„Europäischer Kulturpatriotismus“

Stramm rechte Vordenker laden unter dem Schein eines wissenschaftlichen Anstrichs zu Vorträgen und einem Symposium am Samstag nach Euskirchen ein.

Donnerstag, 28. April 2011
Horst Freires

Am 30. April will sich in einem Gasthof das so genannte Akademiekreis-Forum treffen und unter dem Motto „Die europäischen Völker und ihre abendländische Kultur“ diskutieren.

Organisiert wird die ganztägige Zusammenkunft von Werner Keweloh aus Rheinbach. Dieser war in der Vergangenheit stets ein intellektueller Aktivist in der rechten Szene und hat seit eineinhalb Jahren bei der NPD im Rhein-Sieg-Kreis eine Heimat gefunden. Für die Partei moderiert er Diskussionen und arbeitet im Schulungsbereich. Keweloh zählte zum Autorenkreis der Zeitschrift „Volk in Bewegung – der Reichsbote“, für die er als Mitglied des wissenschaftlichen Beirats gelistet wird. Die Herausgeberschaft wechselte jüngst zum Nordland-Verlag unter der Regie von Nadine Heise, Ehefrau des umtriebigen Neonazis und NPD-Bundesvorstandsmitglied Thorsten Heise aus dem thüringischen Fretterode.

Als Referenten der Tagung in Euskirchen sind Wjatscheslaw Daschitschew, Rigolf Hennig und Olaf Rose angekündigt. Dazu ergänzen Kulturbeiträge das Programm.

Ehrenmitgliedschaft beim Studienzentrum Weikersheim

Daschitschew war ehemals für die Russische Akademie der Wissenschaften tätig und Berater von Michail Gorbatschow. Der Politologe und Historiker tummelte sich in der Vergangenheit immer wieder in rechtsextremen Kreisen, was auch dem Landesamt für Verfassungsschutz in Hamburg aufgefallen ist. Unter anderem wurde er von der NPD, der Gesellschaft für Freie Publizistik (GFP) und der ultrarechten Staats- und Wirtschaftspolitischen Gesellschaft (SWG) eingeladen. Für die „National-Zeitung“ stellte sich Daschitschew als Gesprächspartner zur Verfügung und publizierte auch dort. 2007 redete er auf dem DVU-Bundesparteitag. Zuletzt gehörte Daschitschew zur rechtsgerichteten Kontinent Europa Stiftung.

Auch für das Studienzentrum Weikersheim referierte der russische Gast. Das unionsnahe Studienzentrum stellt Daschitschew einen Freibrief aus, hat es ihm doch die Ehrenmitgliedschaft verliehen. Es bezeichnet ihn als „Antifaschisten“ und würdigt seine politische Leistung. Private Gesprächskontakte des Mannes aus Moskau wolle man nicht bewerten, heißt es in einem Schreiben des Studienzentrum-Präsidiums vom 10. Februar dieses Jahrs als Reaktion auf eine Anfrage der SPD-Bundestagsfraktion an die Bundesregierung.

Der für das Treffen in Euskirchen angekündigte Mediziner Rigolf Hennig ist seit 2006 NPD-Stadtrat in Verden sowie Abgeordneter im Kreistag. Im vergangenen Herbst schwadronierte Hennig vor Neonazis in Chemnitz über die „Zukunft der nationalen Rechten“. Am Samstag will der 75-Jährige über ein deutsch-russisches geopolitisches Bündnis sprechen.

Olaf Rose zählt zum geschichtsrevisionistischen Spektrum. Seit 2006 arbeitet Rose für die NPD, deren Bundestagskandidat er 2009 war. Der NPD-Stadtrat in Pirna war von Mai 2008 bis März 2009 Mitglied im Bundesvorstand der Partei. Seit 1991 gehört er dem GfP-Vorstand an, der Datschitschew 2006 die Ulrich von-Hutten-Medaille überreichte. Roses Thema in Euskirchen: „Europäischer Kulturpatriotismus statt Nationalismus“.

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