Holocaustleugner Rigolf Hennig gestorben
Der Rechtsextremist, Szene-Publizist, Reichsbürger und justizbekannte Holocaustleugner Rigolf Hennig ist am Wochenende gestorben.

Den Tod des „großen Kamerad[en]“ beklagen seit dem späten Sonntagnachmittag verschiedene Neonazi-Kanäle und der NPD-Bundesvize Thorsten Heise. Laut dem NPD-Funktionär und langjährigen Mitstreiter Hennigs starb der 86-Jährige in der Nacht zum 19. März. „Er wird uns stets Vorbild für Anstand und Treue bleiben. Sein Vermächtnis ist das Deutsche Reich“, hieß es dazu weiter. Der Anwalt Martin Kohlmann, Chef der „Freien Sachsen“, teilte mit: „Ein großes Licht ist erloschen.“
Hennig soll schon im Südtiroler „Freiheitskampf“ beziehungsweise „Aufstand“ engagiert gewesen sein, aus dem unter anderem Sprengstoffanschläge in der norditalienischen Provinz resultierten. Er arbeitete als Arzt, zudem war er seit den 1980er Jahren auch parteipolitisch aktiv: für „Die Republikaner“ (REP), die „Deutsche Liga für Volk und Heimat“ (DLVH), die NPD und in weiteren Netzwerken. Bei den Kommunalwahlen 2006 und 2011 zog er als NPD-Kandidat in den Verdener Stadtrat und den Kreistag des Landkreises Verden (Niedersachsen) ein.
„Stimme des Reiches“ und Landolf Ladig
Aufsehen erregte Hennig durch seine publizistischen Arbeiten in unterschiedlichen Medien des rechten bis rechtsextremen Spektrums. Er selbst wirkte am „Reichsboten“ mit. „Volk in Bewegung – Der Reichsbote“ wurde später im Verlag von Thorsten Heise publiziert. Nachdem dem AfD-Politiker Björn Höcke vorgeworfen worden war, in der Neonazi-Zeitung als Landolf Ladig publiziert zu haben, präsentierte NPD-Mann Heise 2017 seinen Mitstreiter Rigolf Hennig. Nicht Höcke, sondern Hennig habe die Ladig-Texte verfasst, hieß es dazu. Zu jener Zeit hatte Hennig schon juristischen Ärger wegen Mitwirkens an der Zeitschrift „Stimme des Reiches“.
Infolge seiner „Reichsbürger“-Aktivitäten und später auch dem Relativieren, Bestreiten und Leugnen des Holocausts war Hennig seit Ende der 1990er Jahre mehrfach mit der Justiz in Konflikt geraten. Wegen der Publikation „Stimme des Reiches“ kam es zu Hausdurchsuchungen. Das Amtsgericht Verden verurteilte Hennig 2017 wegen mehrerer Artikel in dem Blatt zu 18 Monaten Haft ohne Bewährung.
Bewährungs- statt Haftstrafe
Laut Bericht in den Zeitungen der Mediengruppe Sykener Kreiszeitung hat das Landgericht Verden im März 2019 dieses Urteil jedoch in einem Berufungsverfahren abgeändert. Hennig wurde nun wegen Volksverhetzung in vier Fällen unter Einbeziehung eines früheren Urteils zu einer 20-monatigen Bewährungsstrafe verurteilt.
Aktiv war Rigolf Hennig auch in der „Europäischen Aktion“ (EA), einem Netzwerk von Geschichtsrevisionisten und Holocaust-Leugnern. Die EA, deren deutscher Landesleiter er war, hatte sich 2017 aufgelöst. Zuvor waren wegen Bildung einer kriminellen Vereinigung Ermittlungen gegen mehrere EA-Protagonisten eingeleitet worden.