Gewalttäter mit braunem Hintergrund
Mindestens einer der beiden Verdächtigen, die in Leipzig bei einem Streit einen 19-jährigen Iraker erstochen haben sollen, war über Jahre in der Neonazi-Szene aktiv.
Der Verdächtige Daniel K. aus Leipzig war etwa in den Jahren 2002 bis 2007 im Raum Aachen, Mönchengladbach und Düren in der Neonazi-Szene involviert. Zeitweise war er Mitglied der eng mit der NPD verwobenen Neonazi-Bande „Kameradschaft Aachener Land“ (KAL), nahm an Aufmärschen und anderen Treffen statt. Der 28-Jährige sitzt nun in Leipzig in Untersuchungshaft, weil er mit dem 32-jährigen Erfurter Marcus E. in der Nacht zum Sonntag im Zuge eines Streites einen 19-jährigen Iraker erstochen haben soll.
Der gebürtige Leipziger K., der seit Jahren einen Schlagring auf seinem Hals tätowiert hat, war 2001 aus Leipzig in die Region Aachen-Düren gezogen und hatte gehofft, Arbeit zu finden. Rasch fiel er indes wegen Trunkenheit im Straßenverkehr, Raub und Beleidigung von Polizisten bei Neonazi-Treffen in Mönchengladbach auf. Im Februar 2007 verurteilte das Landgericht Aachen K. zudem gemeinsam mit dem KAL-„Kameradschaftsführer“, René L., wegen unterlassener Hilfeleistung, weil beide nach einem Saufgelage einen „Kameraden“ nicht daran gehindert hatten, die schwangere Freundin zu misshandeln.
Auf einer Liste von inhaftierten Kameraden
Mitte 2007 folgte gegen K. zudem ein Urteil wegen einer Geiselnahme in Stolberg sowie Körperverletzung. K. war deswegen zu einer Haftstrafe von drei Jahren und drei Monaten verurteilt worden. Die Haftstrafe saß er in der Justizvollzuganstalt Waldheim ab. Im Jahre 2008 stand K. mit anderen, teilweise sehr bekannten Neonazis und Holocaust-Leugnern auf einer Liste von inhaftierten „Kameraden“. Neonazi-Gruppen riefen dazu auf, ihnen Briefe „zu schreiben, um ihnen wenigstens einen kleinen Lichtblick im grauen Knastalltag zu spenden.“
Im Mai 2010 war K. aus der Haft entlassen worden. Auch der zweite Beschuldigte, Marcus E. aus Erfurt, ist bereits mehrfach wegen diverser Gewaltstraftaten wie gefährlicher Körperverletzung und Raub vorbestraft und hat deshalb bereits Haftstrafen abgesessen. Zuletzt wurde er wegen Vergewaltigung und gefährlicher Körperverletzung zu einer langjährigen Freiheitsstrafe verurteilt, nach deren Verbüßung er erst Mitte Oktober 2010 aus der Haft entlassen worden war.
Seit dem Wochenende sitzen K. und E. in Untersuchungshaft. Ihnen wird vorgeworfen, in der Nacht zum 24. Oktober in einer Parkanlage am Hauptbahnhof in Leipzig infolge eines Streites einen jungen Iraker niedergestochen zu haben. Beide Tatverdächtigen wurden kurz darauf in Tatortnähe festgenommen. Wenige Stunden später starb das Opfer im Krankenhaus.