"Kulturkampf von Rechts" der Neuen Rechten
„kaplaken“-Veröffentlichungen zu Baupolitik, Demokratieverwerfung und Mitteleuropa
Drei weitere Bände kamen in der „kaplaken“-Reihe des Verlags Antaios heraus. Die kleine Buchreihe dient dem Institut für Staatspolitik und damit der Neuen Rechten zur Verbreitung ihrer Weltanschauung. Diesmal geht es um Baupolitik, Demokratieverwerfung und Mitteleuropa.

Dem Komplex um das „Institut für Staatspolitik“ lässt sich nicht nur das Publikationsorgan „Sezession“, sondern auch der „Verlag Antaios“ zurechnen. In ihm erscheinen kontinuierlich Bücher von Repräsentanten der Neuen Rechten oder ideologisch verwandten Richtungen. Dazu gehören auch Nachdrucke literarischer Werke, sofern sie in den Diskursrahmen des Instituts passen. Eine Besonderheit stellt die Schriftenreihe „kaplaken“ dar, in der mittlerweile über achtzig Bände erschienen sind.
Es handelt sich jeweils um gebundene Bücher von 15,5 cm- mal 11 cm-Größe mit einem Umfang von um die 100 Seiten. Der Preis liegt aktuell bei 10 Euro. Damit hat das Institut ein Publikationsforum gefunden, worin in knapper Form einige Grundpositionen zum politischen Selbstverständnis vorgetragen werden können. In den letzten Jahren veröffentlichte man meist gleich drei Bände zusammen und bot sie als „Staffel“ für 25 Euro an. Die letzten Bände, die als „28. Staffel“ mit den Nummern 85, 86 und 87 herauskamen, sollen hier dargestellt und kommentiert werden.
Baupolitik als Kulturkampf
Als „kaplaken“-Band 85 erschien „linke räume. bau und politik“ (sic!) von Claus Wolfschlag, einem studierten Kunsthistoriker und Politologen, der Autonome wie Extremismusforscher pauschal einem „antifaschistischen Milieu“ zuordnet. Auch der genannte Band ist von dieser Denkweise durchzogen, beklagt der Autor doch den Einfluss einer avantgardistischen Moderne im Städtebau. Denn es finde auch auf dieser Ebene ein Kulturkampf statt, der auf traditionelle Baukultur mit „Nazi“-Vorwürfen reagiere.
Seit den 1990er Jahren sei feststellbar: „Der zunehmende Einfluß der globalen Finanzoligarchie und dessen Verschleierung. Die Implantation von Schuldgefühlen und Wohlstandsscham“ (S. 49), womit bekannte rechtsextremistische Narrative und Stereotype vorgetragen werden. Die Abkehr des Modernismus von der traditionellen Stadtplanung, welche der Autor durchgängig in seinen Betrachtungen beklagt, wird dann auf linke Einflüsse und kapitalistische Interessen zurückgeführt. Demgemäß bestehe hier auch ein neues Aktionsfeld, wird doch eine Gegenbewegung von rechts und von unten beschworen.
„Demokratien … lullen ein“
Als „kaplaken“-Band 86 erschien „Im Tal der scheuen Wölfe. Tag- und Nachtstücke“ von Frank Lisson, einem promovierten Historiker, der sich im Kontext der Neuen Rechten als Philosoph gibt. Sein neuer Band enthält drei Kapitel, die mit „Die Ebene“, „Der Berg“ und „Das Tal“ überschrieben sind. In ihnen reiht der Autor jeweils Betrachtungen aneinander, welche den Eindruck philosophischen Gedankenreichtums vermitteln sollen. Häufig wirkt das wie eine fragmentarische Ansammlung unterschiedlicher Reflexionen, an einer entwickelten Struktur und inhaltliche Systematik mangelt es.
Darin eingestreut werden aber immer wieder politische Botschaften, die folgende Auswahl spricht dann für sich: „Offene Diktaturen schärfen die Gedanken, den Blick auf die Dinge …, Demokratien dagegen lullen ein, bestechen durch Komfort und ‚gleiche Rechte‘ …“ (S. 32). Oder: „In dieser Lage möchte man – wie 1813 – trotzig aufrufen: unbedingte Solidarität mit Rußland!“ (S. 57). Der Autor meint auch, dass es nicht nur Demokratie und Diktatur als Staatsformen geben würde. Die „Bedeutung von Adel und Aristokratie“ (S. 78) schwinde durch diese Fixierung.
„Mitteleuropa“ gegen den Westen
Und als „kaplaken“-Band 87 erschien „Mitteleuropa und Multipolarität“ von Dimitrios Kisoudis, der für den AfD-Co-Sprecher Timo Chrupalla als Grundsatzreferent arbeitet, was aber nicht bei den Autorenangaben erwähnt wird. Sein Buch präsentiert keine erkenntnisleitende Fragestellung und verfügt noch nicht einmal über Kapiteleinteilungen. Der Autor referiert darin aus seiner Blickrichtung die ideen- und realgeschichtliche Entwicklung von Mitteleuropa-Konzeptionen, wobei das von ihm beabsichtigte und bevorzugte Modell diffus bleibt.
Seine Botschaft wird mehr auf anderer Ebene deutlich, denn am Ende schreibt Kisoudis: „Westen heißt woker Untergang, Mitteleuropa heißt Erhalt der Völker in ihrer Eigenart“ (S. 81). Die propagierte Auffassung richtet sich dabei dezidiert gegen die USA und den politischen Westen. Letzterer wird reduziert auf „Antirassismus“ und „LGBTQ“, bei gleichzeitiger Ablehnung des „Abstammungsprinzips“ (S. 13). Berücksichtigt man dabei noch die angedeutete Russland-Sympathie, so ist hier wohl ein gemeinsamer Block angedacht. Genauer ausformuliert werden aber die Auffassungen zu seiner Gestaltung nicht.