Die NPD ist auf den Hund gekommen
Screenshot der NPD-Meldung
Für gewöhnlich ist der Ablauf eines Vorfalls, der potenziell das Interesse der Öffentlichkeit wecken könnte bzw. eine gewisse Relevanz darstellt, in etwa folgender: Die Presse erfährt von dem Geschehen, holt Informationen ein, entscheidet, ob es zu einer Veröffentlichung kommt. Der Artikel wird dann auf der Website und/oder in einer Printausgabe publiziert, anschließend über vielfältige Kanäle weiterverbreitet.
In dem nachfolgenden Fall übernahm der Landesverband der NPD Mecklenburg-Vorpommern die Funktion der Medien – auf der Website der Rechtsextremen wurde am Dienstagnachmittag zuerst über den angeblichen „Ausländerüberfall“ berichtet. Vermutlich, da ja, wie Landeschef Stefan Köster und seine Mannen nicht müde werden zu betonen, die „Lügenpresse“ ohnehin nicht über Kriminalität von Menschen nicht-deutscher Herkunft berichten dürfte.
Am Montagabend sei es laut NPD in Stralsund unweit einer Asylbewerberunterkunft zu einem „Raubversuch“ von „drei dunkelhäutigen Ausländern“ an einem Deutschen gekommen. Dabei soll der Hund des mutmaßlichen Opfers „brutal abgeschlachtet“ worden sein, als er seinem Besitzer zu Hilfe kommen wollte. Natürlich lässt es sich die NPD nicht nehmen, „das Foto des übel zugerichteten Tieres“ dem Artikel beizufügen, man wollte „dieses erschreckende Beispiel von Migrantenkriminalität der Öffentlichkeit nicht vorenthalten.“
Einige Facebook-Reaktionen auf den NPD-Artikel, Foto: Screenshot NPD
Facebook als Multiplikator
Mittlerweile wurde der Beitrag auf Facebook über 1.000 Mal geteilt, so auch von der Bundes-NPD und etlichen weiteren Gliederungen. In der Tat wurde darüber vielerorts heftig diskutiert, die Polizei veröffentlichte knapp zwei Tage später schließlich eine Pressemitteilung zu diesem mutmaßlichen Übergriff. Der Mann habe eine Strafanzeige gestellt, der Inhalt wird darin wiedergegeben, die Polizei sucht Zeugen. Obwohl für den Fall eine möglichst genaue Beschreibung der Täter hilfreich wäre, ist dort nun plötzlich die Rede von einem Mann mit „hellem Teint“, von „drei dunkelhäutigen Ausländern“, wie es die NPD wissen will, ist nichts mehr zu lesen. Auffällig ist zudem, dass der Mann erst am Tag nach dem vorgeblichen Übergriff zur Polizei ging und Strafanzeige stellte. Am Montagabend wurde offenbar kein Kontakt zu der Behörde aufgenommen. Auch sei der Hund an einem „unbekannten Ort“ begraben worden – der Besitzer wollte der Polizei die Begräbnisstätte nicht mitteilen. In einer Nachmeldung wurde mitgeteilt, dass der Hund zur Begutachtung nach Rostock geschickt würde. Wie eine Sprecherin gegenüber ENDSTATION RECHTS. mitteilte, erhoffe sich die Polizei davon neue Erkenntnisse zum Tathergang. Auf Facebook veröffentlichte eine Frau mehrfach Kommentare unter dem Posting der NPD und gab sich als die Besitzerin des Hundes aus. Die Frau bekundet auf der Plattform offene Sympathien für die rechtsextreme Partei.
Die mutmaßliche Besitzerin des Hundes; Foto: Screenshot NPD