„Für Frieden in der Türkei“...

Sonntag, 04. November 2012
Horst Sommer
Wolfsgruß - Erkennungszeichen der Grauen Wölfe
Wolfsgruß - Erkennungszeichen der Grauen Wölfe

... und "gegen Terror" war das Motto, unter dem von angeblich keiner politischen Organisation angehörenden türkischstämmigen Jugendlichen zu einer Demonstration am 3. November in Nürnberg aufgerufen wurde. Parolen und Vorgehensweise bei der Demonstration sprachen für alles andere, aber nicht für „Frieden“.

Während des gesamten Demonstrationszuges war unübersehbar, aus welcher politischen Richtung die Mehrzahl der etwa 500 TeilnehmerInnen stammte: immer wieder wurde mit den Händen das Wolfssymbol geformt, das als Zeichen der rechtsextremen „Grauen Wölfe“ gilt. Und auch auf Plakaten war das Symbol der MHP („Milliyetçi Hareket Partisi“) und der „Grauen Wölfe“ zu sehen: drei Halbmonde, in einem der Halbmonde ein Wolf.

Und auch die gerufenen Parolen sprachen für sich: „Alle Türken werden als Soldaten geboren“, ist nur ein Beispiel dafür, das „Märtyrertum“ im Kampf gegen die Autonomiebestrebungen der Kurden wurde bejubelt.

Aber es blieb nicht bei den Parolen: bereits am Treffpunkt der Demonstranten an der Lorenzkirche wurden mehrfach antifaschistische Jugendliche, die ihren Unmut zum Ausdruck brachten, angegriffen, weibliche Gegendemonstrantinnen wurden als „Huren“ und „Schlampen“ beleidigt. Die Ordner hatten Mühe, ihre Leute zurück zu halten. Und kurz vor dem Kornmarkt erfolgte wieder ein Angriff auf Gegendemonstranten, auch hier konnten die Ordner nur mit Mühe ihre aufgeheizten DemonstrationsteilnehmerInnen wieder in den Demonstrationszug zurück holen. Unverständlich, dass die Polizei zu keinem Zeitpunkt gegen die AngreiferInnen vorging, sondern dass dann die wenigen Gegendemonstranten eingekesselt wurden.

Ebenso nicht nachvollziehbar und im besten Fall naiv ist es, dass einer solchen extrem rechten Demonstration von der Stadt Nürnberg – trotz Hinweise auf diesen extrem rechten Hintergrund – die Schlusskundgebung ausgerechnet in unmittelbarer Nähe der „Straße der Menschenrechte“ gestattet wurde. Bei der Schlusskundgebung war der politische Hintergrund des Aufmarsches und seiner OrganisatorInnen endgültig unübersehbar: nicht nur bei den TeilnehmerInnen, auch auf der Bühne wurde – während die türkische Nationalhymne, die deutsche Nationalhymne und ein Kampflied der „Grauen Wölfe“ abgespielt wurden – massenhaft das Symbol der „Grauen Wölfe“ gezeigt.

Zum Hintergrund:

Die „Partei der Nationalistischen Bewegung“ („Milliyetçi Hareket Partisi“, MHP), wurde 1961 von Alparslan Türkes, gegründet, die „Grauen Wölfe“ sind eine paramilitärische Organisation der MHP. Selbst weisen sie jeden Vergleich mit Faschisten weit von sich und bezeichnen sich als „Idealisten“.

Zeitweise stellte sie paramilitärische Gruppen zum Kampf gegen die Kurden, die ebenso wie Juden, Christen, Aleviten und Armenier von ihnen bekämpft werden.

Die deutsche Organisation dieser Partei ist die so genannte »Föderation der Türkisch-Demokratischen Idealistenvereine in Deutschland« bzw. »Türk Federasyon« (Türkische Föderation) oder kurz ADÜTDF, die Gründungsmitglied der „Türkischen Konföderation in Europa“ ist. Die Jugendorganisation der Grauen Wölfe ist die Ülkücü Gençlik („Idealisten-Jugend“).

In den letzten Jahren sind die „Grauen Wölfe“ mehrfach durch Übergriffe, beispielsweise 2008 in Neukölln/Berlin gegen Schwule und Transsexuelle, aufgefallen.

Derzeit bauen die türkischen Rechtsextremen ihre Strukturen aus, unterwandern türkische Kulturvereine und versuchen, Jugendliche durch Freizeitangebote zu gewinnen und sie im Geist ihrer Ideologie zu schulen.

Weitere Informationen zu diesem Thema bietet die Broschüre „Rechtsextremismus in der Einwanderungsgesellschaft“, herausgegeben von „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“, erhältlich über deren Adresse: Ahornstr. 5, 10787 Berlin. Und auch die Fachinformationsstelle gegen Rechtsextremismus der Stadt München bietet entsprechendes Infomaterial an: http://089-gegen-rechts.de/firm.html

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Fotos: Endstation Rechts.Bayern

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