Holocaust-Leugner der ersten Garde

Der fanatische französische Revisionist Robert Faurisson ist im Alter von 89 Jahren gestorben. Die Meldung von seinem Tod trieb Rechtsextreme unverzüglich an die Tasten.

Dienstag, 23. Oktober 2018
Anton Maegerle / Hans Stutz

Mehrmals einschlägig verurteilt, bis in seine letzten Tage als fanatischer Holocaust-Leugner aktiv, verstarb der Franzose Robert Faurisson, 89-jährig, am Sonntag an seinem Wohnort Vichy.

Noch diese Woche hätte Faurisson (Jg. 1929) wieder vor Gericht erscheinen sollen. Angeklagt des Bestreitens von Verbrechen gegen die Menschlichkeit, hätte er das Urteil anhören müssen für drei Texte, die er 2013 und 2014 auf seiner Homepage veröffentlich hatte.

Die Existenz von Gaskammern bestritten

Erstmals trat Faurisson, damals Literaturprofessor an der Universität Lyon, vor 40 Jahren an die Öffentlichkeit. In einem Beitrag in der französischen Tageszeitung „Le Monde“ bestritt er 1978 die Existenz von Gaskammern in den Vernichtungslagern: „Es gab in den deutschen Konzentrationslagern keine Gaskammern zur Menschentötung!“. Später bezeichnete er „Gaskammern“ als „Schwindel“ und „die größte Lüge des 20. Jahrhunderts“. Der „Le Monde“-Beitrag erntete große Entrüstung. 

Seit diesem Zeitpunkt gehörte Faurisson zur ersten Garde der kleinen internationalen Szene der Holocaust-Leugner. Die revisionistische Schriftenreihe „Kritik. Die Stimme des Volkes“ des Alt-Nazis Thies Christophersen bejubelte Faurisson als „ersten Revisionisten in der Welt, der es unternahm, die Frage der angeblichen Hitlerischen ‘Gaskammern‘ aus der Sicht der Physik und der Chemie zu untersuchen“.

Solidarität von deutschen Rechtsextremisten

1992 wurde Faurisson von der zweiten Kammer des Berufungsgerichtshofes in Paris zu einer hohen Geldstrafe verurteilt. Faurisson war der erste Franzose, der in seinem Heimatland wegen öffentlicher Leugnung der Massenvernichtung in den deutschen KZs verurteilt wurde. Erst im Juli 1990 wurde der Tatbestand der Verleugnung von Verbrechen gegen die Menschlichkeit erstmals ins französische Strafrecht aufgenommen. 

Bundesdeutsche Rechtsextremisten, darunter die Monatszeitschrift „Nation + Europa“, riefen nach der Verurteilung von Faurisson zur Solidarität auf: „Er braucht die Hilfe aller Revisionisten und auch all jener, die der Freiheit der wissenschaftlichen Forschung und der Meinungsfreiheit verpflichtet sind.“

Den pseudowissenschaftlichen „Leuchter-Report“ initiiert

Der „Holocaustzweifler“, „Symbolfigur des französischen Revisionismus“, so die „Junge Freiheit“ im Jahr 1994 über Faurisson, hielt auch Kontakt zu dem deutschen Auschwitz-Leugner Germar Rudolf. Rudolf kündigte mit Schreiben an Faurisson vom 27. Juli 1992 (liegt bnr.de vor) den Versand des „Rudolf-Gutachtens“ an. Das Pamphlet sollte der Holocaust-Leugnung einen wissenschaftlichen Anstrich geben. Vor Gericht trat Faurisson als Zeuge für Ernst Zündel auf, der in Kanada wegen Holocaust-Leugnung angeklagt war, und initiierte in diesem Zusammenhang den pseudowissenschaftlichen „Leuchter-Report“.

1998 urteilte ein Amsterdamer Gericht, dass das „Tagebuch“ der Anne Frank bei Strafe nicht mehr als Fälschung bezeichnet werden darf. Die Anne-Frank-Stiftung hatte gegen ein Buch von Faurisson geklagt, in dem dieser behauptete, das „Tagebuch“ sei nicht von Anne Frank verfasst worden, sondern von ihrem Vater nach Ende des Zweiten Weltkrieges.

Bekundungen von Jean-Marie Le Pen und Philippe Brennenstuhl

Die Meldung von Faurissons Tod trieb Rechtsextreme unverzüglich an die Tasten. Jean-Marie Le Pen, der langjährige Vorsitzender des Front National (heute Rassemblement National), verbreitete in einer Medienmitteilung: Er habe Faurisson zwar nicht gekannt, doch sein Fall belege „exemplarisch den Niedergang der Meinungsäußerungsfreiheit in Frankreich". Und in der Schweiz attestiert Philippe Brennenstuhl, Präsident der „Parti Nationaliste Suisse“ (PNS), dem Verstorbenen: „Verpflichtet der Wahrheit und Gerechtigkeit“ sei er seinen Überzeugungen treu geblieben trotz den widrigen Umständen, der Repression und feiger Attacken. Und er tröstet sich, Faurissons Schriften würden „bleiben“, wie auch „seine Zeugnisse“.

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