Gefährlicher Angriff auf Fotografen
Vom Grundstück des NPD-Funktionärs Thorsten Heise aus haben zwei Neonazis Fotografen brutal angegriffen und verletzt. Bei einem der Täter handelt es sich offenbar um ein NPD-Vorstandsmitglied aus Niedersachsen.
Nicht einmal 200 Einwohner zählt das thüringische Eichsfelddorf Fretterode, einer von ihnen ist der langjährig aktive Neonazi und NPD-Funktionär Thorsten Heise. In der Mitte des Dorfes hat er das „Gutshaus Hanstein“ erworben und wohnt dort seit 2002 mit seiner Familie. Das Haus beherbergt auch unter anderem den WB-Versand und ist immer wieder Treffpunkt für rechtsextreme Gruppierungen, Vereine und die NPD.
Bilder von Heises Haus und Grundstück waren am gestrigen Sonntag offenbar der Grund für einen gewalttätigen Angriff auf zwei Fotografen aus Göttingen. Nach ihren Angaben waren sie für eine Recherche in Fretterode und wurden wohl von Personen des rechtsextremen Spektrums entdeckt. Als sie das Dorf in ihrem Auto verlassen wollten, rannte ein bewaffneter und mit einem Schal der „Arischen Bruderschaft“ vermummter Neonazi auf ihren Wagen zu.
Bei der anschließenden Verfolgungsjagd mit dem Auto stoppten zwei 24-jährige Neonazis aus dem Eichsfeld die Fotografen und griffen sie an. Dabei wurden die Seitenscheiben zerstört und alle Reifen zerstochen. Einer der Schläger setzte Pfefferspray ein, stach mehrfach mit einem Messer auf den Beifahrer ein, verletzte ihn am Bein und raubte seine Kamera. Der PKW-Fahrer erlitt beim Angriff mit einem Baseballschläger und einem etwa einen halben Meter großen Schraubenschlüssel eine Kopfverletzung.
„Versuchtes Tötungsdelikt“ steht im Raum
Auf Bitten der blutenden Opfer verständigten Anwohner den Rettungsdienst und die Polizei. Der Anwalt eines der Verletzten, Sven Adam, erklärte: „Aufgrund der Gefährlichkeit der Angriffe insbesondere mit einem Messer und mindestens einem Schlag mit einem schweren Schraubenschlüssel auf den Kopf sowie den entstandenen erheblichen Verletzungen steht hier neben einem schweren Raub auch ein versuchtes Tötungsdelikt im Raum“. Am selben Tag durchsuchte die Polizei Heises Grundstück nach Beweismitteln und beschlagnahmte unter anderem einen schwarzen BMW. Der Staatschutz der Kriminalpolizei Nordhausen übernahm die weiteren Ermittlungen.
Nach Rechtsanwalt Adams Angaben machte der Fotograf noch Fotos von einem der Täter und ihrem Auto, die jetzt der Polizei zur Verfügung gestellt werden sollen. Bei dem zweiten Schläger soll es sich um ein Mitglied des NPD-Landesvorstandes Niedersachsen handeln, der auch im Impressum des NPD-Unterbezirks Göttingen geführt wird. Er soll bereits im Januar 2016 an einem Angriff von rund 200 Neonazis und rechten Hooligans auf den Leipziger Stadtteil Connewitz beteiligt gewesen sein.