Horst Mahler abgetaucht

Der 81-jährige Holocaust-Leugner Horst Mahler hat sich seiner erneuten Inhaftierung durch Flucht ins Ausland entzogen. Am Mittwoch hätte er eigenen Angaben zufolge in den Knast zurückkehren müssen.

Mittwoch, 19. April 2017
Horst Freires

In der Justizvollzugsanstalt Cottbus war ab Mittwoch wieder ein Haftplatz zur Verbüßung seiner dreieinhalbjährigen Reststrafe für den notorischen Antisemiten reserviert. Wie jetzt bekannt wurde, hat Mahler sich offenbar ins Ausland abgesetzt.

Eine vom Landgericht München 2009 verhängte sechsjährige Gefängnisstrafe gegen den Holocaust-Leugner war in weiteren Prozessen gegen ihn unter Bildung einer Gesamtstrafe auf eine Dauer von insgesamt zehn Jahren und zwei Monaten aufgestockt worden. Im Juli 2015 wurde Mahler nach Amputation seines linken Unterschenkels aus gesundheitlichen Gründen allerdings eine Haftunterbrechung gewährt. Parallel bemühte sich der frühere Anwalt von RAF-Terroristen nach Verbüßung von zwei Dritteln seiner Strafhaft um eine Aussetzung der noch verbleibenden Reststrafe zur Bewährung. Ein entsprechendes Ersuchen wurde vom Brandenburgischen Oberlandesgericht aber wegen einer negativen Sozialprognose abgelehnt.

Mehrere Vorträge vor Gesinnungsfreunden

Allein sein angeblich schlechter Gesundheitszustand hatte den 81-jährigen Holocaust-Leugner vor einer Haftfortsetzung bewahrt. Mit mehreren Vorträgen vor Gesinnungsfreunden gespickt voller Judenhetze, darunter eine mehrstündige Ansprache Anfang des Jahres in Ludwigshafen, zeigte sich Mahler zuletzt wieder politisch aktiv. Dabei folgte er auch Einladungen der NPD – die Partei, in die er 2000 eintrat, die er aber 2003 auch wieder verließ.

Zuletzt gab der Mitbegründer des „Deutschen Kollegs“ vor eineinhalb Wochen dem Internetprojekt „Nordland TV“ ein 15-minütiges Interview, bei dem er sich wieder mit dem anstehenden Gang in die Haftzeit „verabschiedete“. Auch dabei wetterte er wieder gegen die Juden. Seine Lagebeschreibung über die Deutschen lautet wie folgt: „Wir werden biologisch ausgelöscht, geistig sind wir schon ausgelöscht.“ „Nordland TV“ wird unter der Verantwortung von Manfred Dammann als Verbreitungsorgan rechtsextremer Inhalte genutzt.

Hohes Ansehen auch in Kreisen der Neuen Rechten

Dammann kommt aus dem Landkreis Rotenburg/Wümme und hatte bis 2016 im dortigen Kreistag ein Mandat für die NPD inne. Abrufbar sind Filmbeiträge über Vortragsveranstaltungen mit ranghoher NPD-Beteiligung, internationale Tagungen wie der „Freiheitliche Kongress“ im vergangenen Oktober in Wismar, gehaltene Referate in der geschichtsrevisionistischen Einrichtung der „Gedächtnisstätte e.V.“ im thüringischen Guthmannshausen oder Zusammenkünfte der „Gesellschaft für freie Publizistik“.

Wegen seiner revolutionären Einstellung zur Überwindung des demokratischen Gesellschaftssystems genießt Mahler auch international in Kreisen der intellektuellen Neuen Rechten ein hohes Ansehen. Anlässlich seiner erneuten Inhaftierung hatten Neonazis in Dessau für Freitag zu einer Solidaritätsaktion in Form einer Mahnwache aufgerufen. Angekündigt wurde dies von den „Freien Nationalisten Dessau“.

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