Event zum 125. Hitler-Geburtstag?
Der Neonazi-Online-Sender „FSN-TV“ mobilisiert für den 19. April zu einem Konzert nach „Mittel-Europa“. Angekündigt werden mehrere einschlägig bekannte Szene-Bands.
Auf der Homepage des rechtsextremen Online-Senders „Frei-Sozial-National“-TV (FSN-TV) von NPD-Funktionär Patrick Schröder wird seit kurzem ein Rechtsrock-Spektakel mit mehreren Bands beworben. Als Veranstaltungsdatum gibt das im Internet veröffentlichte Banner den 19. April 2014 an, stattfinden soll das Event bisherigen Angaben zufolge an einem nicht näher benannten Ort irgendwo in „Mittel-Europa“. Die Mobilisierung läuft momentan nahezu vollständig konspirativ, für Nachfragen ist lediglich eine E-Mail-Kontaktadresse angegeben.
Angekündigt wird der Auftritt von insgesamt vier einschlägig bekannten Bands sowie einer „Überraschungsband“. Neben den Rechtsrock-Bands „Kraftschlag“ und „Tätervolk“ (Berlin) sollen auch die Gruppierungen „Legion of Thor“ aus Berlin und „Devils Project“ aus Stuttgart spielen.
Die 1989 in Itzehoe gegründet Band „Kraftschlag“ gilt als eine der einflussreichsten Rechtsrock-Bands bundesweit, die Gruppierung um Frontmann Jens-Uwe Arpe war auch in das Netzwerk von „Blood&Honour“ eingebunden. Die meisten Alben sind indiziert, zwei Veröffentlichungen von „Kraftschlag“ von den Behörden sogar eingezogen worden. Sänger Arpe wurde im Zusammenhang mit der Band bereits mehrfach verurteilt, im Jahre 1999 erhielt er unter anderem wegen Verwendung von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen, Volksverhetzung und der Billigung Straftaten eine Gesamtfreiheitsstrafe von insgesamt zwei Jahren ohne Bewährung.
„Rock gegen Überfremdung“
Auch die seit mehr als 15 Jahren bestehende Berliner Band „Legion of Thor“ war früher ein Teil des Netzwerks von „Blood&Honour“, in ihren Songs rufen die Musiker unverhohlen zum Umsturz des „Systems“ auf. „Wir haben uns ein Ziel gesetzt, wir stürzen das System, die Zeiten werden sich ändern, ja so wird es geschehen (…) Feuer und Flamme für das System. Feuer und Flamme, es wird untergehen“, heißt es beispielsweise in dem Song „Feuer und Flamme“. Nach Angaben der Berliner Behörden prägte die Rechtsrock-Band die rechte Musikszene in der Hauptstadt.
Ähnlich wie „Legion of Thor“ macht die ebenfalls aus Berlin stammende Gruppe „Tätervolk“ (TV) aus ihrer Ideologie keinen Hehl. Das bislang einzige Album der Gruppe wurde 2009 von den Behörden indiziert, es trug den eindeutigen Titel „In brauner Uniform“. Bekannt ist „TV“ in der Szene für Songs wie „Freiheit für Horst Mahler“ oder „Rock gegen Überfremdung“, in der Vergangenheit liefen gegen Mitglieder der Rechtsrock-Combo Ermittlungsverfahren wegen Volksverhetzung. „Der Rassenkrieg beginnt, seht ihr es denn nicht!“ oder „In brauner Uniform und in strenger deutscher Norm marschieren wir gegen diesen Staat“ sind Texte, die von der Neonazi-Band auf die Bühne gebracht werden.
Zu den vier offiziell angekündigten Bands gehört auch „Devils Project“ aus Baden-Württemberg, die sich selbst als „die braune Prise aus Stuttgart“ bezeichnen und deren Lieder Titel tragen wie „8. Mai – Wir feiern nicht“ oder „Im Gedenken“. In dem Song „A.C.A.B.“ besingt die Neonazi-Band zudem den Hass der Szene auf Polizisten, die dort als „Vertreter des Systems“ gelten und aus diesem Grund verhasst sind. So heißt es in dem Song „A.C.A.B.“: „Konzerte wollt ihr uns verbieten, das lassen wir uns nicht länger bieten. Ihr macht uns das Leben schwer, hier kommt unsere Gegenwehr! A.C.A.B., A.C.A.B., A.C.A.B. – All Cops are Bastards“.
„Live-H8“ im Oktober mit 1000 Teilnehmern
Das Rechtsrock-Event ist das zweite Konzert innerhalb kurzer Zeit, das auf der Homepage des Neonazi-Online-Senders „FSN-TV“ beworben wird. Bereits im Oktober vergangenen Jahres hatte Patrick Schröder das „Live-H8“-durchgeführt, das zuvor ähnlich konspirativ angekündigt worden war und letztendlich mit 1000 Teilnehmern aus Deutschland sowie europäischen Nachbarländern im mittelfränkischen Scheinfeld stattfand. (bnr.de berichtete) Damit war Patrick Schröder die seit Jahren größte Rechtsrock-Veranstaltung in Bayern gelungen, bei der unter anderem Neonazi-Bands wie „White Resistance“ oder „Fausts Rache“ aufgetreten waren.
NPD-Funktionär Patrick Schröder ist in der bayerischen Neonazi-Szene aber nicht unumstritten, insbesondere beim Kameradschafts-Dachverband „Freies Netz Süd“ (FNS) stößt der Betreiber und Moderator von „FSN-TV“ auf Ablehnung. Die parteifreien Neonazis hatten im Vorfeld des „Live-H8“-Festivals zum Boykott der Veranstaltung aufgerufen und halten den NPDler für einen „Staatschutzquatscher“, was szenenintern einen schweren Vorwurf darstellt.
Über den genauen Veranstaltungsort des neuerlichen Konzerts am 19. April kann bisher nur spekuliert werden. Zumindest das gewählte Datum dürfte aber kein Zufall sein, immerhin jährt sich am 20. April 2014 der Geburtstag von Adolf Hitler inzwischen zum 125. Mal. Dass die Neonazi-Szene diesen Hinweis verstehen und folglich bis in den nächsten Tag hineinfeiern wird, kann daher als wahrscheinlich angenommen werden.