Frank Rennicke als Demo-Zugpferd

Thügida“ will am kommenden Freitag in Sonneberg in Südthüringen aufmarschieren. In der dortigen Region verfügt die rechtsextreme Szene über ein breit verzweigtes Netzwerk.

Montag, 27. März 2017
Horst Freires

Am 31. März zieht es die parteiübergreifende „Thügida“-Bewegung nachmittags zur Demonstration ins südthüringische Sonneberg. Als Redner und musikalischer Begleiter wird dort der NPD-Barde Frank Rennicke aus dem oberfränkischen Unterhartmannsreuth angekündigt. Der braune Liedermacher ist auch Vorstandsmitglied bei „Thügida“. Der rechtsextreme Zusammenschluss, der sich in seinem Wirken längst nicht mehr nur aufs Bundesland Thüringen beschränkt, hat sich seit einigen Monaten die Vereinsform gegeben. (bnr.de berichtete) Als Motto der anstehenden Aktion wurde die Parole „Gegen Asoziale Antideutsche Politik“ ausgegeben. Im Aufruf heißt es: „Schwarz-weiß-rote Fahnen erwünscht, jedoch nicht die mit dem Adler“. Verbreitet wird dieser unter anderem von David Sommerfeld aus Zeitz (Sachsen-Anhalt).

Bei einer „Thügida“-Demonstration im Februar 2016 in Sonneberg titulierte deren Leitfigur David Köckert die Medienvertreter kollektiv als „Schweinepresse“. In diesem Monat fand in der 23 000-Einwohner-Stadt bereits ein zuvor klandestin vorbereitetes Balladenkonzert mit dem Berliner Michael Regener alias „Lunikoff“ statt.

In Sonneberg und Umgebung verfügt die rechtsextreme Szene über ein breit verzweigtes Netzwerk und verfestigte Strukturen. So kommen gleich drei Angeklagte im seit etlichen Monaten laufenden Prozess vor dem Landgericht Erfurt wegen eines brutalen Überfalls auf eine Kirmesfeier in der Gemeinde Ballstädt im Jahr 2014 aus Sonneberg. Wiederum zwei davon gehören zu der Sonneberger Rechtsrock-Band „Ungeliebte Jungs.“

Razzia im Zusammenhang mit „Altermedia“

In Haselbach, einem Ortsteil von Sonneberg, hat sich der thüringische Sektionsleiter der antisemitischen und revisionistischen „Europäischen Aktion“, Axel Schlimper, niedergelassen. Ebenfalls in Haselbach gründete sich im Juli 2015 der thüringische Landesverband von „Die Rechte“. Dafür durfte sich die braune Kleinstpartei in den Räumlichkeiten der aus NPD-Strukturen stammenden Irmgard T. treffen. Bei ihr gehen seit Jahren Neonazis unterschiedlicher Couleur ein und aus. T. rückte erstmals in den Fokus einer größeren öffentlichen Aufmerksamkeit, als es bei ihr im Januar des Vorjahres eine Razzia durch das Bundeskriminalamt (BKA) gab.

Das BKA durchsuchte auf Ersuchen der Bundesanwaltschaft T.s Anwesen auf der Suche nach Beweismitteln im Zuge eines Ermittlungsverfahrens wegen Bildung einer kriminellen Vereinigung im Zusammenhang mit der vom Bundesinnenministerium verbotenen Internetplattform „Altermedia“. Ferner gab es Hausdurchsuchungen in Baden-Württemberg, Berlin und Nordrhein-Westfalen sowie in Spanien. Inzwischen ist gegen fünf Beschuldigte, darunter auch Irmgard T., Anklage wegen Volksverhetzung mit systematischer und massenhafter Verbreitung von rechtsextremem und nationalsozialistischem Gedankengut erhoben worden. (bnr.de berichtete)

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