Ein schaler Beigeschmack

Der Unternehmer und NPD-Funktionär Sven Krüger aus Jamel arbeitet für die öffentliche Hand in Schleswig-Holstein.

Dienstag, 11. Januar 2011
Andrea Röpke

Das Schleswig-Holstein-Magazin des NDR-Regionalfernsehens berichtete jetzt darüber, dass ausgerechnet die Abrissfirma des berüchtigten NPD-Funktionärs Sven Krüger aus Jamel für Arbeiten an der Fassade des Amtsgericht Kiels eingesetzt würde. Krügers Männer „fürs Grobe“, wie immer in einheitlichen blauen Kapuzenpullovern und mit Glatze, sind seit vergangenem Samstag als Subunternehmer für das Land Schleswig-Holstein an der Arbeit – bezahlt mit Steuergeldern.

Der vorbestrafte Krüger, der auf eine langjährige militant-politische Vergangenheit zurückblicken kann, sitzt für die NPD im Kreistag von Nordwestmecklenburg. 2010 soll es Ermittlungen und eine Hausdurchsuchung gegen ihn wegen des Verdachtes der Hehlerei gegeben haben. Seit Jahren berichten die Medien darüber, dass Krüger und seine Anhänger in dem Dörfchen Jamel bei Grevesmühlen die Dominanz auch mit Einschüchterungen ausüben. 2010 ließ er am Ortseingang einen Findling mit der Aufschrift „Dorfgemeinschaft Jamel – Frei sozial und national“ anbringen. Zur Hochzeit auf dem Dorfplatz im August vergangenen Jahres wollte Krüger seinen rund 400 einschlägigen Gästen Schießübungen mit einer Luftpistole auf Politikerportraits mit Fadenkreuz anbieten. Es gab zuvor Hausdurchsuchungen.

Jungs fürs Grobe von den „Hammerskins“

Krügers Firma befindet sich in einem blauen Container neben seinem Wohnhaus. Die Firmenfahrzeuge ziert das Logo mit einem zerschlagenen Davidstern. Beim Nationalen Fußballtunier 2007 in Dammereez trat Abriss Krüger als Sponsor einer Neonazi-Mannschaft auf. In der Firma selbst sollen Angehörige der Kameradschaft Wismar beziehungsweise aus dem Spektrum der „Hammerskins“ arbeiten, heißt es.

Jetzt stellte sich heraus, dass die Jungs fürs Grobe unter anderem auch an Bauarbeiten am Klärwerk in Stade sowie beim Theater-Parkhaus in Münster beteiligt gewesen sein sollen. Letzteren Einsatz verdankten sie demnach ebenso wie den Auftrag zu den Stemmarbeiten an der Westfassade des Amtsgerichtes in Kiel der Firma BIK Uhr aus Harrislee. Die betonte gegenüber dem NDR, nichts von Krüger politischem Hintergrund gewusst zu haben.

„Die Sachverhalte überprüfen“

Hans Adolf Bilzhause vom Gebäudemanagement Schleswig-Holstein bestätigte, dass es durchaus einen „schalen Beigeschmack“ habe, dass ausgerechnet jemand wie Krüger mit der Sanierung eines Gerichtsgebäudes Geld verdiene. Während Bilzhause das erste Mal den Namen Abriss Krüger gehört haben will, ist anzunehmen, dass es innerhalb der vermittelnden Firma BIK Uhr schon einen engeren Draht zu Krüger gegeben haben könnte. Das Bauunternehmen aus Harrislee sieht sich durch den TV-Bericht nun veranlasst, „die Sachverhalte zu überprüfen“ und „zu entscheiden, ob und inwieweit eine zukünftige Zusammenarbeit mit dem Unternehmen Krüger stattfinden kann oder nicht.“

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