Erhebliche Straftatbestände

33-jähriger Neonazi-Rocker aus Neumünster muss für ein Jahr in Haft.

Mittwoch, 05. Februar 2014
Horst Freires

Die Strafvorwürfe zu zahlreich, die Liste bereits registrierter Vorstrafen zu groß: Alexander Hardt, Aktivist im Umfeld des Neonazi-Treffpunktes  „Club 88“ in Neumünster sowie bekennender „Bandido“-Rocker aus der mittelholsteinischen Stadt, muss nun erstmals hinter Gitter. Er ist vom Landgericht Kiel in einem Berufungsverfahren zu einer Haftstrafe von einem Jahr verurteilt worden. In erster Instanz hatte ihn das Amtsgericht Neumünster mit einer 13-monatigen Haft bedacht.

Der 33-Jährige hatte im Oktober 2011 die jetzige Landtagsabgeordnete der Piraten, Angelika Beer, in ein Gespräch über das Thema „Club 88“ verwickelt, was er heimlich aufzeichnete und anschließend ins Internet stellte. Ebenso verfuhr Hardt wenige Monate zuvor bei einem polizeilichen Gespräch anlässlich einer Vernehmungsvorladung sowie während eines Polizeieinsatzes auf dem Grundstück des „Club 88“. In allen Fällen hat es sich nach Feststellung des Landgerichts um die Verletzung der Vertraulichkeit des Wortes gehandelt.

Zum Zeitpunkt der Taten hatte der Angeklagte mit Verbindungen in die rechte Musikszene noch eine achtmonatige Bewährungsstrafe auf seinem Konto. Ebenfalls Berücksichtigung in der nun verhängten Gesamtstrafe fand ein Strafbefehl wegen eines Waffendeliktes. Verhandelt wurden weitere Anklagen, darunter eine begangene Körperverletzung, eine Beleidigung eines Polizeibeamten sowie das Verbreiten verfassungswidriger Kennzeichen, weil er zu seinem Facebook-Account kurzfristig ein täuschend ähnliches Emblem des verbotenen Totenkopfes der „3. SS-Panzerdivision“ hinzugestellt hatte.

Die ihm vorgehaltenen Internet-Delikte hatte der frühere Neustädter in der ersten Instanz noch vehement bestritten und dafür unbekannte Hacker mit Fake-Eingriffen verantwortlich gemacht. Nur weil Hardt beim Prozess in Kiel alle Vorwürfe eingestand, kam das jetzt verhängte Strafmaß zustande, wobei der Vorsitzende Richter dem zweifachen Familienvater in der Sozialprognose eine hohe Wahrscheinlichkeit künftiger Straffälligkeit attestierte. Seit Ende 2012 arbeitete der gelernte Zimmermann in Kiel in einem Werkzeugladen mit dem Kürzel PLS, was für Polenschlüssel steht – ein Gegenstand, mit dem verschlossene Türen geöffnet werden können. Bereits vor Ladeneröffnung hatte Hardt den Service im Internet angeboten.

Kategorien
Tags