Kirchheim: Abgeschirmtes Neonazi-Festival mit nur 220 Besuchern

Ideologisches Gegenstück zu Themar - „Raus aus der Szene“
Während Parteien wie die NPD Schwierigkeiten haben, ihre Anhänger zu klassischen Kundgebungen zu bewegen, scheint es beim Dritten Weg genau anders herum zu sein. Während es bei Demonstrationen deutlichen Zulauf gibt, blieb in Kirchheim die Mobilisierung selbst in den Reihen der eigenen Mitglieder schwach. Die Neonazi-Partei zog die eigene Veranstaltung, im Gegensatz zu den „Rechtsrock-Unternehmern“ Tommy Frenck und Patrick Schröder, allerdings bewusst unkommerziell auf.
Abgeschottete, "öffentliche" Veranstaltung
Das Gelände in Kirchheim kam dem Dritten Weg sehr entgegen. Die Partei hatte dort bereits ihre Bundesparteitage abgehalten. Obwohl als öffentliche Veranstaltung angemeldet, wurde es von Seiten der Veranstalter fast komplett abgeschirmt. Hinter einem ersten Bauzaun, der nicht immer dem Wind stand hielt, versperrte eine zusätzliche Holzwand neugierige Blicke. Zu den höher gelegenen Nachbargrundstücken wurde die mögliche Sicht mit weiteren Bannern blockiert. Die zum Gelände gehörende Scheune bot zudem weitere Möglichkeiten, sich der Sicht von Presse und Behörden zu entziehen. Der Versammlungsleiter Tony Gentsch reagiert nicht nur auf den Rundgang für die Medien ungehalten, sondern auch, als gegen 14 Uhr das Ordnungsamt das Gelände erneut betreten wollte. Es drängte sich der Eindruck auf, als wollten die Veranstalter alle Vorteile einer Anmeldung als Versammlung nutzen, sich aber den Pflichten und auch der Kontrolle entziehen. Die Neonazis wollten für sich sein. Ob die Polizei jederzeit Einblick in das Treiben auf dem Gelände hatte, ist unsicher.Neonazifestival „Jugend im Sturm“ mit Kampfsport und Livemusik, organisiert von lII. Weg in #Kirchheim in Thüringen #kir0707 pic.twitter.com/AfbeCorGXc
— Anne Wild (@annewild_muc) 7. Juli 2018
Kampfsport als Rahmenprogramm
Zum bunten Programm der Veranstaltung zählte erstmalig auch der bei Neonazis immer beliebter werdende Kampfsport, wofür auf dem Gelände auch ein rudimentärer Ring aufgebaut war. Auch hier waren die Medien ausgeschlossen. Den Ansagen nach gab es vier sogenannte K1-Kämpfe. Kai-Andres Zimmermann, „Gebietsleiter Süden“, trat zu zwei Kämpfen an. Weitere Kämpfer kamen laut den Durchsagen aus Chemnitz und Nordhausen, aus dem Sauerland und von den „Stützpunkten“ Rheinhessen und Mittelsachsen. Beim einzigen Boxkampf des Tages traten ein „Dennis aus Kaiserlautern“ und ein „Max aus Kaiserlautern“ gegeneinander an. Matthias Fischer, Stellvertretender Parteivorsitzender des III.Weg, lobte den Sport in einer Anspielung auf Hitlers „Mein Kampf“. Der sei bereits im „Bestseller aus Landsberg“ besonders erwähnt worden. Zum Rahmenprogramm gehörten mit „Die Lunikoff-Verschwörung“, „Uwocaust“ und „Killuminati“ drei bekanntere Acts der „Szene“. Daneben trat auch die Liedermacherin „Varghona“ auf. Gegen die Veranstaltung gab es aus der lokalen Zivilgesellschaft heraus mehrere Gegenveranstaltungen. An einem interkulturellen Picknick beteiligten sich laut Polizei etwa 60 Personen, später am Abend kamen 20 weitere Aktive zum „Politischen Dinner für Demokratie“ zusammen. Etwa drei Dutzend Personen radelten zudem mit einer antifaschistischen Radtour von Erfurt nach Kirchheim. Die Polizei stellte bei den Vorkontrollen insgesamt fünf Straftaten fest, darunter die Verwendung von Kennzeichnen verfassungswidriger Organisationen.Für den 25. August ist laut Informationen von „Mobit e.V.“ in Mattstedt mit „Rock gegen Überfremdung III“ das nächste kommerzielle Festival der extrem rechten Szene geplant.Die antifaschistische Radtour hat den Picknickbereich in #Kirchheim erreicht. Ca. 60 Leute protestieren jetzt gegen die #Neonazis vom III. Weg. Leute, geht da noch mehr? Kommt vorbei!#kir0707 #NoNazis pic.twitter.com/OtLehB4Ica
— MOBIT (@Mobile_Beratung) 7. Juli 2018