Ideologische Schulung für braune „Kameraden“

Kerpen – Der Kreisverband der Splitterpartei „Die Rechte“ (DR) im Rhein-Erft-Kreis kündigt für den 23. Februar einen Vortrag mit einem ehemaligen Mitglied der SS-Panzergrenadier-Division „Nordland“ an. 

Donnerstag, 14. Februar 2019
Redaktion

Die, wie üblich, konspirativ im Kölner Umland organisierte Veranstaltung soll an jenem Samstag um 15.00 Uhr beginnen. Interessenten müssen sich zuvor anmelden und erfahren dann erst den Ort des Treffens. In der Ankündigung für den „Zeitzeugen“-Nachmittag wird nicht erwähnt, wer sprechen soll. Besagter Kreisverband hält seit mehreren Jahren solche Veranstaltungen, Liedermacherabende oder Schulungen für „Kameraden“ ab. Der Kreisverband kann dabei nach bnr.de-Recherchen seit Mitte 2014 regelmäßig und meist mehrmals pro Jahr Büro- und Seminarräume am Rande eines Gewerbegebiets in Kerpen nutzen. 

„Diskursorientierter Rechtsextremismus“

Als Kopf des Kreisverbandes fungiert Markus Walter aus Kerpen, der aus Norddeutschland stammende Neonazi ist ebenso Mitglied im Bundesvorstand der DR. Angesichts solcher Vortragsveranstaltungen mit bundesweit bekannten Holocaust-Leugnern, Geschichtsrevisionisten und Rechtsextremisten stellte der nordrhein-westfälische Landesverfassungsschutzbericht für das Jahr 2014 schon fest, dieser DR-Kreisverband stelle eine Besonderheit für die Partei dar. Die Vielfalt an Aktionismus, Agitation und besagte Veranstaltungen kämen einem „diskursorientierten Rechtsextremismus“ gleich.

Der NRW-Verfassungsschutzbericht für das Jahr 2017 stellte dazu fest, dass der Kreisverband „wie in den vorangegangenen Jahren [auch 2017 wieder] besonderen Wert auf eine ideologische Schulung der Anhängerschaft“ legte mit seinen Vorträgen. Zu diesen reisten regelmäßig auch „überregional Teilnehmer aus verschiedenen rechtsextremistischen Organisationen“ an.

„Solidaritätsveranstaltung“ für Holocaust-Leugnerin

Mehrfach gastierte etwa die Holocaust-Leugnerin Ursula Haverbeck-Wetzel seit Mai 2014 auf Einladung der DR im Rhein-Erft-Kreis und hielt ihre Vorträge zumeist in Kerpen. Neben anderen Vorträgen und Treffen organisierte die DR unter anderem Ende 2016 eine „Vortragsreihe zum Jahresabschluss“ unter dem Label „Aufstand des Geistes“. Am 22. Oktober gastierte in dieser Reihe etwa der Geschichtsrevisionist Udo Walendy in Kerpen. Laut DR soll ebenso am 28. Dezember 2018 auf einer konspirativ organisierten Jahresabschlussfeier der Musiker „Reichstrunkenbold“ aufgetreten sein. Der bundesweit bekannte Rechtsextremist ist aufgefallen durch Lieder, die den Nationalsozialismus glorifizieren beziehungsweise rassistische und judenfeindliche Inhalte transportieren.

Am 9. Dezember 2017 hatte der DR-Kreisverband Rhein-Erft eine größere „Solidaritätsveranstaltung“ für Haverbeck-Wetzel abgehalten. Selbst Monate später nannte die Bundesregierung auf eine Bundestagsanfrage der Linken als Ort nur den Rhein-Erft-Kreis anstatt die Kleinstadt Kerpen. Gefeiert wurde seinerzeit auch das fünfjährige Bestehen des DR-Kreisverbandes. Neben Haverbeck-Wetzel selbst waren weitere prominente Neonazi- und DR-Kader sowie Holocaust-Leugner als Redner und Gäste in die abgelegenen Räume am Rande des Gewerbegebiets gekommen. Der Musiker Martin B. der bekannten Rechtsrock-Band „Sleipnir“ trat als Liedermacher auf. (mik)

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