25. Todestag
Ernst Jünger als „Klassiker“ der Neuen Rechten
Ernst Jünger gedenkt auch die Neue Rechte anlässlich seines 25. Todestages. Seine antidemokratischen Auffassungen sind dabei kein Thema. Die Distanz zum Nationalsozialismus war auch nicht grundsätzlicher Natur, wurde doch deren Massenbewegung lediglich von dem elitären Nationalisten verachtet.

Am 17. Februar 1998, heute vor 25 Jahren, verstarb Ernst Jünger, der auch als politischer Denker ein Klassiker für die Neue Rechte ist, nicht nur als literarischer Schriftsteller. Gern beruft man sich in der „Jungen Freiheit“ auf ihn, aber auch in der „Sezession“. Mitunter wird dabei auf seine Distanz zum Nationalsozialismus verwiesen, oder er gar als Repräsentant eines inneren Widerstandes hingestellt. Zwar treffen derartige Auffassungen in einem eingeschränkten Sinne zu, ignorieren aber die antidemokratische Orientierung nicht nur in der Weimarer Republik.
Jünger äußerte zunächst auch gegenüber der NSDAP seine politische Sympathie, zumindest zwischen 1923 und 1926. Danach kam es zu einem Bruch zwischen Partei und Schriftsteller, der aber primär etwas mit dem jeweiligen Selbstverständnis zu tun hatte. Jünger, der seit Beginn der 1920er Jahre durch seine Kriegstagebücher berühmt geworden war, definierte sich als elitärer Vordenker. Den „Legalitätskurs“ der NSDAP verurteilte er als Opportunismus gegenüber dem System.
Jüngers diffuser „neuer Nationalismus“
Auch war ihm der den Nationalsozialisten eigene vulgäre Rassismus suspekt, wohingegen es bezogen auf die Bejahung einer Diktatur und einer Feindschaft gegen die Republik sehr wohl inhaltliche Übereinstimmungen gab. Ein „neuer Nationalismus“ sollte sich gegen die Normen und Regeln des Weimarer Verfassungsstaates richten. So bekundete Jünger bereits 1926: „Der moderne Nationalismus, das Grundgefühl eines neuen, der zu oft vorgekauten Phrasen der Aufklärung bis zum Erbrechen überdrüssig geworden Geschlechtes, will das Besondere.“
Worin eben genau diese Alternative bestehen soll, wurde indessen nicht als klare Vorstellung ausformuliert. Er unterstellte der Aufklärung häufiger Phrasen, wobei dann ein Jahr später Jünger in 1927 selbst Phrasen in Wiederholung präsentierte: „Wenn wir an das Besondere glauben und an den Vorrang der besonderen Notwendigkeiten vor den allgemeinen, so bewegt uns dazu vor allem ein Gefühl des Ekels gegenüber den zu oft vorgekauten Phrasen der Aufklärung.“ Die Aufklärung war eine geistige Grundlage der Republik.
„Blut“, „Krieg“ und „Mutterboden“
Gegen diese bemerkte Jünger bezügliche seines ideologischen Selbstverständnisses: „Nationalist sein, heißt die Notwendigkeit der Nation vertreten wollen mit allen Mitteln, die in Frage kommen können. Es heißt, die Idee der Nation als einen obersten Wert setzen, dem alle anderen Werte unterzuordnen sind.“ Es wird hier keine inhaltliche Erläuterung gegeben, sondern lediglich eine Rangordnung vorgenommen. Jünger schrieb aber auch: „Das Wort Nationalismus … ist keineswegs … der Ausdruck für einen obersten Wert.“ Demnach bestand noch nicht einmal in dieser formalen Auffassung eine inhaltliche Klarheit.
Ansonsten hieß es allgemein, dass „Blut“, „Krieg“ und „Mutterboden“ für den Nationalismus das Wesen sei. Bezogen auf diese allgemeinen Auffassungen bestanden dann doch ideologische Gemeinsamkeiten mit dem seinerzeitigen Nationalsozialismus. Ab Beginn der 1930er Jahre hielt sich Jünger mit politischen Statements eher zurück, was aber eher etwas mit seiner elitären Distanz gegenüber einer Massengesellschaft zusammenhing.
Konservative Revolution und Neuer Rechte
Diese Einstellung erklärt auch eine gegenüber der späteren Hitler-Regierung bestehende Verachtung. Nach 1933 wähnte er sich in einer „inneren Emigration“, machte Jünger sich doch tatsächlich nicht mit den Machthabern gemein. Seine Erzählung „Auf Marmorklippen“ (1939) gilt gar als geistiger Widerstand, was Jünger aber selbst ehrlicherweise von sich wies. Inwieweit es Kontakte zu den Männern des späteren 20. Juli gab, ist in der historischen Forschung nicht genau geklärt.
Gleichwohl würde dies nicht für eine Distanz von Jünger zu seinen früheren Positionen sprechen, denn geistige Anhänger einer Republik waren die militärischen Widerständler nicht. Das kann auch nicht für Jünger selbst gesagt werden, er distanzierte sich nach 1945 nie von seinen politischen Positionen. Von 1949 bis 1953 war Armin Mohler sein Privatsekretär, er wurde später für die Neue Rechte der geistige Vater. In diesem Detail schließt sich denn auch der Kreis. So erklären sich mit die zwischen Konservativer Revolution bestehenden Kontinuitäten zur Neuen Rechten.
Ein Text des Autoren über den Antisemitismus von Ernst Jünger