„Goldener Löwe“ als brauner „Hotspot“
Die Immobilie des Neonazis Tommy Frenck im südthüringischen Kloster Veßra hat überregionale Bedeutung und gehört zu den am meisten genutzten Anlaufstellen für die rechtsextreme Szene.
Der von Tommy Frenck seit 2015 im südthüringischen Kloster Veßra (Landkreis Hildburghausen) betriebene Gaststätte „Goldener Löwe“ gehört zu den am meisten genutzten Anlaufstellen für die vielschichtige rechte Szene. Das Objekt „fördert zunehmend die intensive Vernetzung innerhalb der rechtsextremistischen Szene“, urteilt das Erfurter Innenministerium auf eine Parlamentsanfrage der Linke-Abgeordneten Katharina König-Preuss nach den Aktivitäten und festgestellten Straftaten im Zusammenhang mit der Immobilie.
Um den Erwerb des Gasthofes gibt es einen immer noch nicht entschiedenen Rechtsstreit. Die Gemeinde macht ein Vorkaufsrecht wegen Denkmalschutzbelange geltend. (bnr.de berichtete) Trotz behördlicher Auflagen wie das Nutzungsverbot des Saales und eine Ausnutzung des Gasthauses für maximal 40 Besucher hat der Neonazi Frenck im Außenbereich die Möglichkeit, bis zu 400 Personen unterzubringen.
„Gasthausgespräche“ als neue Reihe
Unter diesen Voraussetzungen finden reihenweise Versammlungen, Kundgebungen, Musik-Events, Motto-Abende und andere Aktivitäten statt. Einen Schwerpunkt bilden dabei Auftritte von Liedermachern und Rechtsrock-Vertretern. Wiederholte Gastspiele gab es beispielsweise von „Lunikoff“ (Michael Regener), „Kategorie C – Hungrige Wölfe“ beziehungsweise die personalidentische Combo „Nahkampf“ sowie „Sleipnir“ oder „Ungebetene Jungs“. Im laufenden Jahr hat Frenck seine diesbezüglichen Aktivitäten allerdings deutlich zurückgeschraubt, und zwar schon vor dem Corona-Lockdown. Neu in seinem umtriebigen Wirken ist die Reihe „Gasthausgespräche“.
Auf dem Grundstück hatte die Polizei in den vergangenen Jahren immer wieder Anlass zum Einschreiten und damit einen regionalen Schwerpunkt ihrer Einsätze. In der Liste registrierter Straftaten ging es meistens um das Verwenden von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen, um Volksverhetzung, Verstöße gegen das Versammlungsgesetz, Beleidigung, Verstöße gegen das Betäubungsmittelgesetz, Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte und in einem Fall wegen Körperverletzung.
Aktivitäten von Frenck als Versammlung angemeldet
Immer wieder nutzt Frenck, der von Kloster Veßra aus auch den Onlineversand „Druck 18“ abwickelt, die Möglichkeit, seine Aktivitäten (selbst Fackelmärsche) als Versammlungen und Kundgebungen anzumelden. Dafür rückt er die Ereignisse unter die Ägide der NPD-nahen Wählergemeinschaft „Bündnis Zukunft Hildburghausen“ (BZH), die 2009 als Wählergemeinschaft angezeigt wurde. Aktuell besitzt das BZH drei Sitze im Kreistag, einer der BZH-Vertreter ist dabei Frenck selbst. Ferner verfügt das BZH über Mandate in den Gemeinde- und Stadträten von Kloster Veßra, Heldburg, Schleusingen, Henfstädt, Auengrund, Themar, Straufhain, Schleusegrund, Römhild sowie Eisfeld und damit durchaus über eine regionale Verankerung.
Aus dem Innenministerium heißt es, dass mit der besagten Immobilie in Kloster Veßra und der Nutzung einer Freifläche im benachbarten Themar im Vergleich zu anderen Thüringer Regionen bezüglich Reichweite und Mobilisierungspotenzial der hier sichtbare Bedeutungsgrad weit über die Landkreisgrenzen von Hildburghausen hinaus rage. Für die Stadt und den Landkreis Hildburghausen geht man im Ministerium von einer Personenstärke des rechtsextremistischen Spektrums im unteren dreistelligen Bereich aus. Geschätzt werde dabei ein Frauenanteil von 15 bis 20 Prozent.
„Konzertwiese“ als Austragungsstätte für Rechtsrock
Zuletzt gab es in Themar im Oktober 2019 eine Nutzung der Freifläche in Form einer Versammlung, bei der 58 Teilnehmer gezählt wurden. Der dort Ende 2017 initiierte „Thing-Kreis“ mit seinen monatlichen Vollmond-Treffen ist bereits im Sommer 2019 in den Landkreis Sonneberg übergewechselt. 2018 und 2019 war die so genannte „Konzertwiese“ auch Austragungsstätte des Rechtsrock-Spektakels „Tage der nationalen Bewegung“ mit knapp 3250 beziehungsweise 920 Teilnehmern. Im Jahr 2017 fand in Themar die zweite Auflage des braunen Musik-Festivals „Rock gegen Überfremdung“ statt. Nach Schätzungen lag die Teilnehmerzahl bei rund 6000 Neonazis.