Europa der Nationalisten
Am Freitag und Samstag findet der 3. „Europakongress“ der NPD-Jugendorganisation „Junge Nationalisten“ an bisher unbekanntem Ort* statt. Auch in Paris wird am 12. Mai zum „4. Forum de l’Europe“ eingeladen.
Die Europäische Union lehnen sie ab, der Gedanke für ein Europa der Vaterländer eint Rechtsextremisten in der Europa-Frage. Die „Jungen Nationalisten“ veranstalten am 11./12. Mai einen Europakongress unter dem Motto „(Re)generation.Europa“. Auch in Paris finden sich am 12. Mai Vertreter verschiedener nationalistischer Rechtsaußen aus Europa zusammen.
Wo genau der 3. JN-Kongress stattfindet, wird nicht publiziert. 2014 traf man sich im thüringischen Kirchheim. Damals übrigens mit dabei: Sören Oltersdorf aus Dresden, heute aktiv in der AfD-Jugendorganisation „Junge Alternative“.
Die NPD-Spitze wird diesmal durch den stellvertretenden Bundesvorsitzenden Thorsten Heise sowie durch den Europaabgeordneten Udo Voigt repräsentiert. Heise gibt dabei den Kongress-Leitgedanken auf seine Art wieder: „Europas Jugend – Träger und Bewahrer von Kultur, Erbe und Diversität der europäischen Völker des 21. Jahrhunderts“. Als ein Vertreter der Freien Kräfte ergänzt der Rechtsrock-Musiker („Stahlgewitter“) und Video-Blogger („Der dritte Blickwinkel“) Frank Kraemer Heises Vortragsthema, indem sein Referat den Titel trägt: „Die europäischen Völker als Lebenskampfgemeinschaft“. Als Redner wurden zudem Tomislav Sunic und Ivan Bilokapic aus Kroatien eingeplant. Letzterer ist einer von acht Vorstandsmitgliedern der extrem rechten Stiftung „Europa Terra Nostra“. Er soll skizzieren, wie das gemeinsame Feindbild des Islamismus verhasste Völker von Kroaten und Serben eint.
„Gegen Gender-Ideologie, Einwanderung und Drogen“
Ebenso wie Sunic rückt auch Olena Semenyaka aus der Ukraine den Philosophen Martin Heidegger in den Fokus ihres Referats. Die Anhängerin von Ernst Jünger sympathisiert mit den Rechtsextremisten von „Svoboda“ und dem „Rechten Sektor“ und agiert quasi als Pressesprecherin für den Kampfverband „Asov“. Das Thema Gewalt wird bei ihr also nicht ausgeklammert.
Immer wenn extrem rechte Vertreter verschiedener Länder zusammenhocken, bleiben geopolitische Diskussionen nicht aus, die weit über hegemoniale Interessen von Gruppierungen wie „Hogar Social Madrid“, die auch beim JN-Kongress zugegen ist, hinausgehen. Ideologisch dürfte jedenfalls intensiv über den so genannten dritten Weg, die dritte Position. gesprochen werden. Neben den Spaniern, die zudem mit einer Delegation der Partei „Democracia Nacional“ beworben werden, sind auch „Lotta Studentesca“ aus Italien, die Jugendorganisation von „Forza Nuova“, vertreten. Nach eigenen Angaben nehmen sie teil, weil sie wie die JN „gegen Gender-Ideologie, Einwanderung und Drogen“ kämpfen.
Ebenso als Teilnehmer angekündigt sind Abgesandte von der antisemitischen „Russischen Imperialbewegung“, die sich Vorwürfen ausgesetzt sieht, internationale bewaffnete Trainingscamps durchzuführen, von „Noua Dreapta“ (Rumänien), „Trzecia Droga“ (Polen), „Bulgarischer Nationalbund“ (Ausrichter des jährlichen international besuchten Lukov-Marsches), „Serbische Aktion“, „Volkspartei Unsere Slowakei“, die „Arbeiterpartei der sozialen Gerechtigkeit“ (DSSS, Tschechische Republik) sowie „Pro Patria“ aus Griechenland.
„Unabomber“ im Repertoire
Wie zuletzt so oft praktiziert darf auch bei dieser JN-Zusammenkunft als Attraktivitätssteigerung und mögliches Teilnahme-Lockmittel ein größerer musikalischer Teil nicht fehlen, wobei das Projekt „Anthrazit“, hinter dem Frank Haack aus Mecklenburg-Vorpommern steckt, auf Facebook klarstellt: „Wenn du nur zur Musik kommen willst, komm nicht!“ Am Freitag übernimmt Liedermacher Maik Krüger alias „FreilichFrei“ den musikalischen Part. Einen Tag später sind abends „Flak“ um Philipp Neumann, „Anthrazit“, „Hobbit“ aus dem italienischen Peruga, die mit einem Post auf ihrer Facebook-Seite an die Freiheit der gerade inhaftierten Holocaust-Leugnerin Ursula Haverbeck appellieren, auf dem Programm vermerkt.
Auftreten sollen auch „Marder“ aus Finnland. Die Finnen sind eine Band aus dem Umfeld von „Hammerskins“ und „Blood&Honour“ und führen in ihrem Repertoire beispielsweise das Stück „Unabomber“. Unter diesem Begriff ist Theodore Kaczynski bekannt geworden, der von Ende der 70er Jahre an fast zwei Jahrzehnte mit Briefbombenattentaten und anderen Bombenexplosionen in den USA aktiv war und dabei drei Menschen tötete. Er wurde zu einer lebenslänglichen Haftstrafe verurteilt.
Deutsche Teilnehmer auch beim Forum in Paris
Ebenfalls für den 12. Mai lädt in Frankreich die Gruppierung „Jeune Nation“ zum „4. Forum de l’Europe „ein. Dort sollen Repräsentanten nationaler Organisationen, Bewegungen und Parteien zusammenkommen, die allerdings nicht näher benannt werden. Angekündigt werden Teilnehmer aus Deutschland, Großbritannien, Belgien, Russland, Rumänien, Bulgarien, Schweden, Spanien, Griechenland, Italien und aus Frankreich. Vor zwei Jahren bei der Zweitauflage des Forums wurde Deutschland durch den früheren NPD-Führungskader Karl Richter und die frühere NPD-Funktionärin Sigrid Schüßler vertreten. Letztere wurde dabei als Vertreterin von Pegida ausgewiesen. Dazu waren unter anderem Roberto Fiore (Italien) und Nick Griffin (Großbritannien) als Abgesandte der rechtsextremen europäischen Parteienallianz „Alliance for Peace“ mit dabei, aber auch Stanislav Vorobyov von der „Russischen Imperialbewegung“. Kopf von „Jeune Nation“ ist Yvan Benedetti, zugleich Sprecher der „Bewegung Nationalistischer Franzosen“ (PNF), der Fortführung von „OEuvre Francaise“. Auch beim Forum in Paris wird abends noch ein nicht näher beschriebener Musikpart angekündigt.
Nachtrag: *Informationen der „Sächsischen Zeitung“ zufolge soll der JN-Kongress auf dem Grundstück des NPD-nahen Deutsche Stimme-Verlags in Riesa stattfinden.