Hakenkreuze bei der Beerdigung

An der Beisetzung des russischen Neonazi-Kaders Maxim „Tesak“ Martsinkevich Wochenende in Moskau nahmen zahlreiche Gesinnungskameraden teil.

Mittwoch, 07. Oktober 2020
Rudolf Kleinschmidt

Der am 16. September verstorbene Neonazi Maxim „Tesak“ Martsinkevich, der im Gefängnis Selbstmord begangen haben soll, (bnr.de berichtete) wurde am Wochenende in Moskau auf dem Kunzewoer Friedhof beigesetzt. An dem unter Polizeipräsenz und Sicherheitsvorkehrungen stattfindenden Begräbnis nahmen laut Pressemeldungen mehrere hundert Menschen teil. Neonazistische Telegram-Kanäle sprechen gar von vierstelligen Teilnehmerzahlen. Sie kamen mit Blumen und Bildern von „Tesak“, angelegt wurden unter anderen auch Kränzen und Schleifen mitHakenkreuzen und SS-Totenköpfen.

Sein Anwalt Alexei Mikhalchik erklärte, dass der Leichnam Martsinkevichs den Eltern erst am Tag der Beerdigung übergeben wurde, eine unabhängige Expertin soll ihn in Augenschein genommen haben. Mikhalchik verteidigte in der Vergangenheit auch einen der am Mord an der Journalistin Anna Politkovskaya Verdächtigten. Der Leichnam Martsinkevichs soll Spuren von Misshandlungen aufweisen.

Erbe aus Hassreden, Gewalt und viraler Popularität

Martsinkevich wurde 2017 zu einer zehnjährigen Haftstrafe verurteilt, weil er und Neonazis seiner inzwischen verbotenen Restrukt-Bewegung unter dem Namen „Occupaj Narcophiliai“ in Moskau angebliche Drogenhändler mit Elektroschockern, Schlagstöcken, Eisenrohren und Benzinkanistern angriffen, schlugen, beraubten und erniedrigten und Videos davon online gestellt. Eines ihrer Opfer starb. Zuvor hatte er bereits eine Haftstrafe wegen brutaler Übergriffe auf Homosexuelle abgesessen, die er mit anderen unter dem Namen „Okkupay Pedofilyay“ beging. (bnr.de berichtete) Diese Gruppen überfielen (angebliche) Homosexuelle, misshandelten sie brutal vor laufender Videokamera stellten die Videos ins Netz. Zeitweise soll es bis zu 500 solcher Gruppen in Russland und der Ukraine gegeben haben.

„Tesak“ hinterlässt ein Erbe aus Hassreden, Gewalt und viraler Popularität. Bereits kurz nach seinem Selbstmord tauchen online Mordtheorien und Nachrufe auf, ebenso wie Bilder und Videos, die er und seine Neonazis bei ihren brutalen Übergriffen machten oder die rechtsextreme Gedenkaktionen zeigen. Dazu zählen auch zahlreiche Videos, die brutale Übergriffe und Folterungen Homosexueller zeigen.

Gedenkaktionen an verschiedenen Orten

Wie schon nach seinem Tod gab es auch am Wochenende an verschiedenen Orten Gedenkaktionen für den militanten Neonazi, zudem wurden Nachrufe sowie Bilder und Videos seiner Beerdigung vielfach hochgeladen und geteilt, so von „Blood&Honour“-Gruppierungen, der rechtsterroristischen „Wotan-Jugend“ und anderen Neonazi-Profilen verschiedener Länder. Auf deutschsprachigen Social Media-Profilen und Kanälen werden unter anderem Gedenkbilder und Fotos von Martsinkevich gepostet. Die Neonazi-Gruppe „Der III.Weg“ verbreitet über ihre Kanäle unter anderem einen Bericht über eine Neonazi-Kundgebung vor der russischen Botschaft in Kiew zum Gedenken an den militanten Neonazi, der Holocaust-Leugner Henry Hafenmayer veröffentlichte ebenfalls einen Online-Nachruf.

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