Kein Neonazi-Zentrum in Faßberg

Celle/Faßberg − Der Spuk um ein angeblich geplantes rechtsextremes Schulungszentrum in der Gemeinde Faßberg in der Lüneburger Heide hat ein Ende. Die Immobilie wurde am Mittwoch an eine Bieterin versteigert, die daraus eine soziale Einrichtung machen will.

Mittwoch, 16. Dezember 2009
Redaktion

Ins Gerede gekommen war das Landhaus Gerhus in der Lüneburger Heide, weil der im Oktober verstorbene bekannte Rechtsextremist Jürgen Rieger Interesse an einem Erwerb der Immobilie gezeigt hatte. Im vergangenen Sommer hatten Neonazis aus dem Raum Celle das leer stehende Hotel Gerhus in der Gemeinde Faßberg besetzt, um es im Auftrag von Jürgen Rieger „instand zu setzen und zu pflegen“, wie der Neonaz Dennis Bührig gegenüber der „Hannoverschen Allgemeinen Zeitung“ erklärte. Jürgen Rieger soll im Mai mit dem Besitzer der Immobilie einen Pachtvertrag abgeschlossen haben. Das Tauziehen um das Landhotel Gerhus hatte 2006 begonnen. Der Altbesitzer Karl H. forderte rund eine Million Euro für das ehemalige 80-Betten-Hotel mit Schwimmbad. Er soll der rechten Szene nahegestanden haben. Vorsichtshalber sicherte sich die Gemeinde Faßberg im Herbst 2007 das Vorkaufsrecht. Als die Gemeinde einen Investor präsentierte, der angeblich über eine halbe Million für das mittlerweile heruntergekommene Gebäude bot, um dort ein Pflegeheim einzurichten, wurde das Angebot allerdings von dem Sohn es mittlerweile verstorbenen H. abgelehnt. Der Poker um ein angebliches Kaufinteresse Jürgen Riegers, der eine deutlich höhere Kaufsumme geboten haben soll, ging weiter. In der Region formierte sich ein breites zivilgesellschaftliches Bündnis gegen den rechtsextremen Immobilien-Poker und ein mögliches braunes Schulungszentrum. Die Gemeinde betrieb indes das Zwangsversteigerungsverfahren mit Nachdruck und setzte einen frühen Termin für den 16. Dezember 2009 fest. Nach dem Tod Jürgen Riegers waren Spekulationen ins Kraut geschossen, dass Rechtsextremisten weiterhin um den maroden Gasthof bieten könnten. So soll der Hamburger Christian Worch die Unterlagen angefordert haben, der vermögende Schwede Patrick Brinkmann sich laut informationen von NDR Info allerdings von dem Objekt wieder distanziert haben. Bei der Versteigerungsaktion am Mittwoch waren dem Vernehmen nach auch Neonazis aus der Region anwesend, darunter Dennis Bührig, Kopf der Kameradschaft „Celle 73“. Presseinformationen zufolgte sagte Faßbergs Bürgermeister Hans-Werner Schlitter nach der Versteigerung, er sei erleichtert, dass das Hotel nicht in rechtsextreme Hände geraten sei. (bnr/ar)

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