HDJ, Kameradschaft & Hammerskins – Rechtsextreme Unterwanderung der Neubrandenburger „Fight-Night“?

Am 5. Februar findet zum fünften Mal die „Neubrandenburger Fight Night“ statt. Veranstaltet durch den „Fightclub Neubrandenburg“ sollen sich zahlreiche Kämpfer in diversen "Free-Fight"-Disziplinen brutale Duelle liefern. Sechs Kämpfer werben auf Handzetteln und Plakaten für die Veranstaltung. Darunter mit Denis Tomzek und Silvio Dahms offenbar mindestens zwei mit angeblichen Kontakten zur NPD und rechtsextremen Kameradschafts- und Skinheadszene. Erste Sponsoren wenden sich ab. Der Fightclub distanziert sich.

Donnerstag, 03. Februar 2011
Julian Barlen
HDJ, Kameradschaft & Hammerskins – Rechtsextreme Unterwanderung der Neubrandenburger „Fight-Night“?
kbp-ducherowBesonders offenkundig – so die Vorwürfe gegen besagte Kämpfer – sei die große Tätowierung auf der Brust von Silvio Dahms. Mit Runen, Weltenbaum und Zahnrad trage Dahms Symbole, die in exakt der Form auch im Logo des Kameradschaftsbundes Ducherow zu finden seien, so übereinstimmende Berichte. Die Kameradschaft Ducherow ist wiederum eine der vier großen, konspirativ arbeitenden Kameradschaften unter dem Dach des „Sozialen und nationalen Bündnis Pommern“.

Denis Tomzek hingegen sei am 1. Mai 2010 aktiv bei der NPD-Demonstration in Rostock in Erscheinung getreten und habe zudem in der Vergangenheit Kontakte zur mittlerweile verbotenen „Heimattreuen Deutschen Jugend“ (HDJ) gepflegt. Unter anderem habe Tomzek 2006 auch für einen Kalender der HDJ posiert. „Freefight-Champion“ Tomzek trägt ebenfalls eine Tätowierung, die Fragen aufwirft. Auf seinem Rücken kreuzen sich zwei Hammer auf einem abgewandelten Keltenkreuz: dem Symbol der Hammerskin-Bewegung sehr ähnlich. Hammerskins sind eine neonazistische, für eine straffe Führung und extreme Brutalität bekannte Neonazi-Organisation mit Ursprung in den USA. 

Das örtliche Bündnis „Neubrandenburg bleibt bunt“ zeigte sich angesichts einer etwaigen Unterwanderung der Veranstaltung durch Rechtsextreme schockiert. Landtagspräsidentin Sylvia Bretschneider (SPD), selber Mitglied im Neubrandenburger Bündnis, habe laut Informationen des Nordkuriers derweil die zahlreichen Sponsoren der „Fight-Night“ über den Sachverhalt unterrichtet. Sie sehe es als ihre Pflicht, Informationen weiterzuleiten, damit etwaige Geldgeber die Gelegenheit hätten, sich zu positionieren. Auch die Bürger müssten wissen, wem sie da zujubelten, so Bretschneider gegenüber der Presse. Erste Sponsoren – wie beispielsweise das örtliche „Jack Wolfskin“-Geschäft – hätten laut Nordkurier bereits ihr Bedauern geäußert, durch Ihr Auftreten als Sponsor auf Plakaten und Flyern mit ggf. rechtsextremen Inhalten in Verbindung gebracht zu werden.

Der NDR meldet indessen, dass die Veranstalter der „Fight-Night“ offenbar kalte Füße bekommen und sich von nationalistischen und rechtsextremen Tendenzen distanzieren. Gegenüber NDR 1 Radio MV räumten sie Fehler bei der Vorbereitung ein. Man wolle sich politisch nicht vereinnahmen lassen.

Zumindest in Teilen der NPD-Fraktion im Landtag von M-V finden die Free-Fight-Spektaktel keinen Gefallen. Fraktionschef Pastörs hob unlängst zu einer Kritik an, da die Kämpfe etwas seien, was nicht in "unseren Kulturkreis" passe. Sie seien "widerlich, unästhetisch, unkultiviert, primitiv." Pastörs widersprach damit in einer Landtagssitzung in aller Deutlichkeit dem Vize-Fraktionschef der NPD, Tino Müller, der die Kämpfe als "Disziplin und Manneszucht" fördernd lobte.
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