Haft für braunen Hetzredner?

Der Europawahl-Kandidat der „Rechten“ und führende Neonazi Christoph Drewer ist in den vergangenen Jahren immer wieder ins Visier der Justiz geraten. Vor dem Landgericht Dortmund musste er sich jetzt erneut wegen einer hetzerischen Rede verantworten.

Dienstag, 09. April 2019
Jennifer Marken

Christoph Drewer, langgedienter Dortmunder Neonazi, der auf Platz 9 der Europawahlliste der Minipartei „Die Rechte“ steht, machte sich als Kampfsportler durch seine militanten, Gegner bedrohenden Auftritte bei Kundgebungen einen Namen. Damit könnte es demnächst vorbei sein: Das Landgericht Dortmund verurteilte ihn jetzt – nicht rechtskräftig – zu einer 13-monatigen Gefängnisstrafe. Die Strafe soll nicht zur Bewährung ausgesetzt werden, erklärte ein Gerichtssprecher gegenüber bnr.de.

Christoph Drewer war in den vergangenen 15 Jahren mehrfach zu Haftstrafen verurteilt worden, so wegen einer antisemitischen Rede im März 2012 in Münster. Der Neonazi vermochte einige der Strafen in der Revision jedoch abzuwenden. Nun könnte ihm seine vom Journalisten Felix Huesmann filmisch dokumentiert Hetzrede vom 7. September 2015 in Dortmund doch noch zum Verhängnis werden.

„Diese Menschen“, brüllte Drewer demnach in Dortmund ins Mikrofon, „die momentan zu Tausenden in unser Deutschland strömen, sind kriminell, haben kein Benehmen und diese werden hier in unserem geliebten Vaterland ihre kriminelle Ader knallhart ausleben. Diese werden rauben, vergewaltigen und morden.“ Menschen, die sich für Flüchtlinge einsetzen, beschimpfte Drewer in seiner Rede als „geisteskranke Volksverräter“. Den deutschen Frauen, so fügte er hinzu, wünsche er „eine Vergewaltigung durch die Asylbetrüger.“ (bnr.de berichtete)

Langjährige Neonazi-Karriere

Der 1987 in Hamm geborene Christoph Drewer gehörte schon 17-jährig zur harten Neonazi-Szene. In der 2003 gegründeten „Kameradschaft Hamm“ war Drewer gemeinsam mit dem Neonazi Sascha Krolzig führend tätig. Im August 2012 wurde die „Kameradschaft Hamm“ durch das NRW Innenministerium verboten. Christoph Drewer, der heute als Bauarbeiter arbeiten soll, fiel bereits damals wegen seiner „exzessiver Gewaltausbrüche gegenüber alternativen Jugendlichen und Aktivisten“ – wie es in einer Dokumentation heißt – auf. Es kam zu militanten Angriffen mit Teleskopschlagstöcken gegen junge Gegendemonstranten, im Mai 2006 wurden zwei Jugendliche schwer verletzt. Einen Monat später wurde der damals 19-jährige Drewer inhaftiert und später verurteilt. (bnr.de berichtete)

Nach seiner Freilassung machte er, häufig gemeinsam mit seinem fünf Jahre jüngeren, gleichfalls hafterfahrenem Bruder Matthias, einem „Nazihipster“ und „Anti-Antifa“-Fotografen, weiter: beim „Nationaler Widerstand Dortmund“ sowie ab 2014 im Bundesvorstand von „Die Rechte“. Er war auch bei der Kölner HoGeSa-Kundgebung („Hooligans gegen Salafisten“) im Oktober 2014 dabei, Anfang 2015 demonstrierte er bei der griechischen Neonazi-Partei „Goldene Morgenröte“ mit.

Drewers Auftritt als Ordner im Juni 2016 beim „Tag der deutschen Zukunft“ machte bundesweit Schlagzeilen und brachte die Polizei in Erklärungsnöte, war er doch zuvor erneut in erster Instanz zu einer Haftstrafe verurteilt worden. Als Christian Worch im November 2017 überraschend sein Amt als Bundesvorsitzender der „Rechten“ niederlegte, wurde Drewer für einige Monate dessen kommissarischer Nachfolger.

Kampfsport und Hooligans

Auch an Kampfsport-Events wie dem „Kampf der Nibelungen“ war Christoph Drewer in führender Position beteiligt. Gemäß Berichten der Recherchegruppe „Runter von der Matte“ sowie der Zeitschrift „Lotta“ tritt Drewer seit Jahren beim „Kampf der Nibelungen“ (KdN) als Kämpfer (bnr.de berichtete) und in jüngster Zeit auch als Trainer auf. Auch den „NS Fightclub Bulgaria“ aus Sofia soll er regelmäßig besuchen.

Ferner baute er den rechten Fanklub „Supporters Hamm“ auf. Als Teil einer Hooligan-Gruppe trat Drewer ebenso regelmäßig bei Spielen etwa des Chemnitzer FC im Kreis der rechten „Kaotic Chemnitz“ in Erscheinung. Bei den von einer Chemnitzer Gruppe durchgeführten antisemitischen Angriffen gegen Fans des „SV Babelsberg 03“ im November 2016 soll er einem Bericht der „taz“ zufolge gleichfalls dabei gewesen sein.

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