Karl-Michael Merkle

Fanatischer Islamhasser Michael Mannheimer gestorben

In der verschwörungsideologischen und rechtsradikalen Szene kursiert die Nachricht, dass der Blogger Michael Mannheimer gestorben ist. Angeblich sei dieser „einem feigen Giftmordanschlag zum Opfer gefallen.“

Mittwoch, 23. März 2022
Michael Klarmann
Der rechte Blogger Michael Mannheimer soll gestorben sein.
Der rechte Blogger Michael Mannheimer soll gestorben sein.

Mannheimer, bürgerlich Karl-Michael Merkle, fiel vor vielen Jahren als Autor im rechtsradikalen und islamfeindlichen Blog „Politically Incorrect“ auf. Bei der heute als „PI News“ firmierenden Website schrieben seinerzeit mehrere Autoren, deren Pseudonyme und Nicknames sich an ihre Heimatstädte oder an benachbarte Großstädte orientierten. Mannheimer selbst lebte in Heilbronn und galt als radikaler und fanatischer Feind des Islams und von Muslimen.

Mannheimer alias Merkle gründete auch einen eigenen Blog, zuweilen fungierte er auch als Redner auf überwiegend radikal islamfeindlichen Versammlungen. Im Zuge der Corona-Pandemie verbreitete er auch verschwörungsideologische Inhalte über das Virus und gegen die „Corona-Diktatur“. Vor einigen Monaten wurde es stiller um den justizbekannten Blogger. Auf seiner Website publizierte er aber noch bis zum 10. März Artikel, bis zum 12. März verbreitete er noch Postings in seinem Telegram-Kanal.

Verschwörungsmythen über den Tod hinaus

In seinem eigenen Bog erschien heute ein Nachruf auf Mannheimer alias Merkle, eingestellt von einem Account eines sporadischen Gastautors. Entsprechende Nachrichten werden auch in den Sozialen Medien und über Kanäle in Messagern verbreitet, oft handelt es sich dabei um solche, die der antisemitischen, verschwörungsideologischen und rechtsradikalen Szene angehören.

Diese Szene nutzt Mannheimer dabei auch über den Tod hinaus, um Mythen und Andeutungen zu verbreiten. In einem antisemitischen Kanal ist etwa zu lesen, Mannheimer sei „einem feigen Giftmordanschlag zum Opfer gefallen“. Im Nachruf auf dem Blog des Verstorbenen heißt es, er sei „aus dem Leben […] gerissen [worden] durch einen feigen und hinterhältigen Giftanschlag.“

„Nürnberg 2.0“ und das Exil

Vage heißt es in den Todesnachrichten überdies, Mannheimer sei „im Exil“ gestorben. Gerüchten zufolge soll der „Kamerad“, „unser Vorkämpfer“ und „Rufer für Deutschland“ zuletzt im Ausland gelebt haben. Laut Nachruf im eigenen Blog habe Mannheimer es dabei vorzogen, „ins Exil zu gehen, anstatt sich in Deutschland den herrschenden Mächten zu unterwerfen.“

Immer wieder kursierten Hinweise, dass Mannheimer hinter der Website „Nürnberg 2.0“ steckte oder an dem Online-Pranger mitgewirkt hat. Dort wurden Journalisten, Politiker, Wissenschaftler und „linke Faschisten“ aufgelistet, denen ein neuer Kriegsverbrecher-Prozess wie einst den Nationalsozialisten drohe. Dass Mannheimer an der Seite mitgewirkt habe, berichteten 2012 die Journalisten Toralf Staud und Johannes Radke im Buch „Neue Nazis“. Mannheimer alias Merkle bestritt indes 2013 auf Anfrage der „Heilbronner Stimme“, dass er die Seite betreibe.

„Islamismus-Experte“ für die Polizei

„Die Zeit“ und die „Heilbronner Stimme“ berichteten seinerzeit auch, dass Mannheimer Jahre zuvor mehrfach in baden-württembergischen Polizeidienststellen als „Islamismus-Experte“ Vorträge gehalten habe. Demgegenüber standen spätere Einschätzungen des Bloggers über den Terroranschlag und den politischen Massenmord von Anders Behring Breivik in Norwegen. 2011 fabulierte Mannheimer kurz nach dem Blutbad: „Der Bürgerkrieg gegen die Islamisierung Europas hat begonnen.“

Gleichwohl, so der Heilbronner damals weiter, habe sich jener „Auftakt eines sich längst abzeichnenden […] Bürgerkriegs“ nicht gegen Muslime und den Islam gerichtet. „Er wendete sich […] gegen die in [Breiviks] Augen Verantwortlichen der norwegischen Politik.“ Erst wenige Wochen zuvor war der Online-Pranger „Nürnberg 2.0“ entstanden – und nahm fortan dieselben „Feinde“ wie Breivik ins Visier, etwa weil diese angeblich die „Islamisierung“ vorantrieben.

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