„frieday for future“

Klimademo mit Querdenken-Aktivisten?

Unter dem Motto „frieday for future“ wurde in einschlägigen Telegram-Kanälen für eine Demonstration auf Rügen geworben, die bewusst an die Klimaproteste erinnern sollte. Zudem hätte das zuständige Schulamt sogar Schüler dafür vom Unterricht freigestellt. Am Ende kam alles anders.

Freitag, 16. Dezember 2022
Oliver Kreuzfeld
Ausschnitt des Flyers, auf dem zur für heute geplanten Kundgebung mobilisiert wurde.
Ausschnitt des Flyers, auf dem zur für heute geplanten Kundgebung mobilisiert wurde.

Für Freitag 11 Uhr wurde in Bergen auf Rügen eine Kundgebung unter dem Titel „frieday for future“ beworben, Untertitel „Für Frieden und Klima“, zu sehen ist auf dem Flyer zudem eine große Friedenstaube. Ein Anruf bei der zuständigen Versammlungsbehörde gibt weitere Hinweise auf die Themen der Demonstration. Die Rede ist von einem „Projekttag“ und Vorträgen über den Klimawandel und den Erhalt des Friedens. Außerdem würden Kinder Vorträge halten.

So weit, so unverfänglich. Zu sehen ist auf dem Flyer allerdings auch ein Logo der „Blauen Lichter“, eine Kleinstorganisation, die laut eigener Aussage ein „Ende aller Corona-Schutzmaßnahmen, die wissenschaftlich nicht eindeutig belegt werden können“, fordert und sich im Umfeld der Montagsdemonstrationen bewegt.

Programm mit Querdenken-Aktivisten

Geworben wurde zudem mit zwei Personen, die auf der Kundgebung auftreten und für „gute Musik als Auflockerung“ sorgen sollten: „Björn Banane“ und „Busfahrer Thomas“. Bei den beiden Männern handelt es sich um bekannte Querdenken-Aktivisten, die immer wieder auf entsprechenden Demonstrationen aufgetreten sind. „Busfahrer Thomas“, eigentlich Thomas Brauner, ist zudem auch in Gerichtssälen häufiger anzutreffen gewesen und kommt offenbar auf eine erstaunliche Liste an Vorstrafen.

Stutzig machte jedoch vor allem der Begleittext des Aufrufes, der über verschiedene einschlägige Telegram-Kanäle verbreitet wurde. „Liebe Schüler und liebe Eltern, wir führen diese Veranstaltung im Einvernehmen mit dem Schulamt durch“, heißt es dort bezugnehmend auf die Kundgebung. Und weiter: „Das Schulamt sieht es als schulische Veranstaltung und ihr dürft somit während des Unterrichts auf den Markt in Bergen kommen.“

Bildungsministerium mit klarer Antwort

Die Aussage erstaunt, dass eine dem verschwörungsideologischen Spektrum nahestehende Demonstration ausgerechnet vom Schulamt abgenickt worden sei, damit Schüler dem Unterricht fernbleiben könnten, um den Inhalten der „frieday for future“-Veranstaltung zu lauschen. Der Titel scheint eine Adaption des Namens der weit verbreiteten Klimaproteste zu sein, ergänzt um den Buchstaben „r“. Zwar kursiert keine Erklärung für den Namen, jedoch lässt sich daraus ein „frieren“ ableiten, womöglich eine Anspielung auf die Energiekrise und die in diesem Milieu weit verbreitete Forderung nach der Reparatur und anschließenden Öffnung der Nordstream-Pipelines.

Eine Sprecherin beim zuständigen staatlichen Schulamt in Greifswald war von unserer Nachfrage offenbar nicht überrascht, es hätten sich schon mehrere Personen diesbezüglich gemeldet. Eine Auskunft könne jedoch nur das Bildungsministerium geben. Eine dortige Anfrage lässt jedoch keinen Zweifel daran aufkommen, dass es sich bei der Behauptung ganz offensichtlich um eine Falschaussage handelt. Denn: Dem Ministerium würden „konkrete und ernstzunehmende Anhaltspunkte vorliegen, dass das Format `frieday for future´ (...) nicht als schulische Veranstaltung bzw. Unterricht in Geschichte und Sozialkunde geeignet ist.“ Somit seien Schüler für den Zeitraum der Kundgebung eben nicht vom Unterricht freigestellt. „Das zuständige staatliche Schulamt hat alle Schulen entsprechend informiert“, heißt es weiter.

Kurz danach die nächste Hiobsbotschaft für die Veranstalter: Durch Krankheit sei „das Team der Organisatoren zu klein geworden, wodurch wir diese Aktion ins neue Jahr verschieben werden“, daneben prangt ein großer „verschoben“-Schriftzug auf dem Flyer. Besser gesagt: erneut verschoben, denn die Kundgebung sollte ursprünglich bereits vor einigen Wochen stattfinden. Ohnehin dürften sich an einem Freitagmittag in der 14.000-Einwohner-Stadt Bergen nicht allzu viele Sympathisanten einfinden, mit einer regen Teilnahme von Schülern hätte ohnehin nicht gerechnet werden dürfen.

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