Gefragter brauner Live-Act
Für den 14. November wird in Thüringen ein Konzert mit „Lunikoff Verschwörung“ angekündigt – zwei Wochen später haben die Rechtsrock-Musiker einen weiteren Auftritt in Bulgarien.
Die „Lunikoff Verschwörung“, die 2004 ins Leben gerufene Musikband, mit der Michael Regener nach dem Ende von „Landser“ unterwegs ist, bleibt in der rechten Szene ein nachgefragter Live-Act. Der Rechtsrock der Berliner und Brandenburger ist dabei nicht nur hierzulande gefragt, sondern auch im Ausland. „Landser“ agierte aus dem Untergrund, tunlichst darauf bedacht, öffentliche Auftritte zu vermeiden, weil die Bandmitglieder Verhaftungen fürchteten. Bei Regeners Nachfolgeband ist das vollkommen anders, sie gehört zu den meist gebuchten Rechtsrock-Vertretern.
In diesem Jahr haben Regener und seine Begleiter, die aus der Band „Spreegeschwader“ stammen, einen neuen Tonträger namens „Ebola im Jobcenter“ mit 19 deutschsprachigen Titeln vorgelegt. Das grafisch ausgeprägte „L“ im Bandnamen scheint übrigens ganz offenkundig eine Übernahme des Zeichens der damals in Ungarn aktiven 37. SS-Freiwilligen-Division zu sein.
Seit geraumer Zeit wird bereits ein Konzert am 28. November in Bulgarien beworben. Veranstalter ist in diesem Fall die dortige Sektion des Rechtsrock-Netzwerkes „Blood&Honour“. Zwei Wochen zuvor am 14. November soll ein Auftritt mit der „Lunikoff Verschwörung“ in Thüringen stattfinden. Beworben wird das Konzert dabei mit dem Hinweis auf „Rock im Trutzgau“, die von Nationalsozialisten gern benutzte Beschreibung für den Freistaat. Der Vorverkauf läuft per Online-Bestellung. Als Kontakt wird eine Mail-Adresse von Frontschwein Records angegeben.
Label unter der Adresse der ehemaligen Bäckerei in Ballstädt
Das rechtsextreme Label wird aus dem kleinen, 700 Einwohner zählenden Dorf Ballstädt (Landkreis Gotha) betrieben. Als Geschäftsführer fungiert Thomas Wagner, selbst über Jahre im Rechtsrock aktiv als Sänger und Schlagzeuger in der 2005 gegründeten Band „Sonderkommando Dirlewanger“ (SKD), benannt nach der gleichnamigen SS-Einheit. Er muss sich demnächst vor Gericht mit 14 Mitangeklagten wegen eines gewalttätigen Überfalls im Februar 2014 auf eine private Feier im Ballstädter Gemeindehaus verantworten.
In der so genannten „Erlebnisscheune“ in Kirchheim stehen seit 2009 regelmäßig Rechtsrock-Bands auf der Bühne. Recherchen zufolge ist es Wagner, der dort die Reihe „Rock am Kreuz“ initiiert hat (bnr.de berichtete) und immer wieder auf diesen Auftrittsort zurückgreift. Frontschwein Records wird unter der Adresse der ehemaligen Bäckerei in Ballstädt geführt, die mittlerweile zu einer Neonazi-Wohngemeinschaft geworden ist, szenebekannt auch als „Gelbes Haus“. Wagner wurde im Vorjahr zunächst verhaftet, als er seine Beteiligung an dem Ballstädt-Überfall mit zehn Verletzten gestand, dann aber wieder auf freien Fuß gesetzt. Anfang Januar wurde er in Suhl bei der ersten so genannten „Sügida“-Demonstration gesehen, dem Pegida-Ableger für Südthüringen, angemeldet von Yvonne W., die in Kürze wegen des Vorwurfs der Volksverhetzung nach einer Strafanzeige der Thüringer Landtagsabgeordneten der Linken, Katharina König, vor Gericht auf der Anklagebank sitzen wird. Es geht dabei um mehrere Postings in sozialen Netzwerken. Wie tief sie in der Neonazi-Szene steckt und nicht nur eine besorgte Islamkritikerin ist, zeigt ein Photo von ihr mit dem sich „Luni“ oder „Lunikoff“ nennenden Regener, das am Rande eines Konzerts am 9. September 2014 in Erfurt entstanden ist.