Chef Bachmann und der seit 2013 Verurteilungen sammelnde Aktivist „Ed der Holländer“ bei ihrer christlich-abendländischen „Identität“ eigene Maßstäbe. Wagensveld selbst betreibt seit Jahren im unterfränkischen Bastheim im Landkreis Rhön-Grabfeld einen Militaria- und Waffenhandel. Laut „Sächsischer Zeitung“ warf die Anklage dem Händler vor, besonders durch den Verkauf von Softair-Waffen habe er dem Finanzamt 489.000 Euro vorenthalten. Der 50-Jährige inszenierte sich zu seiner Verteidigung jedoch „als armer Schlucker“, heißt es in den Medienberichten.

Christlich-abendländische „Identität“ mit eigenen Maßstäben

Die Staatsanwältin konterte und hielt dem Angeklagten seine Ausgaben der letzten Jahre vor. Demnach sollte Wagensveld zwischen 2009 und 2011 240.000 Euro von seinen niederländischen Konten abgehoben haben. Für Urlaube oder Teilnahmen an luxuriösen Feiern habe er teils mehrere tausend Euro gezahlt, bei seinen vielen Reisen auch als politischer Aktivist nur in den besten Hotels und Häusern logiert. Das Gericht verurteilte den Niederländer schließlich wegen Steuerhinterziehung von 290.000 Euro unter Einbeziehung einer früheren Bewährungsstrafe wegen unerlaubten Handels mit Schusswaffen.

Die Verurteilung zu einer Gesamthaftstrafe von zwei Jahren und neun Monaten ist noch nicht rechtskräftig. Das Boulevard-Portal „Tag24“ befand dessen ungeachtet, „Ed der Holländer“ habe über Jahre gegen „kriminelle Ausländer“ gehetzt. Nun sei er selbst einer davon.

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