Drei Tage Hassmusik

Vom 17.  bis 19. Juni ist im brandenburgischen Finowfurt ein so genanntes „Sonnentanz-Festival“ mit zahlreichen braunen Bands geplant – angekündigt sind 350 bis 500 Teilnehmer.

Dienstag, 31. Mai 2016
Horst Freires

Rechtsrock hat seine bekannten Anlaufstellen, wo Ordnungsbehörden und Polizei sich nicht selten mit Untersagungen schwer tun: Eine davon ist in den vergangenen Jahren immer wieder das Grundstück von Klaus Mann im brandenburgischen Finowfurt gewesen. Dort soll nun vom 17. bis 19. Juni das sogenannte „Sonnentanz-Festival“ stattfinden, eine Anspielung auf das bereits von Nationalsozialisten und nunmehr von Rechtsextremisten missbrauchte Brauchtum, die Sommersonnenwende zu feiern.

Bei Anfragen zum seit geraumer Zeit beworbenen Hassmusik-Spektakel mit internationalen Musik-Acts hat sich herausgestellt, dass offenbar Robert Wolinski organisatorisch dahinter steckt. Dieser gehört dem NPD-Landesvorstand in Brandenburg an und ist für die Partei Stadtverordneter in Velten (Oberhavel). Er gilt als gut vernetzt in der neonazistischen Musikszene. Nur selten kommt heraus, wer hinter den oft genug konspirativ vorbereiteten Konzerten steckt. Wolinski war aber der Initiator eines unangemeldeten Rechtsrock-Meetings im November 2014 in Greifswald, das von rund 500 Besuchern angesteuert und schließlich von der Polizei unterbunden wurde. Dabei kam es zu gewalttätigen Tumulten. Der 28-jährige NPD-Kader ist wegen diverser Aktivitäten polizei- und justizbekannt. Bereits im September des Vorjahres wollte Wolinski die rechte Hooligan-Band „Kategorie C – Hungrige Wölfe“ in Finowfurt auftreten lassen. Nach behördlichem Verbot zog der NPDler aber seine Anmeldung zurück. Als er jüngst seinen Geburtstag bei der Familie Mann mit musikalischer Umrahmung feiern wollte, war die Polizei schneller und untersagte das unangemeldete Vorhaben, nachdem in sozialen Medien kurzfristig öffentliche Teilnahmeaufrufe aufgetaucht waren.

Überwiegend die Hatecore-Musikrichtung

Für den „Sonnentanz“, der unter anderem von der international aufgestellten „Blood&Honour“-Bewegung (B&H) propagiert wird, sind den Behörden 350 bis 500 Teilnehmer angekündigt worden. Diese sollen zum Teil auch auf dem Privatgelände campen. Beworben werden diverse Händlerstände und die neonazistische Kochshow „BLCLVA KCHE“. Nimmt man die aufgelisteten Bands unter die Lupe, ergibt sich daraus überwiegend die Hatecore-Musikrichtung. Mehrere der angekündigten Bands bekennen sich zur „Straight Edge“-Einstellung, lehnen Drogen- und Alkoholkonsum kategorisch ab.

Als „Headliner“ angekündigt sind „H8-Machine“ aus New Jersey/USA. Die Band gibt es seit nunmehr 15 Jahren. Sie bekennt sich offen zum Nationalsozialismus und hat gerade ihre vierte CD veröffentlicht – den ersten Tonträger seit neun Jahren. Am 11. Juni spielt die Band bei B&H in Frankreich. In Finowfurt soll auch der Szene-Rapper „Makss Damage“, der zuletzt auch häufiger mit der Bremer Band „Kategorie C“ unterwegs war, auftreten. „Thrima“ aus dem Raum Stralsund begleiten „H8-Machine“ nicht nur am 11. Juni in Frankreich, sondern auch in Finowfurt. Außerdem dort für die Bühne vorgesehen: „2nd Class Citizen“ (Berlin), „Eternal Bleeding“ (Altenburg), „Painful Awakening“ (Güstrow), „Mortuary“ (Wolmirstedt/Magdeburg), „Fight Tonight“ (Sangerhausen), „Blindfolded“ (Groningen/Niederlande), „Acciaio Vincente“ (Mantova/Italien).

Klaus Mann war bereits bei NPD und DVU aktiv. Zuletzt fungierte er als Landesvorsitzender für die Neonazi-Partei „Die Rechte“. Das Amt hat er aber nicht mehr inne, sondern wird von Rene Herrmann bekleidet. Das Mann-Grundstück ist aber nicht nur für Rechtsrock-Veranstaltungen gefragt. Vor zwei Jahren hat es dort auch schon einmal ein Sportfest der rechten Szene gegeben.

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