HoGeSa schließt die Reihen

Während die Pegida-Demonstrationen in Dresden zuletzt von Woche zu Woche größer wurden, machen die „Hooligans Gegen Salafisten“ Winterpause – jedenfalls was öffentliche Aktionen anbelangt. Der nächste größere HoGeSa-Aufzug sollte erst Ende Februar stattfinden, jetzt ist aber bereits doch für Mitte Januar eine Kundgebung geplant.

Dienstag, 23. Dezember 2014
Tomas Sager

Bereits nach den Aktionen Ende Oktober in Köln und Mitte November in Hannover war vermutet worden, dass die nächsten Aufmärsche der Hool-Truppe im Osten und Süden der Republik folgen würden. Ostdeutschland bietet sich wegen der unübersehbaren Affinität größerer Teile der lokalen „Fan“-Szenen zur extremen Rechten an, ob in Rostock, Berlin, Leipzig, Dresden oder weiteren Städten. In Süddeutschland können die HoGeSa-Akteure auf gewachsene Strukturen rechter Hooligans unter anderem in Mannheim, Pforzheim oder Kaiserslautern bauen.

Die Vermutungen, wohin die Reise demnächst gehen könnte, haben sich als richtig erwiesen: Die „Hooligans Gegen Salafisten“ kündigen inzwischen auf ihrer Internetseite an, die nächste Demonstration werde im Februar „im Raum Osten“ stattfinden, nach aktuellem Stand am 28. Februar. Wo genau, ist nicht bekannt. „Wir haben derzeit 3 Orte in der engeren Wahl“, schrieb einer aus dem achtköpfigen „Orga-Team“ der Hooligans in einem neu eingerichteten Forum der Szene. Im April soll dann eine weitere Aktion in Süddeutschland folgen. Die mehr als dreimonatige Demo-Pause zwischen Mitte November und Ende Februar begründen die Rechts-Hooligans fast schon fürsorglich: „Wenn wir uns im Schnee treffen oder totaler Kälte und dann unter Umständen eingekesselt werden und mit Wasserwerfern attackiert werden, riskieren wir die Gesundheit aller Teilnehmer.“

Weniger fürsorglich waren die Rechts-Hooligans bei ihrer Kölner Aktion mit der Gesundheit der dort eingesetzten Polizisten umgegangen. Knapp 50 Beamte waren dort verletzt worden. Wie der Kölner „Express“ in der vorigen Woche meldete, liegen der Staatsanwaltschaft der Domstadt inzwischen 265 Strafanzeigen im Zusammenhang mit der Demo vor: wegen Körperverletzungsdelikten, Verstößen gegen das Versammlungsgesetz, Sachbeschädigungen, Beleidigungen und Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte.

Bei anderen „Rettern des Abendlandes“ mitlaufen

Unumstritten scheint die lange Demo-Pause, in der der Schwung erlahmen könnte, intern nicht zu sein. Überlegt wird derzeit, am 17. Januar eine weitere Aktion zu starten: „Ob es eine Demo wird oder etwas anderes steht noch nicht fest.“ Derweil gehen die Arbeiten hinter den Kulissen weiter. Verbunden waren sie mit schweren internen Konflikten bis hin zu Abspaltungen. „In den letzten Tagen haben viele Probleme und Gerüchte, sowie gegenseitiges Aufhetzen dazu geführt, dass sich eine Spaltung ergeben hat“, beklagte sich einer der führenden Akteure unlängst. Einzelne Personen hätten es zunächst darauf abgesehen, die HoGeSa an sich zu reißen und dann „über Intrigen und Provokation versucht, das Schiff HoGeSa sinken zu lassen“. Trotz der Querelen wollen die Drahtzieher der HoGeSa noch in diesem Jahr einen eingetragenen Verein gründen, um – so jedenfalls der Plan – ein Spendenkonto einrichten und mit „offiziellen Facebook-Seiten“ operieren zu können. Bisher hatten die interne Kommunikation und die Werbung für eigene Veranstaltungen darunter gelitten, dass die HoGeSa-Seiten in dem sozialen Netzwerk ebenso rasch wie regelmäßig gelöscht wurden.

