Italienischer Rechtsrock auf deutschen Bühnen

Für Samstag werden zwei braune Konzerte mit italienischen Gästen angekündigt. Zum einen ist Kloster Veßra in Thüringen der Veranstaltungsort, im zweiten Fall wird lediglich „Germany“ beworben und auf Facebook mit „east Germany“ konkretisiert.

Donnerstag, 25. Oktober 2018
Horst Freires

Seit etlichen Wochen bewirbt der umtriebige Gastwirt Tommy Frenck vom „Bündnis Zukunft Hildburghausen“ den Auftritt der Band „Acciaio Vincente“ in Kloster Veßra (Landkreis Hildburghausen). Die RAC-Combo kommt aus Mantova und wurde 2011 von Ivan Sogari und seinem Bruder Mattia Sogari gegründet. Beide entspringen dem Umfeld der international vernetzten norditalienischen „Veneto Fronte Skinheads“ (VFS). Im Juni trat die Band in diesem Jahr bereits einmal in Thüringen auf. Sie gehörte bei den von der NPD verantworteten „Tagen der nationalen Bewegung“ in Themar zum Programm. Bei der von Frenck als politische Kundgebung angemeldeten Veranstaltung am 27. Oktober sollen noch „Sleipnir“ um Marco Bartsch und Martin Böhne aus Nordrhein-Westfalen sowie der Liedermacher „Barny“, bürgerlich Mirko Szydlowski, aufspielen.

Ursprünglich wollte Frenck, der dieses Mal sogar beinahe akribisch einen logistischen Ablaufplan veröffentlichte, den Auftritt am 6. Oktober stattfinden lassen. Da zu dem Termin aber das kurzfristig geplatzte braune „Rock gegen Überfremdung“-Event in Apolda neu angesetzt wurde, verschob er das Programm mal eben um drei Wochen im Kalender nach hinten. Zu Beginn hieß es noch, dass „weitere Musiker folgen“. Diese Versprechung hat Frenck allerdings nicht umgesetzt. Bereits langfristig bewirbt er zwei weitere Musiktermine für das Jahr 2019. So soll „Sturmwehr“ aus der Region Gelsenkirchen am 4. Mai aufspielen und drei Wochen später „Flak“ aus dem Raum Bonn.

„Katastrof“-Gastspiel in Torgau

Die norditalienischen Hassmusiker von „Katastrof“, die auch häufig mit dem Namen „Katastrof Aryan Rock“ anzutreffen sind, kündigen auf ihrer Facebook-Seite für den 27. Oktober ein Gastspiel in Deutschland an, ohne weitere Informationen öffentlich zu machen. Auch die Mitglieder der 2012 gegründeten Band gehören durchweg zur Neonazi-Gruppierung VFS. Am 24. Februar gab es einen Auftritt der Band in Torgau/Staupitz, wo regelmäßig Konzerte unter dem Etikett „Privatveranstaltung“ stattfinden, ohne dass sich dagegen Protest erhebt. Angekündigt hatte die Combo ihr Gastspiel in „Germany“ bereits wenige Monate vorher in einem Interview mit einem serbischen „Blood&Honour“-Magazin. Dass es dabei nach Sachsen gehen sollte, blieb allerdings geheim.

Regelmäßig erkundigt sich die sächsische Landtagsabgeordnete der Linken Kerstin Köditz mit kleinen Parlamentsanfragen nach stattgefundenen rechtsextremen Aktivitäten. Das Innenministerium teilte ihr zwar mit, dass mehrere Bands am 24. Februar in Torgau vor rund 230 Besuchern aufgespielt hätten, der Name „Katastrof“ tauchte dabei allerdings nicht auf. Somit wird deutlich, dass die bezogen auf Torgau regelmäßig aufgeführten Rechtsrock-Bands real offenbar nicht immer auftreten oder durch andere Gruppen ersetzt werden. Eine Kontrolle der Abläufe durch behördliche Ordnungskräfte oder Polizei scheint somit verbesserungswürdig. Ein Foto auf der Instagram-Seite des „Katastrof“-Schlagzeugers William Wallace Venturi dokumentiert den winterlichen Auftritt.

Banner von verbotener Neonazi-Kameradschaft

Wesentlich brisanter dabei dürfte allerdings die Tatsache sein, dass das Quartett vor einem großen Banner der verbotenen „Skinheads Sächsische Schweiz“ gespielt hat. Darauf zu lesen ist zudem die Parole „Die Bewegung, sie lebt…“. Es handelt sich bei der Gruppierung um eine seit 2001 durch den sächsischen Innenminister verbotene neonazistische Kameradschaft, die bei den konspirativ bleibenden Konzert-Organisatoren offenbar immer noch ihre Sympathien findet. Es ist jedenfalls nicht ganz abwegig zu spekulieren, dass „Katastrof“ am Samstag wieder probieren werden, weitgehend inkognito in Torgau aufzuspielen.

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