Schleswig-Holstein

Drohserie gegen Linke-Kandidaten

Die Linke in Schleswig-Holstein berichtet von einer mittlerweile seit Wochen andauernden perfiden Drohserie gegen ihre Kandidaten im Zuge des Landtagswahlkampfes. Perfide Postkartencollagen sollen die Adressaten offenkundig einschüchtern.

Freitag, 06. Mai 2022
Horst Freires
Auszug einer Postkarte, den Unbekannte teilweise an Privatadressen von Linken-Kandidaten schickten. Foto: Die Linke
Auszug einer Postkarte, den Unbekannte teilweise an Privatadressen von Linken-Kandidaten schickten. Foto: Die Linke

Verschickt wurden die Karten landesweit an die Privatadressen der Kandidierenden, aber auch an die Landesgeschäftsstelle in Kiel. Als ein Phantom-Absender wird dabei mehrere Male der Name Erika verwendet – möglicherweise auch eine Anspielung auf eine gleichnamige, ab 1940 herausgegebene NS-Propaganda-Zeitschrift, die mit dem Untertitel „Die frohe Zeitung für Front und Heimat“ für sich geworben hat. Die Betroffenen haben wegen des Szenarios bereits Kontakt mit der Kriminalpolizei aufgenommen, die den Vorgang eigenen Angaben zufolge sehr ernst nimmt. Die Reihe knüpft an den Fund einer toten Ratte im Briefkasten des Partei-Kreisvorsitzenden von Dithmarschen, Thomas Palm, im Februar an. An dem Tier war ein Zettel befestigt mit den Worten „euer Vorsitzender“. Die Staatsanwaltschaft hat wegen Nichtermittlung eines Täters die Ermittlungen dazu mittlerweile eingestellt.

Auf den Postkarten wird mit teils zusammenhanglosen Zeitungsausschnitten in Collage-Manier unter anderem Bezug genommen auf blutige Amokläufe an deutschen Schulen, an den kaltblütigen politischen Mord an dem Kasseler Regierungspräsidenten Walter Lübcke von 2019 erinnert, das Messer-Attentat auf Oskar Lafontaine 1990 bei einer Wahlkampfveranstaltung thematisiert und ein Hinweis auf „ungelöste Mordfälle“ aufgelistet.

Blaupause?

Der oder die Täter bedienten sich möglicherweise einer Blaupause aus dem Jahr 2011. Damals tauchte eine ähnliche Postkarten-Drohserie in Berlin auf. Dort waren ebenfalls Kandidaten der Linken zu den Abgeordnetenhauswahlen die ausgesuchten Opfer. Auch in der Drohserie von Berlin wurde seinerzeit mit kopierten Zeitungsschnipseln gearbeitet.

Kategorien
Tags