„Kategorie C“ als „Anheizer“
Auch die Bremer Hooligan-Band „Kategorie C – Hungrige Wölfe“ will bei den gewalttätigen Straßenprotesten der rechten Szene wieder mitmischen – Ende September ist eine mehrstündige Kundgebung in Köthen angemeldet.
Die Reaktionen auf die Toten von Chemnitz und Köthen nach immer noch nicht geklärten Auseinandersetzungen mit Asylsuchenden haben die gewaltbereite rechte Szene noch einmal deutlich an Selbstbewusstsein gewinnen lassen. Zur Umsetzung des Gedankens, die Straße für sich in Besitz zu nehmen, wie vor allem in Chemnitz zeitweise geschehen, will auch die rechte Bremer Hooligan-Band „Kategorie C – Hungrige Wölfe“ beitragen. Nach einem selbst komponierten Song auf die Ereignisse, bei dem textlich nur die beiden Städtenamen Chemnitz und Köthen ausgetauscht werden, und der Vorstellung des Liedes, soll dies nun auch live präsentiert werden. Dazu ist auf dem Markt in der rund 28 000-Einwohner-Stadt Köthen in Sachsen-Anhalt nun am 29. September eine siebenstündige Kundgebung angemeldet. Die Event-Losung lautet „Köthen ist überall“.
Es soll ein Mix aus Musikbeiträgen und Reden werden. Erste Namen dafür sind bereits veröffentlicht. Zu den Personen, die den Kundgebungshinweis zuerst in Umlauf gebracht haben, gehört der Thüringer Neonazi-Gastwirt Tommy Frenck. Wie bereits bei den HoGeSa-Aufmärschen („Hooligans gegen Salafisten“) 2014 und 2015 rückt sich der Bremer Hannes Ostendorf mit seiner Band ins Rampenlicht. Auch 2014 hatte er eigens für die Kundgebung, die zu einer Randale-Demo ausartete, einen Song geschrieben. Der Schulterschluss innerhalb des extrem rechten Spektrums zeigt sich auch damit überdeutlich. Anlassbezogen wird ein Ereignis missbraucht, eine rassistische Stimmung auf der Straße anzuheizen.
Zugpferd bei „Blood&Honour“-Konzerten
„Kategorie C“ steht schon seit längerer Zeit nicht mehr nur für aggressives, gewaltaufstachelndes Liedgut unter Fußball-Anhängern, sondern ist zu einem Zugpferd bei „Blood&Honour“-Konzerten im Ausland geworden und gastiert auch hierzulande auf neonazistischen Rechtsrock-Bühnen. Auch wenn die Band nun über Jahre im Bremer Verfassungsschutzbericht gelistet war, ihrem Zulauf hat es keinen Abbruch getan.
In ihrem Widerstandssong setzt „Kategorie C“ eindeutig auf die gegenwärtige zum Teil hassgetränkte Stimmung in Bevölkerungskreisen und markanten Regionen des Landes. „Nehmt es nicht hin, leistet alle Widerstand“ textet Ostendorf. Und mit dem Gespür für Strömungen scheint er auch das persönliche Geschäft zu wittern: Solidaritäts-T-Shirts werden verkauft. Ein kleiner Betrag je veräußertes Exemplar soll an die Hinterbliebenen des Opfers aus Köthen gehen. Auf der Homepage der Band ist entgegen der offiziellen Todesursache wegen Herzschwäche und noch nicht abgeschlossenen Ermittlungen von einem „Mordopfer“ die Rede.
Edwin Wagensveld auf der Rednerliste
Neben „Kategorie C“ wird als musikalischer Beitrag für die Kundgebung am 29. September „Ville der Ossi“ angekündigt. Dahinter verbirgt sich Patrick Killat, seines Zeichens NS-Rapper, der sonst als „Villain 051“ oder als Hip-Hop-Projekt „A3stus“ auftritt. Er war der Initiator der 2014 gestarteten Aktion „Schwarze Kreuze“, bei der der 13. Juli seither als Symboltag für deutsche Mordopfer von nichtdeutschen Tätern herhalten soll.
Auf der Rednerliste für Köthen tauchen bislang unter anderem auf: der auf Pegida-Pfaden wandelnde Niederländer Edwin „Utrecht“ Wagensveld, der in Wirklichkeit im unterfränkischen Bastheim seinen Lebensmittelpunkt hat sowie Ignaz Bearth aus der Schweiz, der auf mehr Demonstrationen hierzulande anzutreffen ist als in seinem Heimatland.