Untätig bleiben müssen auch die HoGeSa-Anhänger in diesen Wochen nicht. „Gerne können auch Ho.Ge.Sa Sympathisanten, die Demo anderer Initiativen besuchen“, gestand  ihnen einer aus dem „Orga-Team“ zu und dachte dabei offenbar an die Kundgebungen der „Patriotischen Europäer gegen die Islamisierung des Abendlandes“ in Dresden und der Pegida-Ableger andernorts. Schließlich stehe „die Sache“ im Vordergrund, so das „Orga-Team: „Wir möchten diesem nicht entgegen stehen, es geht ja um Deutschland und die Probleme, die hier herrschen.“ Der ausdrücklichen Aufforderung, bei anderen „Rettern des Abendlandes“ mitzulaufen, hätte es freilich nicht bedurft. Schon bisher mischen rechte Hooligans und HoGeSa-Sympathisanten bei den Veranstaltungen von Pegida & Co. mit.

In Dresden etwa sind Mitglieder der Hooligangruppen „Faust des Ostens“ und „Hooligans Elbflorenz“ ebenso mit von der Partie wie „Problemfans“ des heimischen Drittligisten Dynamo. Bei der Düsseldorfer Dügida-Filiale führt Alexander Heumann Regie, der im November bei der HoGeSa-Aktion in Hannover als Redner aufgetreten war. Unter den rund 500 Teilnehmern einer Dügida-Veranstaltung waren auch zahlreiche Hools, von denen ein Teil mit „Ruhrpott-Hooligans!“-Gegröle das Veranstaltungsgelände geentert hatte. In Kassel organisiert Michael Viehmann die Kagida-Aktionen, AfD-Mitglied wie sein Düsseldorfer Kollege Heumann. Bei den HoGeSa-Aktionen in Köln und Hannover war Viehmann unter den Teilnehmern, in Hannover gar als Ordner. Für die HoGeSa-Anhänger aus Nordhessen koordinierte er die Anreise in die niedersächsische Landeshauptstadt. In Rostock kann der dortige Pegida-Ableger Rogida auf die Unterstützung von HoGeSa-Fans bauen.

„Solidaritätsveranstaltung“ mit Rechtsrock-Bands

Das HoGeSa-„Orga-Team“ beklagt sich derweil wieder einmal, man werde „in der Medienwelt weiterhin als radikal und nazistisch dargestellt“. Zu Unrecht, beteuern die Rechtsaußen-Hooligans. Tatsächlich ist ihre Abgrenzung zur extremen Rechtem aber nach wie vor alles andere als scharf. Mit Bands aus dem Rechtsrock-Bereich will HoGeSa Anfang des Jahres sogar Kasse machen. Für den 24. Januar ist eine „Solidaritätsveranstaltung“ im „Ruhrpott West“ geplant, von deren Erlös – 22 Euro soll der Eintritt kosten – Flugblätter, Plakate, Anwalts- und Gerichtskosten bezahlt werden sollen.

Drei Musik-Acts sind vorgesehen. Auftreten sollen der Sänger der Rechtsrock-Combo „F.i.e.L.“ („Fremde im eigenen Land“), das ebenfalls aus diesem Spektrum stammende Liedermacher-Duo „A3stus“ sowie die Hool-Band „Kategorie C – Hungrige Wölfe“. Von ihr stammt ein Song, der zu einer Art Hymne für HoGeSa geworden ist – spätestens seitdem der „Kategorie C“-Sänger vor der Randale-Aktion in Köln mit Liedzeilen wie „Heute schächten sie Schafe und Rinder, morgen vielleicht schon Christenkinder“ die Stimmung angeheizt hatte. Dass die HoGeSa-Organisatoren behaupten, zwischen Islam und Islamismus unterscheiden zu wollen, interessiert „Kategorie C“ nicht, wenn es in jener Hool-Hymne heißt: „Islam will keinen Frieden, sondern Gottes Sklaverei, ein ganzes Leben lang. Ihr werdet nicht mehr frei!“ Das kommt an in der Szene – nicht bemüht, aber unglaubwürdig klingende Differenzierungen.

Daher überrascht es auch nicht, dass in Hool-Kreisen gefordert wird, nach einer größeren Halle für das Soli-Konzert zu suchen: Ein Saal für 250 Zuhörer werde nie und nimmer reichen. Dass das Konzert tatsächlich am gewünschten Ort stattfindet, ist freilich nicht garantiert: „Kategorie C“ musste in der Vergangenheit wiederholt Konzerte, die im westlichen Ruhrgebiet angekündigt waren, zwangsweise nach Belgien oder in die Niederlande verlegen, weil die Band im Revier nicht willkommen war.

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