Fichtelberg: wieder Angriff auf Asylbewerberunterkunft
Bereits zum zweiten Mal innerhalb weniger Wochen gab es am Samstag einen Angriff auf eine Asylbewerberunterkunft in Fichtelberg. Lt. einem Bericht des "Nordbayerischen Kurier" sind zehn einheitlich schwarz gekleidete und teilweise vermummte Personen am späten Samstagnachmittag in die Asylbewerberunterkunft eingedrungen und haben lautstark herumgeschrien.
Seit Ende November leben in der kleinen Gemeinde Fichtelberg 24 Flüchtlinge aus verschiedenen Balkanstaaten, aus Krisengebieten, wo die Sicherheit für sie und ihre Familien nicht gewährleistet ist.
Immer wieder sucht die Regierung von Oberfranken Unterkunftsmöglichkeiten für Flüchtlinge. In einer ehemaligen Feriendorf-Siedlung am Rand von Fichtelberg konnten Flüchtlinge nun eine Unterkunft bekommen. Ein Verein kümmert sich um sie und hilft ihnen dabei, sich an die neue Umgebung zu gewöhnen.
Diese Entwicklungen in Fichtelberg entging auch der rechtsextremen "Aktionsgruppe Bayreuth" nicht, die am 28.11.2012 einen Artikel auf Ihrer Internetpräsenz über die Flüchtlingsunterkunft platzierte und mit rassistischen Stammtischparolen über die angebliche „Angst“ der Fichtelberger Bevölkerung schrieb. In dem Artikel, den auch das „Freie Netz Süd“ verlinkte, wird immer wieder darauf hingewiesen, dass AsylbewerberInnen "Kriminelle" seien. Der letzte Satz lautet: „Die Aktionsgruppe Bayreuth wird die Umstände in Fichtelberg zu der Unterbringung der Asylbewerber aufmerksam verfolgen und Sie weiterhin darüber informieren.“ Das dürfte für die Aktionsgruppe Bayreuth relativ leicht sein, ist doch vor einiger Zeit ein Neonazi, der immer wieder bei Aktionen dabei war, nach Fichtelberg gezogen.
Deswegen war es kaum verwunderlich, dass bereits im Dezember 2012 ein Übergriff auf die Flüchtlingsunterkunft stattgefunden hat. Anfang Dezember, in den frühen Morgenstunden, drangen mehrere Personen in die ehemalige Ferienstätte ein und brüllten laut herum. Dieser Vorfall wurde der Polizei gemeldet, die eine Anzeige aufnahm. Ende des Jahres wurde der verbale Übergriff dann bekannt.
Am 6.1.2013 fand dann laut Artikel des „Freien Netz Süd“ eine "Neujahrswanderung" von Nazis im Fichtelgebirge statt. Ob diese Wanderung "deutscher Männer und Frauen" nur dazu diente, "dem alltäglichen Lärm und der Hast zu entkommen und an der frischen Luft Kraft für das kommende Jahr zu sammeln" oder doch eher dazu, die nahegelegene Flüchtlingsunterkunft auszukundschaften?
Jedenfalls kam es gestern Nachmittag (12.01.2013) zu einem erneuten Übergriff auf die Flüchtlingsunterkunft. Dieses Mal drangen zehn einheitlich schwarz gekleidete und zum Teil vermummte Personen in das Wohnhaus der Flüchtlinge ein und brüllten laut herum. Der Nordbayerische Kurier berichtet heute in der Online-Ausgabe darüber. Trotz Dolmetscher konnte lt. Nordbayerischen Kurier nicht geklärt werden, ob rassistische Parolen gebrüllt wurden.
Wenn jedoch die Polizei – wie der Nordbayerische Kurier schreibt – erst einmal prüfen muss, „ob möglicherweise ein ausländerfeindlicher Hintergrund vorliegt“, kann man sich in Anbetracht der Sachlage eigentlich nur noch wundern. Denn zum Kaffee trinken werden 10 vermummte Personen sicherlich nicht in einer Flüchtlingsunterkunft vorbeigekommen sein.
Man kann nur hoffen, dass die Sicherheitsbehörden die Vorgänge in Fichtelberg endlich ernst nehmen und wirklich Sicherheitsmaßnahmen zum Schutz der Flüchtlinge einleiten. Wir alle wissen, was vor elf Jahren in Rostock-Lichtenhagen und Mölln passiert ist und wir wissen spätestens seit Aufdeckung der NSU-Morde, wie weit der Hass von Nazis geht. Bleibt zu hoffen, dass sich die Flüchtlinge in Fichtelberg von dem Schock erholen und dass Lösungen gefunden werden, damit sich so ein Vorfall nicht mehr wiederholt.