Früherer NPD-Bundeschef Günter Deckert gestorben
Mehrere Quellen aus dem rechtsextremen Spektrum erinnern in kurzen Nachrufen an den demnach gestern gestorbenen, früheren NPD-Bundesvorsitzenden Günter Deckert.
„Wir trauern um einen aufrechten Nationalisten und unerschütterlichen Kämpfer für Deutschland“, heißt es dazu im gemeinsamen Telegram-Kanal der Zeitschrift „N.S. heute“ und des „Sturmzeichen-Verlags“. In einem weiteren Szene-Kanal auf Telegram heißt es, mit dem „Kamerad[en] Günter Deckert verliert der Widerstand einen verbissenen, kantigen und aufrechten Kämpfer für Deutschland.“ Als Todestag wird der 31. März angegeben.
Günter Deckert, ein ehemaliger Gymnasiallehrer in Baden-Württemberg, war über Jahrzehnte im rechtsextremen Spektrum aktiv und verbüßte auch Haftstrafen. Er galt als ein radikaler Vertreter in der NPD. Mitte der 1960er Jahre war er der Partei beigetreten und übernahm später zahlreiche Funktionen. Anfang der 1980er Jahre verließ er die Partei, um wegen seines politischen Engagements nicht aus dem Schuldienst entlassen zu werden. Ende der 1980er Jahre erfolgt die Entlassung dennoch, weil Deckert zwischenzeitlich in anderen Splittergruppen des rechtsextremen Spektrums aktiv war.
Einflussreicher NPD-Multifunktionär
Anfang der 1990er Jahre trat der Multifunktionär erneut in die NPD ein. Von 1991 bis 1995 war er Vorsitzender der Partei. Weil sein Führungsstil auf Kritik stieß, wurde er abgesetzt. Obwohl er Haftstrafen u.a. wegen Volksverhetzung und Bestreitens des Holocaust verbüßen musste, bekleidete Deckert alsbald erneut ein Amt und wurde Vizechef der NPD. Seinerzeit galt er laut „Handbuch Deutscher Rechtsextremismus“ (1996) als „einer der einflussreichsten Funktionäre in der Geschichte der NPD.“ Wegen seiner Radikalität war er zudem Türöffner für Mitglieder und Sympathisanten, die in offen neonazistischen, radikal-revisionistischen und den Holocaust leugnenden Kreisen engagiert waren.
In den 2000er Jahren wurde Deckert erneut für die NPD aktiv und bekleidete weitere Ämter. 2005 enthob ihn der Bundesvorstand allerdings von allen Ämtern, weil sein Führungsstil auf Widerstand gestoßen war. Ende der 2000er Jahre wurde er letztlich aus der Partei ausgeschlossen, da er den Parteifrieden gestört habe. Deckert gehörte in den letzten Jahrzehnten in unterschiedlichen Zeitfenstern kommunalen Gremien an, etwa als Gemeinderat in Weinheim (Rhein-Neckar-Kreis) für die von ihm mitinitiierte und NPD-nahe „Deutsche Liste“.
Verweis aus dem Gemeinderat
Erst im Februar hatte der 82-Jährige als Ratsmitglied Schlagzeilen gemacht, weil er eine Haushaltsrede zu rassistischen Äußerungen nutzte. Daraufhin wurde er der Sitzung verwiesen. Da er dem Verweis jedoch nicht folgte, musste laut „Rhein-Neckar-Zeitung“ die Polizei gerufen werden und einschreiten. Unterdessen haben auch die „Weinheimer Nachrichten“ den Tod Deckerts gemeldet.