André Poggenburg
Extrem rechte Immobilie im Burgenlandkreis reaktiviert
In seiner Zeit als AfD-Politiker nutzte André Poggenburg das Gelände rund um sein Rittergut in Stößen in Sachsen-Anhalt für Feste seiner Partei. Nun dient es den Machern des extrem rechten Magazins „Compact“ als beliebter Veranstaltungsort.

Als der Autokühlerbauer André Poggenburg 2008 am Ortsrand von Stößen im Burgenlandkreis das „Rittergut Nöbeditz“ kaufte und mit seinem Fachbetrieb in die zehntkleinste Stadt Deutschlands zog, war von Politik noch keine Rede. Gegenüber einer Lokalzeitung sprach er vom idyllischen Familienleben „mit vielen Tieren, damit unser Hängebauchschwein Rudi, das schon mehrfach ausgebüchst ist, nicht mehr so allein ist.“
Doch sein Unternehmen geriet wegen finanzieller Unregelmäßigkeiten in die Schlagzeilen, Bonitätsbewertungen rieten von einer Geschäftsbeziehung und der Vergabe von Krediten generell ab. Dafür machte Poggenburg nach seinem Eintritt in die AfD 2013 Karriere in der Partei in Sachsen-Anhalt und wurde neben Björn Höcke zum Gesicht des extrem rechten „Flügels“. Um einem Ausschluss zuvor zu kommen, trat Poggenburg 2019 aus der AfD aus, von seinen Ämtern als Vorsitzender der AfD Sachsen-Anhalt und Fraktionsvorsitzender im Landtag war er schon ein Jahr zuvor zurückgetreten.
„Mit Wein, Weib und Gesang“
Während seiner Zeit als Politiker wurden auf dem rund zwei Hektar großen Anwesen am Ortsrand von Stößen Sommerfeste der AfD „mit Wein, Weib und Gesang“ gefeiert, wie die AfD im Burgenlandkreis im August 2016 schreibt. Dann blieb es lange Zeit still um das 1266 erstmals urkundlich erwähnte Rittergut, sein ehemals prominenter Bewohner machte vor allem mit der Gründung der Partei „Aufbruch deutscher Patrioten – Mitteldeutschland“ von sich reden, die er aber schon kurze Zeit später wieder verließ. Mit der Ruhe war es im August 2022 vorbei, als auf dem Rittergut das „Sommerfest“ des extrem rechten Magazins „Compact“ stattfand.
Neben dem Hausherrn und „Compact“-Chefredakteur Jürgen Elsässer standen auf der Bühne am Rittergut u.a. Martin Sellner von der „Identitären Bewegug“, die AfD-Politiker Hans-Thomas Tillschneider und Robert Farle, Martin Kohlmann von den „Freien Sachsen“ und Anselm Lenz, Herausgeber des „Querdenker“-Blättchens „Demokratischer Widerstand" aus Berlin. Angeblich waren rund 400 Personen zum „Sommerfest“ mit der Vorbereitung des rechten Aufmarsches am 5. September in Leipzig gekommen.
„Ami go home“-Demo geplant
Die Texte der Vorträge verarbeitete Elsässer in gekürzter Form für die Oktoberausgabe seines Magazins und schwärmt vollmundig von einem „Schulterschluss der Patrioten“ und „einem veritablen Gipfel der Opposition“. Dessen Fortsetzung als „Planungskonferenz“ kündigt der Chefredakteur auf Poggenburgs Rittergut für den 21. Oktober an. Dabei soll ein Aufmarsch im November mit dem Titel „Ami go home!“ geplant werden. Der Slogan stammt aus den 1950er Jahren und richtete sich gegen die US-Militärpräsenz in europäischen Ländern. Später verwendete ihn in der Bundesrepublik die Außerparlamentarische Opposition und die Friedensbewegung.
Elsässer hielt unter diesem Motto bereits bei dem von Neonazis organisierten Aufmarsch am 3. Oktober im thüringischen Gera vor rund 8.000 Personen eine Rede. Etwas verklausulierter schlug Höcke kurz darauf in dieselbe Kerbe, indem er auf der Bühne in Gera sagte: „Das deutsche Volk steht an einer historischen Wegmarke. Keine Seite ist ohne Fehler. Aber wenn ich mich jetzt für das deutsche Volk entscheiden müsste zwischen dem Regenbogen-Imperium, dem globalistischen Westen, dem ‘neuen Westen’ oder dem traditionellen Osten, ich wählte den Osten!”.
Oktoberfest am Sonnabend
Bei der „Planungskonferenz“ in Stößen sind weitestgehend dieselben Redner wie beim „Sommerfest“ angekündigt. Daneben soll auch Frank Haußner von der extrem rechten Gruppierung „Vereinigung Patrioten Ostthüringen“ aus dem thüringischen Zeulenroda sprechen, der zum Organisationskreis der Geraer „Spaziergänge“ gezählt wird. Außerdem habe laut Elsässer Doris von Sayn-Wittgenstein ihr Kommen angekündigt, die u.a. wegen ihrer Aktivitäten für den extrem rechten Verein Gedächtnisstätte e. V. im thüringischen Guthmannshausen 2019 aus der AfD ausgeschlossen wurde, sich aber 2021 juristisch wieder in die Partei einklagte.
Das Kommen des aus der AfD ausgeschlossenen Andreas Kalbitz sei hingegen noch offen, schreibt Elsässer. Für jene, die es am Freitagabend nicht nach Stößen schaffen, bietet Poggenburg am nächsten Tag vormittags ein „Oktoberfest (…) mit Fassbier, Brez’n, Kesselgulasch und ordentlicher Blaskapelle“ auf seinem Gelände an. Dann steht aber nicht nur das Nachahmen des Münchner Klassikers auf dem Programm, in der Ankündigung heißt es auch: „zugkräftige Redner werden unter anderem verkünden, was tags zuvor in Sachen `Ami go home´ beschlossen wurde“.