Gedenken an Amberger Neonazi-Opfer Klaus Peter Beer

Etwa 60 Menschen kamen am Dienstag in der Oberpfälzer Stadt zusammen, um an den vor 20 Jahren von Rechtsextremisten ermordeten Klaus Peter Beer zu erinnern. Offiziell als Todesopfer rechter Gewalt ist der wegen seiner Homosexualität zu Tode gebrachte Busfahrer bis heute nicht.
Es wurde von allen Seiten als positives Zeichen gewürdigt. Mit der Dritten Bürgermeisterin Brigitte Netta (SPD) nahm erstmalig eine Vertreterin der Stadt Amberg am Gedenken für Klaus Peter Beer teil. Bislang tat sich die Stadt schwer mit der Erinnerung an das Opfer gewaltbereiter Neonazis.
Der Busfahrer war vor 20 Jahren, in der Nacht zum 7. September 1995, von zwei Rechtsextremisten zunächst schwer zusammengeschlagen und halb tot getreten worden. Das reichte den beiden Tätern, Richard L. und Dieter M. nicht, die ihre Tat später damit begründeten, Beer wegen dessen Homosexualität einen „Denkzettel“ verpassen zu wollen. Sie warfen ihr Opfer anschließend in den Fluss Vils, wo er später ertrank. Der Richter sprach in der Berufungsverhandlung später von einer Scheußlichkeit und Menschenverachtung, die an die „düstersten Zeiten der deutschen Geschichte erinnerten“. Die Angeklagten hätten sich angemaßt, so der Richter weiter, einen Menschen hinzurichten, alleine, weil er sexuell nicht so empfand wie sie.
Nur das strafrechtliche Verschlechterungsverbot verhinderte in der Berufungsverhandlung, dass die Strafe für die beiden Täter höher ausfiel als in der ersten Instanz, so Stefan Dietl von der Gewerkschaft ver.Di, die zusammen mit den Jusos zu der Gedenkveranstaltung aufgerufen hatten. Die Urteile lauten nur auf Totschlag und nicht etwa auf Mord, brachten aber den Neonazis dennoch zwölf und acht Jahre Freiheitsstrafe ein.
Dietl erinnerte in seine Ansprache auch an die zahlreichen Querverbindungen der rechten Szene bis hin zum rechten Terrorismus. In Amberg befand bis zum Verbot die bayerische Sektion von Blood and Honour. Die Organisation gilt auch als wichtigste Stütze des NSU-Trios beim Gang in den Untergrund. Mandy S., die Beate Zschäpe zeitweise Papiere und damit ihre Identität überließ, engagiert sich für die rechtsextremistische „Hilfsorganisation für nationale politische Gefangene und deren Angehörige“ (HNG) und schrieb einem der beiden Täter des Amberger „Vilsmordes“ Briefe ins Gefängnis. Nicht weit von Amberg entfernt, in Schwandorf, gab es bereits 1988 einen Brandanschlag auf ein mehrheitlich von Menschen mit türkischer Abstammung bewohntes Haus. Mehrere Menschen starben beim Brand des durch einen lokalen Neonazi gelegten Feuers.
Kampf für ein sichtbares Gedenken und eine offizielle Anerkennung
Während es in der Nachbarstadt nun schon ein mehrjähriges Erinnern an die Opfer rechter Gewalt gibt und eine schmucklose, aber immerhin sichtbare Gedenktafel am Ort des Geschehens, fehlt dies in Amberg bislang. Um dies zu ändern, übergaben die Veranstalter gestern erneut eine Gedenktafel an die Bürgermeisterin. Erneut deshalb, weil schon vor fünf Jahren eine solche angefertigt worden war, aber von der Stadt nicht entgegengenommen wurde. Auf eigene Faust brachten Aktivisten diese dann an. Die Tafel hielt nicht lange, sondern wurde von Unbekannten gewaltsam entfernt. Aufkleber der verbotenen Kameradschaftsplattform Freies Netz Süd und der Nationalen Sozialisten Amberg säumten die Stelle. Die Neonazis aus den Strukturen
hatten 2010 auch die von der Gewerkschaftsjugend organisierte Gedenkveranstaltung gestört. Die Polizei ließ das damals als kritische Teilnahme durchgehen. Etwa 40 Rechtsextremisten versuchten wenige Tage danach eine Demonstration anzugreifen, die auf die rechte Szene in der Oberpfälzer Stadt aufmerksam machen wollte.
In der offiziellen Statistik der Bundesregierung über Opfer rechtsextremer Gewalt fehlt Klaus Peter Beer auch nach der letzten Überprüfung, bei der die Zahl leicht nach oben korrigiert worden war. In Amberg wurde, so Dielt, lange der Mantel des Schweigens über den Mord gelegt. Erst acht Jahre nach der Tat gab es die ersten zivilgesellschaftlichen Gedenkveranstaltungen.
2015 nahm Bürgermeisterin Netta die neue Gedenktafel entgegen, nach eigenen Worten als ein Symbol für ein buntes und vielfältiges Amberg, eine Stadt, in der Diskriminierung, Ausgrenzung und Hass keinen Platz hätten. Nach der Gedenkveranstaltung am Marktplatz, an der auch weitere Stadträte und Vertreter der Nürnberger schwul-lesbischen Initiative „Fliederlich“ teilnahmen, begaben sich die Teilnehmer zur nahen Brücke über die Vils und warfen nach einer Gedenkminute Rosen in den Fluss. Auch am Vilssteg im Englischen Garten, dem Ort, an dem Beer in den Fluss geworfen worden war, wurden Blumen niedergelegt. Im Gegensatz zu den Veranstaltungen vor fünf Jahren verlief alle Aktionen ohne Beeinträchtigungen von rechter Seite.
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