Schwarze Wölfe

Elsässischer Rechtsterrorist verstorben

Der elsässisch-deutschnationale Aktivist Pierre Rieffel, einst Gründungskopf der rechtsterroristischen „Schwarzen Wölfe“, ist im Alter von 94 Jahren verstorben. Rieffel starb bereits am 24. Oktober, sein Tod wurde erst jetzt in extrem rechten Kreisen bekannt.

Donnerstag, 08. Dezember 2022
Anton Maegerle
Bereits Ende Oktober verstarb Pierre Rieffel, Foto: Screenshot
Bereits Ende Oktober verstarb Pierre Rieffel, Foto: Screenshot

In deutsch-tümelnden Kreisen wird Rieffel als „einer der herausragenden Autonomisten des Elsaß“ verehrt. Der 1928 in Breitenbach im Weilertal geborene Rieffel war neben Rene Woerly und Ewald Jaschek Gründer einer rechtsterroristischen und separatistischen Untergrundgruppierung, der „Elsässischen Kampfgruppe der Schwarzen Wölfe“ (Groupe de combat des Loups Noirs). Die militante Widerstandsgruppe machte mit Sprengstoffanschlägen auf sich aufmerksam. Angestrebt wurde von den Rechtsterroristen, deren Taten heute in der Bundesrepublik gänzlich vergessen bzw. verdrängt sind, ein Deutsches Reich in den Grenzen von 1918.

In der Nacht zum 13. Mai 1976 verübten die Schwarzen Wölfe einen Brandanschlag auf die Museumsbaracke des Konzentrationslagers Struthof, der das Museum zerstörte. 1979 wurde die Ausstellung erneut attackiert. 1980 sprengten die Rechtsextremisten ein den Marschall Turenne verherrlichendes Denkmal in Türkheim. 1981 erfolgte die Sprengung des Lothringer Kreuzes in Sasbach und nach dessen Wiedererrichtung noch im selben Jahr die erneute Sprengung. In dem Bekennerschreiben heißt es, das Denkmal sei errichtet, um für immer „den Haß auf die deutsche Nation“ wachzuhalten. Kurz danach erfolgte die Verhaftung von Rieffel, Woerly und Jaschek. 1982 wurde Rieffel in Mülhausen zu drei Jahren Gefängnis, davon zu einem auf Bewährung, und zu einer hohen Geldstrafe verurteilt. Eine größere Menge Sprengstoff und Zünder für die Anschläge hatte der Freiburger Rechtsextremist Gerhard Ratzel den „Schwarzen Wölfen“ überlassen.

Neugründung

1984 formierte sich nach Zerschlagung der Schwarzen Wölfe durch die französischen Exekutivbehörden die Gruppierung neu unter den Bezeichnungen „Rat der Frankreich-Deutschen“ und „Freundeskreis Karl Roos“ neu. Ende Mai 1984 veranstaltete die Gruppe in Sasbach bei Achern (Baden) eine Kundgebung, an der über hundert Rechtsextremisten aus der Bundesrepublik, Frankreich, Österreich und der Schweiz teilnahmen.

Im gleichen Jahr meldete die französische Neonazi-Truppe F.N.E. („Faisceaux nationalistes européens“), die auch nach Frankreich untergetauchte deutsche Neonazis betreute, in ihrer Schrift „Unser Europa“: „Die zweite Ausgabe des `Kampfblattes für Muttersprache und Heimatrecht´ des Freundeskreis Karl Roos ist erschienen. Herausgeber ist Pierre Rieffel, der Leiter der Schwarzen Wölfe, die ihren Kampf um das Deutschtum im Elsass inzwischen mit legalen Mitteln führen. Unter den elsässischen Autonomisten sind die Schwarzen Wölfe bzw. ihr Freundeskreis Karl Roos sicher die unterstützungswürdigste Gruppe, da sie mit Gesinnungshaft und Vermögensverlust ihren Kampf büßen mußten und doch unverändert an vorderster Front kämpfen!“

Revisionismus

1994 verschickte Rieffel an Gesinnungskameraden die zehnseitige Eigenbroschüre „KZ Struthof“. In dem Sudelwerk bezeichnet Rieffel Struthof, das ehemalige deutsche Konzentrationslager in Frankreich, als „staatlichen, gewinnbringenden Wallfahrtsort“, der „ausgerüstet“ worden ist, um „X tausende Besucher Deutschenhass einzuimpfen, mittels Fälschungen, Lügen, Übertreibungen und Einseitigkeit“. Einige Zeilen weiter schreibt Rieffel, dessen Kontaktadresse sich in der badischen Grenzstadt Kehl befand: „Dann gab es noch einen 100+20m großen Kartoffelbunker. Häftlinge, die bei seinem Bau während des Betonierens aus Schwäche umfielen, wurden (...) kurzerhand mit einbetoniert. Es ist nicht überliefert, wieviele es waren. Jedenfalls scheint sich das auf die Qualität von Boden, Wänden und Decke nicht nachteilig ausgewirkt zu haben.“

2017 erschien Rieffels Buch „Mein Leben für das Elsass“, in dem er über die „Schwarzen Wölfe“ berichtet. Im Dezember 2018 wurde per Anzeige in der „Jungen Freiheit“ für das Buch geworben.

NPD und Dritter Weg

Im August 2018 fand im Raum Wiesloch/Walldorf bei Heidelberg zum ersten mal der „Tag deutscher Gemeinschaft Nordbaden“ statt, Veranstalter war der ehemalige NPD-Bundesvorsitzende Günter Deckert. Deckert hatte das Treffen organisiert, „um das Bewusstsein für unsere Heimat und ihre Geschichte wach zu halten und um Gemeinschaft und Zusammenhalt zu schaffen.“ Ehrengast der Veranstaltung war Rieffel. „Er setzte sich sein Leben lang für den Erhalt des Deutschtums im Elsaß und für dessen Unabhängigkeit ein. Von diesem bewegten Leben für das Elsaß berichtete er und stellte sein Buch `Mein Leben für das Elsaß´ vor, welches er auch signierte“, so die NPD.

Im März 2022 gab die neonazistische Kleinstpartei Der Dritte Weg kund, dass es auch heute scheint, dass „es deutsch-nationale Aktivisten“ im Elsaß gebe: „So wurde auf einem jüdischen Friedhof in Quatzenheim der Schriftzug `Elsässische Schwarze Wölfe´ hinterlassen.“

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