Griechische Nazipartei in Nürnberg aktiv

Montag, 04. Februar 2013
Rüdiger Löster
FNS und griechische Faschisten Hand in Hand
FNS und griechische Faschisten Hand in Hand

Wie verschiedene Medien, darunter die Nürnberger Nachrichten und der Spiegel, sowie das Nürnberger „Bündnis Nazistopp“ berichten, haben die Nazis der "Chrysi Avgi/Goldenen Morgenröte", einer griechischen Neonazi-Partei, bereits im letzten Jahr begonnen, eine Parteizelle in Nürnberg aufzubauen. Inzwischen soll eine erste Tagung von Chrysi-Avgi-Aktivisten in Nürnberg stattgefunden haben.

Aktualisiert am 6. Februar 2013

Übersetzte Textpassagen aus der Homepage der „Chrysi Avgi“: Heute Nachmittag, den 07/01/2013, in NÜRNBERG, in DEUTSCHLAND, wurde die erste Tagung der neugegründeten ersten Zelle der goldenen Morgenröte in Westeuropa, abgehalten. Die Auslandsgriechen antworten auf die dreckigen Hippies und das Regime der demokratischen Diktatur in unserer Heimat. (...) Wir erwarten das Trompetensignal unseres Führers, NIKOLAUS MICHALOLIAKOS, um uns wie ein gewaltiger Strom auf der ganzen Erde auszubreiten und den Endsieg zu erzielen." Ziemlich antisemitisch wird es dann hier: "Also, ihr Zinswucherer versteht endlich, dass unsere Wut nicht mehr zurückgehalten werden kann. Meine Herren, Euer Ende ist so nah, dass ihr es schon spürt."
(Übersetzung von der Internetseite des „Nürnberger Bündnis Nazistopp“)

Bereits im letzten Jahr wurde auch aufgrund eines Berichtes des rechtsextremen „Freien Netz Süd“ (FNS) deutlich, dass es eine Zusammenarbeit zwischen FNS, NPD und „Goldener Morgenröte“ gibt. Eine Delegation der griechischen Nazis von der Partei "Goldene Morgenröte" war zu Gast in Nürnberg. Zusammen mit Vertretern der NPD und des "Freien Netz Süd" (FNS) wurde ein Stadtrundgang durchgeführt: "Gemeinsam wurde unter anderem das Nürnberger Opernhaus und die Verkündungsstätte der Nürnberger Rassengesetze (heute AOK-Gebäude) besucht. Auch der Deutsche Hof durfte nicht fehlen, wo einst Adolf Hitler während der Reichsparteitage in der Lebkuchenstadt sein Quartier aufschlug" berichtete das FNS auf seiner Internetseite.

Mittlerweile gibt es eine klare Reaktion der Griechischen Gemeinde Nürnbergs. Die Aktivitäten der griechischen Neonazis werden schärfstens verurteilt: "Rassistische Parolen, intolerante Botschaften und das Schüren von Fremdenfeindlichkeit, Spaltung und Ängsten haben keinen Platz in der Griechischen Gemeinde."

Der Vorsitzende der „Goldenen Morgenröte“ Michaloliakos bestritt laut Medienberichten öffentlich den Holocaust und bezeichnete Hitler in einem Interview als eine "große Persönlichkeit des 20. Jahrhunderts" (www.focus.de, 15.5.12). Funktionäre und Mitglieder seiner Partei greifen in Griechenland immer wieder Migrantinnen und Migranten an, teilweise werden die Übergriffe gefilmt und als Video im Internet präsentiert.

Für den Verband Griechischer Gemeinden (OEK) ist die Gründung der Neonazi-Zelle in Nürnberg "unerwünscht" und eine Schande für Griechenland und Europa. Der Dachverband ruft in einer aktuellen Stellungnahme die in Deutschland lebenden Griechinnen und Griechen auf, allen Versuchen von Neonazis, "Gewalt, Intoleranz und sozialen Kannibalismus" zu propagieren, eine Abfuhr zu erteilen. Auf die historische Symbolik der Gründung einer Neonazi-Zelle in Nürnberg wird verwiesen, ebenfalls auf die Morde an Migrantinnen und Migranten durch Neonazis in der Bundesrepublik.

In Deutschland lebende Griechinnen und Griechen haben inzwischen zu einer Unterschriftenaktion mit dem Titel "Nichts Goldenes an dieser Morgenröte" aufgerufen. Ein Auszug aus diesem Text, der unter anderem von den SchauspielerInnen Maria Ketikidou, Adam Bousdoukos und Kostas Papanastasiou unterschrieben worden ist:

"Wir sind erschüttert von den täglich an Brutalität zunehmenden und rassistischen Übergriffen der neonazistischen Chrysi Avgi, der sogenannten Goldenen Morgenröte. In unserem Alltag waren wir es gewohnt, über Rassismus und Gewalttaten zu reden, die wir als Migranten in Deutschland erleben, und uns dazu zu verhalten. Wir werden nie die Bilder von den
Angriffen der Neonazis auf Migranten und Flüchtlinge 1992 in Rostock vergessen, bei denen Schaulustige Beifall klatschten und die Polizei tatenlos zuschaute, während all das live im Fernsehen übertragen wurde. Wenn die Gesellschaft die Augen vor solchen Phänomenen verschließt, wundert es dann, dass Neonazi-Organisationen, wie die NSU, sich ermutigt fühlen, Migranten umzubringen? Und wie kürzlich herauskam, mit der Verwicklung des Verfassungsschutzes?

Es trifft uns und macht uns gleichzeitig wütend, dass ähnliche Ereignisse in Griechenland alltäglich geworden sind. Inzwischen können dort die Neonazis der Chrysi Avgi, sogar unter den Augen der Polizei, ungehindert zuschlagen. Wir können es nicht fassen, dass in einem Land, in dem der Faschismus Hunderttausende Opfer und tiefe Wunden hinterlassen hat, kriminelle Neonazis zu Abgeordneten gewählt wurden, ihrer Partei im Fernsehen eine Bühne geboten wird, ihnen mit Feigheit begegnet wird und sie offensichtlich mehr als unterschätzt werden."

Ergänzung 06.02.2013:
Nach den ersten Medienberichten über die Zusammenarbeit fränkischer Nazis mit der griechischen Neonazi-Partei gab es gestern ein Dementi der "Chrysi Avgi": man habe keine Kontakte zu bayerischen Neonazis. Gleichzeitig berichtet allerdings das "Freie Netz Süd" am 6. Februar 2013 auf seiner Internetseite über ein weiteres Treffen mit Vertretern der griechischen Partei in Fürth, bei dem auch der Holocaustleugner Zündel anwesend gewesen sein soll. Außerdem wird von einem Besuch fränkischer Nazis in Griechenland berichtet und Fotos von diesem Besuch gezeigt. Dabei sind Matthias Fischer (FNS, Fürth) und Sebastian Schmaus (Stadtrat der "Bürgerinitiative Ausländerstopp Nürnberg") bei einem Treffen mit dem Vorsitzenden der "Chrysi Avgi" zu sehen. Diese Treffen fanden im Parlament von Athen in den Büros der griechischen Nazis statt.

[extern]Erklärung der Griechischen Gemeinde Nürnberg e.V. vom 30. Januar 2013

[extern]Deutsche und griechische Nazis Hand in Hand in der Tradition der NSDAP

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