Udo Walendy

Holocaust-Leugner verstorben

Der seit den 1960er Jahren einschlägig aktive Geschichtsrevisionist und Holocaust-Leugner Udo Walendy ist im Alter von 95 Jahren verstorben. Mit Walendy ist einer der letzten Szene-Propagandisten der NS-Erlebnisgeneration abgetreten.

Freitag, 18. November 2022
Anton Maegerle
In zahlreichen Szene-Kanälen wird der Tod Walendys bedauert.
In zahlreichen Szene-Kanälen wird der Tod Walendys bedauert.

Szene-Angaben zufolge starb das NPD-Gründungsmitglied (1964), von 1965 bis 1972 Mitglied im NPD-Parteivorstand, in der Nacht zum 17. November. Der mehrfach wegen Volksverhetzung verurteilte und knasterfahrene ehemalige nordrhein-westfälische NPD-Landesvorsitzende war über Jahrzehnte hinweg einer der wichtigsten rechtsextremen Propagandisten in der Bundesrepublik. Während seiner Inhaftierung wurde Walendy von der „Hilfsorganisation für nationale politische Gefangene und deren Angehörige e.V.“ (HNG), dem damals mitgliederstärksten Neonazi-Zusammenschluss in der Bundesrepublik, betreut. Sein 1963 von ihm gegründeter „Verlag für Volkstum und Zeitgeschichtsforschung“ in Vlotho an der Weser bot „Grundlagenliteratur für jeden nationalen Aktivisten als wichtige Argumentationshilfe in der Auseinandersetzung mit dem Gegner“.

„Unsterblich“, so die NS-nostalgische Schrift „Ein Fähnlein“, habe sich Walendy als Autor von „Wahrheit für Deutschland“ und den „Historischen Tatsachen“ gemacht. Der erste Satz im Klappentext des Buches „Wahrheit für Deutschland - die Schuldfrage des Zweiten Weltkrieges“ lautete: „Die These von der Schuld Deutschlands am Ausbruch des Zweiten Weltkriegs IST WIDERLEGT“. In den sogenannten „Historischen Tatsachen“ wurde gebetsmühlenartig der industriell betriebene Holocaust an den Juden „bezweifelt“. In Walendys Verlag ist u.a. das Buch „Vom Stab Heß zu Dr. Goebbels“ von Willi Krämer, Mitarbeiter im NS-Reichspropagandaministerium, erschienen.

Umtriebiger Referent

Zeitweilig war Walendy einer der gefragtesten Referenten im rechtsextremen Lager. Auftritte hatte er u.a. beim Bund für Gotterkenntnis (BfG), dem Deutschen Kulturwerk europäischen Geistes (DKEG), der Freiheitlichen Deutschen Arbeiterpartei (FAP), der Gesellschaft für freie Publizistik (GfP), dem Freundeskreis Ulrich von Hutten, der „Jungen Landsmannschaft Ostpreußen“ (JLO) oder bei Treffen des „Leser- u. Freundeskreises“ der militant antisemitischen Hetzpostille „Die Bauernschaft“. Auch auf internationaler Bühne trat Walendy in Erscheinung, u.a. als Referent beim „Institute for Historical Review“ (IHR). Daneben gehörte er dem „Editorial Advisory Committee“ der IHR-Zeitschrift „The Journal of Historical Review“ an.

Am 23. März 1991 zählte Walendy neben den Holocaust-Leugnern Fred Leuchter, Jürgen Rieger, David Irving u.a. zu den Rednern einer „"Mahnwache“ von 300 Anhängern der „Auschwitzlüge“, die vor dem Deutschen Museum in München organisiert worden war. 2008 wurde Walendy zum neuen Vorsitzenden des „Vereins zur Rehabilitierung der wegen Bestreitens des Holocaust Verfolgten“ (VRBHV) gewählt.

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