Gerichtsnotorischer Shoah-Leugner
Gerhard Ittner, Aktivist der Neonazi-Szene, wurde erneut wegen einer die Shoah in Frage stellenden Rede in Dresden zu einer Geldstrafe von 5400 Euro verurteilt.
Die Verurteilung geht auf eine knapp sieben Monate zurückliegende Rede zurück, die der Holocaust-Leugner am 11. Februar in Dresden gehalten hat. Dort sagte er unter anderem: „Was Adolf Hitler dem deutschen Volk mit dem Nationalsozialismus an die Hand gegeben hat: Es wäre ein Modell, heute, für die ganze Welt.“
Gerhard Ittner, 1958 in der Nähe von Nürnberg geboren, der große Auftritte mag und über ein ausgeprägtes Sendungsbewusstsein verfügt, blickt auf eine zumindest 20 Jahre umfassende rechtsradikale, geschichtsrevisionistische Karriere zurück: Er war Mitglied der DVU, der NPD-Tarnorganisation „Bürgerinitiative Ausländerstopp Nürnberg“ sowie der NPD, wurde jedoch aus beiden letzt genannten Organisationen ausgeschlossen.
„Freiheitskämpfer gegen die BRD-Justiz“
Der Holocaust-Leugner Ittner, der sich auf YouTube in Gesprächen mit dem früheren Wehrsportgruppen-Chef Karl-Heinz Hoffmann und in Beiträgen wie „Disidenten reden Klartext“ (Schreibweise im Original) in Szene setzt, ist bereits mehrfach wegen Volksverhetzung, Shoahleugnung und vergleichbarer Delikte verurteilt: 2005 erging gegen Ittner in Abwesenheit eine Haftstrafe von zwei Jahren und neun Monaten, er wurde jedoch erst 2012 in Portugal aufgespürt. Im November 2015 verurteilte ihn das Landgericht Nürnberg-Fürth wegen Volksverhetzung in neun Fällen und Verunglimpfung des Staates und seiner Symbole zu eineinhalb Jahren. Die Justizvollzugsanstalt in Nürnberg bezeichnete Ittner nach Zeitungsbeiträgen als KZ. In YouTube-Videos inszeniert er sich als „Freiheitskämpfer gegen die BRD-Justiz“.
Am 20. April veröffentlichte Ittner auf einer rechtsextremen Website einen Beitrag über den „perfiden Falsch- und Lügenbegriff ‚Holocaustleugnung’“, in dem er Horst Mahler als „Dissidenten“ bezeichnete und von „abscheulichen Justizverbrechen der Meinungsverfolgung“ schwadronierte. Von sich selbst spricht er als „langjährigen politischen Gefangenen des BRD-Regimes“. 2002 gehörte Ittner zum Umfeld von Manfred Roeder. In Thüringen und Sachsen soll er als Redner unter anderem beim militanten „Thüringer Heimatschutz“ aufgetreten sein. (bnr.de berichtete)
„Hitler und das Dritte Reich glorifiziert“
Zu der von Ittner am 11. Februar dieses Jahres in Dresden angemeldeten rechtsextremen Kundgebung hatten sich rund 120 Teilnehmer, darunter zahlreiche Shoah-Leugner wie die verurteilte ehemalige Rechtsanwältin Sylvia Stolz, aber auch der Kölner Reza Begi, („Kölner Klagemauer“) eingefunden. Gemäß Darstellungen von Beobachtern wurde dabei von mehreren Rednern der Nationalsozialismus gefeiert, die Leugnung der Shoah zum mutigen Akt gegen das Herrschaftssystem erklärt. Die Juden seien das Übel der Welt, gegen die man sich damals hätte wehren müssen.
Das Amtsgericht Dresden verhängte jetzt gegen Ittner einen Strafbefehl wegen Volksverhetzung in drei Fällen, ließ keinen Zweifel daran, dass Ittner „den Holocaust geleugnet sowie Adolf Hitler und das Dritte Reich glorifiziert“ habe. Medienberichten zufolgte hatte der überzeugte Nationalsozialist in seinem Redebeitrag gesagt, „die Deutschen“ müssten mit einer „Schuldeinimpfung“ erst „weichgeklopft“ werden. Deshalb sei „die größte Lüge der Weltgeschichte erfunden“ worden. Jahrzehnte lang habe diese „der Gelderpressung“ gedient.
Der 58-jährige Neonazi veröffentlichte den Strafbefehl selbst und erhob zugleich einen mehrseitigen Einspruch gegen das Urteil. Hierin lässt er deutlich erkennen, dass er Hitler „verehrt“ und die Shoah leugnet. Wegen Ittners Widerspruch wird es wohl zu einem Prozess kommen.