Ex-DVU-Politiker Tittmann gestorben
Fast unbemerkt von der Öffentlichkeit ist der Bremerhavener Rechtsextremist Siegfried Tittmann gestorben. Er wurde 62 Jahre alt.
Der in Österreich geborene Einzelhandelskaufmann war 2004 zum stellvertretenden Bundesvorsitzenden der Deutschen Volksunion (DVU) gewählt worden. 2007 verließ er die Partei und gründete die Wählervereinigung „Protest der Bürger“. Von 1991 bis 2011 saß er in der Bremerhavener Stadtverordnetenversammlung, zeitweilig als DVU-Fraktionschef, und von 1999 bis 2011 in der Bremischen Bürgerschaft, dem Landesparlament des Zwei-Städte-Staates. Sein immer wiederkehrender Wahlslogan: „Ein Mann. Ein Wort. Ein Tittmann“.
Arbeit der Stadtverordnetenversammlung erheblich belastet
Als DVU-Bürgerschaftsabgeordneter fiel er unter anderem durch Anträge auf, die offenbar von der Münchener Parteizentrale formuliert worden waren, beispielsweise zum Thema „Ewig büßen und zahlen wegen Hitler?“. Einmal beantragte er, den Tierschutz in die Bremer Landesverfassung aufzunehmen – was schon zwei Jahre zuvor geschehen war.
Zuletzt hatte er vergeblich versucht, den Bremerhavener Ehrentitel „Stadtältester“ einzuklagen, der mit einem „Ehrensold“ von 230 Euro im Monat verbunden gewesen wäre. Titel und Sold erhalten Bremerhavener Ratsmitglieder nach 20-jähriger Tätigkeit, wenn sie ihr Amt „ohne Tadel“ ausgeübt haben. Die Stadt sah diese Bedingung nicht als erfüllt an, da Tittmann die Arbeit der Stadtverordnetenversammlung erheblich belastet habe. Zum Beispiel habe er ausländische Einwohner ausgegrenzt und Parlamentskollegen als Lügner und Undemokraten beschimpft („die größten Massenmörder der Zeitgeschichte -– alles Sozialdemokraten“).
Todesanzeige mit doppeldeutiger Formulierung
Sowohl das Bremer Verwaltungsgericht als auch das Oberverwaltungsgericht Bremen wiesen seine Klage zurück, denn die Stadt verfüge bei solchen Ehrungen über einen großen Beurteilungsspielraum, den sie nicht missbraucht habe. 1995 hatte sich Tittmann noch selber für die komplette Abschaffung des „Ehrensoldes“ eingesetzt.
Wie erst kürzlich bekannt wurde, starb Tittmann bereits am 6. Februar an einer Lungenentzündung. Die Stadt Bremerhaven veröffentlichte später eine Todesanzeige mit der doppeldeutigen Formulierung: „Wir werden sein Wirken nicht vergessen.“ Dass die Annonce keine ehrenden Worte enthält, sondern „sehr nüchtern gehalten wurde“, war nach Auskunft der städtischen Pressestelle „durchaus Absicht“. (stg)