Compact-Magazin

Einschlägiges Szene-Treffen

Im sachsen-anhaltischen Burgenlandkreis findet am 27. August ein „Compact-Sommerfest“ statt. Der Referentenkreis ist einschlägig bekannt.

Montag, 04. Juli 2022
Anton Maegerle
Jürgen Elsässer auf einer Demonstration gegen die Corona-Maßnahmen
Jürgen Elsässer auf einer Demonstration gegen die Corona-Maßnahmen

Das neurechte Monatsmagazin „Compact“ bedient sich regelmäßig revisionistischer, verschwörungstheoretischer und rassistischer Motive. Nach Eigenangaben der „Compact-Magazin GmbH“, die sich im sogenannten Widerstandsmilieu verortet, erreicht „Compact“ eine Verkaufszahl von ca. 40.000 Exemplaren im Monat. Seit mindestens Ende vergangenen Jahres wird die Organisation vom Verfassungsschutz als gesichert extremistische Bestrebung eingestuft, nachdem sie zuvor als Verdachtsfall behandelt worden war.

Das „Compact“-Sommerfest soll in einem Festzelt in Stößen stattfinden. Das Motto des Treffens lautet „Freiheit für Deutschland und Frieden mit Russland.“ Als Redner werden großspurig die „besten Köpfe der Opposition“ angekündigt. Aus der Sicht von „Compact“ sind dies neben ihrem rechtsextremen Guru Jürgen Elsässer unter anderem Martin Sellner, Manfred Kleine-Hartlage, Anselm Lenz, Martin Kohlmann und Hans-Thomas Tillschneider.

IB-Chefideologe Martin Sellner als Redner angekündigt

Elsässer, ein Stichwortgeber der Neuen Rechten, diffamiert die Bundesrepublik in der aktuellen „Compact“-Ausgabe als „Krypto-Staat“. „Aufgabe der oppositionellen Medien“ sei es, „zum Sturz des Regimes beizutragen“, führte Elsässer an anderer Stelle in „Compact“ aus. Nach dem Beginn des russischen Angriffs auf die Ukraine orakelte der Putin-Versteher: „Der Angreifer ist, wie schon oft in der Geschichte beobachtet, nicht der Aggressor.“

Der Österreicher Sellner, Chefideologe der rechtsextremen Identitären Bewegung (IB), sprach mehrfach auf „Compact-Konferenzen“. Aktuell wünscht sich Sellner eine kämpferische AfD. Denn: „Der VS überwacht sie, die Antifa jagt sie, die digitalen Medien zensieren sie und die Öffentlich-Rechtlichen laden sie nicht mehr ein. Aus dieser marginalisierten Position kommt man jedoch nicht heraus, indem man sich anpasst und abwartet. Nur eine inhaltliche Offensive und ein Bündnis mit den aktiven Kräften im Umfeld können die auferlegte Quarantäne durchbrechen“, so Sellner in der Juli-Ausgabe von „Compact“. Vor Jahren musste sich Sellner zu Hilfsarbeiten auf einem jüdischen Friedhof verpflichten, da er als 17-Jähriger Plakate mit einem Hakenkreuz und der Aufschrift „Legalisiert es“ an der Außenmauer der Synagoge in Baden bei Wien angebracht hatte. Als der Vorfall 2019 öffentlich wurde, schrieb der damalige Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) auf Twitter: „Die Enthüllungen über den Chef der Identitären sind widerlich.“

Anselm Lenz als „Pionier der Corona-Protestbewegung“

Kleine-Hartlage ist Dauerkolumnist des rechtsextremen Monatsmagazins „Zuerst!“. Er meint in deren Juni-Ausgabe feststellen zu müssen, dass sich der bundesdeutsche Staat „in seiner Innenpolitik auf eine abschüssige Bahn begeben (hat), an deren Ende der Totalitarismus stehen wird – immer vorausgesetzt, daß er die fragwürdigen Staatskünste seiner politischen Klasse lange genug überlebt, um überhaupt noch totalitär werden zu können.“ In der rechtsextremen Zeitschrift „Sezession“ wehklagte Kleine-Hartlage bereits 2013, dass sich die „Souveränität des deutschen Staates“ in „Auflösung“ befindet. Abschätzig bezeichnete er die politische Elite als „Kaste von Machthabern“.

Lenz, von „Compact“ zum „Pionier der Corona-Protestbewegung“ gekürt, war einst wie Elsässer in der Linken sozialisiert. Ende März 2020 rief Lenz dazu auf, die „Bürgerrechte gegen den sich ausbreitenden neuen Totalitarismus zu verteidigen“. Lenz ist einer der Herausgeber der Postille „Demokratischer Widerstand“, in der der Rechtsextremist Götz Kubitschek als „renommierter Autor“ gepriesen wird.

AfD-Politiker eingeladen

Ebenfalls mit von der Partie bei der „Compact“-Veranstaltung ist Martin Kohlmann, Chef der rechtsextremen „Freien Sachsen“. Die Kleinpartei, zentraler Akteur der Corona-Proteste in Sachsen, wurde Ende Februar 2021 im Erzgebirge gegründet. Die Partei fordert in ihrem Programm unter anderem einen „Säxit“ – den Austritt Sachsens aus der Bundesrepublik – und dass „Verwaltungsleute, Richter und Journalisten aus dem Westen“ in Führungspositionen „geregelt in ihre Heimatländer“ zurückgeführt werden.

Tillschneider ist stellvertretender Vorsitzender der sachsen-anhaltinischen AfD-Landtagsfraktion. 2015 postulierte die „Patriotische Plattform“, der völkische Flügel der AfD um Tillschneider: „Die AfD wird entweder mit Götz Kubitschek sein oder sie wird gar nicht sein!“

Erstmals wurde für eine „Compact-Sommerparty“ zum 18. Juli 2009 mobilisiert. Als Austragungsort war das Russische Haus, ein Kulturinstitut des russischen Außenministeriums, in der Berliner Friedrichstraße angegeben.

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