„Honour & Pride“ will wieder aktiv werden
Für den 25. Mai ist ein Rechtsrock-Konzert mit sechs Bands an unbekanntem Ort „in Deutschland“ angekündigt – der Domaininhaber der „Skinhead-Party“, die dafür die Werbetrommel rührt, hat gerade das baufällige Schloss Germersleben in Sachsen-Anhalt erworben.
Die Grenze zwischen angeblich unpolitischen Skinhead-Konzerten und Rechtsrock-Auftritten ist fließend: Das beste Beispiel dafür liefert immer wieder das Musiknetzwerk von „Honour & Pride“ (H&P), das seit dem Deutschland-Verbot von „Blood&Honour“ im Jahr 2000 nicht nur mit ähnlichem Namen und in seiner ähnlichen Optik des Logos als veranstaltende Ersatzorganisation für zahlreiche braune musikalische Events verantwortlich zeichnet. Als Kopf der H&P-Aktivitäten gilt Oliver Malina aus der winzigen Gemeinde Nienhagen, ein Ortsteil von Schwanebeck bei Halberstadt (Sachsen-Anhalt).
Malina ist auch der Domaininhaber für die Homepage mit dem Namen „Skinhead-Party“, die die Werbetrommel für Konzertereignisse rührt, wie eines gerade mal wieder für den 25. Mai angekündigt wird. Sechs Bands sollen auftreten. Der genaue Ort wird nicht genannt, doch das Konzert sei in Deutschland angemeldet und zentral gelegen, wird interessierten Besuchern mitgeteilt. Einlass werde nur ab 18 Jahren gewährt und nur gegen ein im Vorverkauf erworbenes Ticket, heißt es weiter mit dem Hinweis, dass es keine Abendkasse geben soll. Als Logo taucht der von „Honour & Pride“ verwendete Kopfhörer tragende Totenkopf auf, was keinen Zweifel lässt, welche Gruppierung hinter der Veranstaltung steckt.
Denkbare Örtlichkeit für künftige Konzerte
Der ursprünglich aus Niedersachsen kommende Malina, den man auch schon mal auf Neonazi-Demonstrationen wie etwa in Bad Nenndorf antrifft, scheint sich in Sachsen-Anhalt inzwischen sehr wohl zu fühlen. Gerade ist bekannt geworden, dass er vor noch nicht einmal drei Wochen bei einer Versteigerung durch das Amtsgericht Oschersleben für minimale 12 000 Euro das nach einem Brand baufällige Schloss Groß Germersleben erworben hat. Für Malina weitaus interessanter als das aus dem 16. Jahrhundert stammende Barockgebäude könnte sich das anhängende Grundstück mit 48 000 Quadratmeter Größe (eine Fläche so groß wie beinahe fünf Sportplätze) erweisen – eine denkbare Örtlichkeit für künftige Konzerte.
Seit 2007 haben solche Großkonzerte – etwa mit der einschlägigen rechtsgerichteten Hooligan-Band von „Kategorie C“– mit zum Teil weit über 1000 Besuchern auf dem Privatgelände „Alte Hopfendarre“ am Nienhagener Woltersweg stattgefunden, wo selbst gerade mal kaum mehr als 400 Einwohner ihr Zuhause haben. In einer initiierten Bürgerabstimmung haben sich erst im vergangenen November 75 Prozent der dortigen Bewohner gegen Rechtsrock-Konzerte ausgesprochen – die restlichen 25 Prozent allerdings auch dafür. Der Betreiber der „Alten Hopfendarre“ versicherte nach dem Votum, er werde sein Areal künftig für keine Rechtsrock-Veranstaltungen mehr zur Verfügung stellen. Im nicht einmal 20 Kilometer entfernten Germersleben könnte Malina nun passenden Ersatz für seine Absichten gefunden haben. Der Termin der Schloss-Ersteigerung und das jetzige Bewerben des Großkonzerts lassen dies jedenfalls vermuten.
„Endstufe“ bereits im Mai vergangenen Jahres in Nienhagen
Malina und Co. konnten sich in der Vergangenheit behördlich immer sehr sicher fühlen. Nach der Anmeldung einschlägiger Konzerte erfolgten zwar Auflagen, keinesfalls aber Verbote. Zum wiederholten Mal taucht auf Malinas Bandliste die Kombo „Endstufe“ aus Bremen auf, die bereits auf ihr 32-jähriges Bestehen zurückblickt. Aus Hamburg-Bergedorf stammt die fünfköpfige Band „Abtrimo“. Beworben wird ihre Musik in der rechten Szene auch als „RAC“, soll heißen Rock Against Communism. Die mit deutschen und englischen Stücken auftretenden „Kommando Skin“ kommen aus Stuttgart und existieren unter diesem Namen seit nunmehr 14 Jahren. Das 2002 vom Trio erschienene Album „Die Ruhe vor dem Sturm“ landete auf dem Index. Komplettiert wird die Konzertbesetzung mit „Short Cropped“ aus Belgien, „The Wrongdoers“ aus Finnland sowie dem Trio von „Brassic“ aus den USA.
Letztere traten bereits im vergangenen Jahr ebenfalls Ende Mai wie auch „Endstufe“ in Nienhagen bei einer so genannten „European Skinhead-Party“ auf. Im Vorjahr wurden im Merchandising-Feld speziell für das Ereignis entworfene T-Shirts angeboten. Bei Polizeikontrollen der aus ganz Europa und sogar aus den USA anreisenden Besucher wurden nach Angaben der Ordnungshüter im Mai 2012 etliche zur Schau getragene nationalsozialistische Symbole entdeckt, die dann abgeklebt werden mussten.