Geschichtsrevisionistischer „Trauermarsch“
Neonazis der Partei „Der III. Weg“ wollen am 18. Februar in Würzburg einen „Gedenkmarsch“ durchführen. Er soll als Ersatzveranstaltung für die über Jahre stattfinden braunen Februar-Aufzüge in Dresden dienen.
Die Stadt Würzburg in Unterfranken wird im nächsten Monat mit einer Neonazi-Demonstration konfrontiert. Wie die Minipartei „Der III. Weg“ auf ihrer Internetseite bekannt gibt, plant sie für den 18. Februar einen so genannten Gedenkmarsch am Hauptfriedhof. Die Aktion soll unter dem Motto „Ein Licht für Dresden“ stehen und um 15.30 Uhr stattfinden. Sie ist als Ersatzveranstaltung für die Aufmärsche in Dresden konzipiert, wo sich teilweise mehrere tausend Neonazis zum Jahrestag der Bombardierung versammelt hatten.
Die geschichtsrevisionistische Aktion in Sachsen war jahrelang ein fester Bestandteil im Terminkalender der extremen Rechten, die Teilnehmer aus dem gesamten Bundesgebiet anziehen konnte. Doch im Laufe der letzten Jahre verloren die Aufmärsche zunehmend an Relevanz, weil starker zivilgesellschaftlicher Widerstand die Durchführung der „Trauermärsche“ erheblich beeinträchtigen konnte. In der Folge blieben Neonazis den Veranstaltungen immer öfter fern und entwickelten allmählich eigene Alternativen. Statt auf eine zentrale Kundgebung, setzten sie nach den negativen Erfahrungen von Dresden verstärkt auf dezentrale Aktionen, die mit kleiner Personenzahl an verschiedenen Orten in Deutschland durchgeführt wurden.
Dabei waren bayerische Neonazis seit jeher eine treibende Kraft. Bereits im Februar 2012 richteten Aktivisten des „Freien Netzes Süd“ (FNS) im mittelfränkischen Fürth einen eigenen „Trauermarsch“ aus, der seinerzeit unter demselben Motto wie der geplante diesjährige Aufmarsch in Würzburg stand. 2013 und 2014 folgten jeweils weitere Aktionen, die in länderübergreifenden Kooperation in den beiden tschechischen Städten Ostrava und Karlovy Vary (Karlsbad) durchgeführt wurden. Inzwischen ist die Partei „Der III. Weg“ für die Neonazi-Veranstaltung verantwortlich.
Feste Neonazi-Strukturen in Franken
Die militante Organisation hat nach dem FNS-Verbot im Juli 2014 dessen Strukturen, Personal und Demonstrationen weitgehend übernommen — darunter auch die Ersatzveranstaltungen für Dresden, die 2015 in Wunsiedel erstmals unter ihrem Dach durchgeführt wurde. Nun will die neonazistische Minipartei 2017 die zweite Aktion in Eigenregie im unterfränkischen Würzburg durchführen — einer Stadt, die im Zweiten Weltkrieg selbst bombardiert wurde. Neben dieser symbolischen Bedeutung dürfte bei der Wahl von Würzburg als Veranstaltungsort aber auch die Tatsache eine Rolle gespielt haben, dass die Neonazis in der Region über feste Strukturen verfügen.
So ist „Der III. Weg“ vor Ort mit dem „Stützpunkt Mainfranken“ vertreten, der im September 2014 gegründet wurde. Sein Personal rekrutiert sich aus der ehemaligen „Kameradschaft Main-Spessart“, die ihrerseits eng mit dem FNS zusammengearbeitet hat, und besteht laut Angaben der Sicherheitsbehörden aus etwa 15 aktiven Personen. Schwerpunkte seiner Aktivitäten waren zuletzt vor allem Kampagnen gegen Asylsuchende sowie mehrere geschichtsrevisionistischen Aktionen in Unterfranken, die mit dem Aufmarsch am 18. Februar nahtlos fortgeführt werden.