Hassmusik mit „Blood&Honour“

Das international aufgestellte neonazistische „Blood&Honour“-Netzwerk arbeitet grenzüberschreitend. Im nun veröffentlichten Jahresprogramm werden auch zwei Auftritte in „East-Germany“ angekündigt.

Mittwoch, 18. Januar 2017
Horst Freires

Das im Jahr 2000 für Deutschland ausgesprochene Verbot von „Blood&Honour“ stört die Aktivisten dabei offenbar wenig. Im Gegenteil: Deutschland bleibt Bestandteil der Planungen, speziell im Bereich der Organisation von braunen Konzert- und Musik-Events. Besonders deutlich wird dies durch das nun über die B&H-Sektion Ungarn veröffentlichte europäische Jahresprogramm, bei der zweimal auch „East-Germany“ aufgeführt wird.

Zum einen wird auf  mehrere Auftritte der baden-württembergischen Band „Naked but Armed“ hingewiesen, die für den 28. bis 30. April terminiert sind. Auf ihrer Facebook-Seite spricht die Band von einer Tour durch „Dunkeldeutschland“. Ferner laufen Planungen für den 26. und 27. Mai, die beiden Tage unmittelbar nach Himmelfahrt.

B&H-Strukturen werden fortwährend genutzt

Die nun veröffentlichte Liste geht aber auch auf ritualisierte und sich jährlich wiederholende Konzerte ein, allen voran das Gedenken an den B&H-Gründer Ian Stuart Donaldson im September des Jahres in Großbritannien und Frankreich. Donaldson, Frontmann der Band „Skrewdriver“, hatte B&H in den 80er Jahren aus der Taufe gehoben. 1993 starb er bei einem Verkehrsunfall und ist seitdem eine Ikone in der braunen Musikszene. Ab 1994 gab es auch eine umtriebige B&H-Unterorganisation in Deutschland, die zeitweise bis zu 20 regionale Sektionen besaß. Rechtsextremismus-Experten haben wiederholt darauf hingewiesen, dass trotz des Verbots die aufgebauten Strukturen fortwährend genutzt werden. Der Hinweis auf „East-Germany“ kommt nicht von ungefähr, finden dort doch die zahlenmäßig meisten Rechtsrock-Konzerte statt.

Auch im europäischen Ausland sind deutsche Rechtsrock-Bands ein fester Bestandteil von braunen Musikveranstaltungen – bnr.de berichtet regelmäßig darüber. Eine deutsche Beteiligung ist beispielsweise bereits beim „Defend Europe“-Konzert am 18. März Gewissheit. Bisher wurde es noch mit „Western Europe“ beworben, laut nun vorliegender Liste soll es aber in Frankreich stattfinden. Dort gelistet sind die Bands „Heiliger Krieg“ aus Baden Württemberg, „Blitzkrieg“ aus dem Raum Chemnitz sowie „Division Germania“, hinter der Andreas Koroschetz aus Mönchengladbach steckt. Letzterer unterstreicht noch einmal, dass die Rivalitäten zwischen der „Blood&Honour“-Gruppierung und den „Hammerskins“ der Vergangenheit angehören. Koroschetz war bis dato bekannt für seine Hinwendung zum ebenfalls international agierenden „Hammerskin“-Netzwerk.

Start mit „London Calling“ am 28. Januar

Offiziell wurde ein erstmals organisationsübergreifendes gemeinsames musikalisches Event beider Neonazi-Netzwerke bereits am 19. November 2016 in Mailand unter dem Motto „Europe Awake“ auf die Beine gestellt. Mit von der Partie war unter anderem „Frontfeuer“ aus Beeskow (Brandenburg), ferner auch die aus Sachsen kommende Band „Blitzkrieg“.

Die Veranstaltungsaufzählung der B&H-Events startet  mit der alljährlichen Reihe „London’s Calling“ am 28. Januar, dann fehlt auch nicht der „Tag der Ehre“ am 11. Februar in Budapest (Ungarn). Weitere neonazistische Musikveranstaltungen sind im Laufe des Jahres für Schweden, die Niederlande, Slowenien, Portugal, Kroatien, Belgien, Portugal und Bulgarien geplant. Auch in Italien agiert „Blood&Honour“ regelmäßig. So wird die sechste Auflage der „White Kriminals Party“ Anfang Mai im Raum Bologna beworben, bei der neben anderen Bands auch „Endstufe“ aus Bremen angekündigt werden.

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