AfD-Spitzenkandidat
Die Buchempfehlungen von Maximilian Krah: gegen die moderne Demokratie
Maximilian Krah, bei den anstehenden Europawahlen ist er für die AfD der Spitzenkandidat, empfiehlt verschiedene politische Klassiker zur Lektüre. Alle waren bekennende Gegner einer Republik. Derartige Buchempfehlungen sagen denn auch viel über Krahs eigene politische Positionen selbst aus.
Aussagen über die ideologischen Grundlagen von Politikern sind nicht immer einfach zu ermitteln. Wenn sie indessen einschlägige Lektüreempfehlungen geben, lassen sich daraus wichtige Rückschlüsse ziehen. Dies zeigt das Beispiel von Maximilian Krah, dem für die AfD bei den anstehenden Europawahlen antretenden Spitzenkandidaten. In seinem Buch „Politik von rechts. Ein Manifest“ (Schnellroda 2023) heißt es: „Wer aber rechts und intellektuell sein will, der sollte zumindest die eigenen Klassiker kennen. Ohne Carl Schmitt wird wohl gar nichts gehen, Thomas Manns Betrachtungen eines Unpolitischen und Oswald Spenglers Untergang des Abendlandes sind dringend empfohlen“.
Diesen Ausführungen kommt insofern Bedeutung zu, weil sie Auskunft über die ideengeschichtlichen Prägungen geben. Anders formuliert: Die empfohlenen Klassiker sagen auch viel über Krah, aber auch seine Partei, welche ihn zum Spitzenkandidaten erkor. Alle drei Autoren lehnten eine moderne Demokratie als liberale Republik grundsätzlich ab.
Klassiker I: Demokratie besser in Diktatur möglich
Der Erstgenannte ist dabei der bedeutendste Klassiker für Krah, beruft er sich doch in seinem Buch in vielen Kontexten auf den Staatsrechtler Carl Schmitt. Bemerkenswert ist dessen Definition von Demokratie, die er bereits in „Die geistesgeschichtliche Lage des heutigen Parlamentarismus“ in einer eigenen Monographie in der Weimarer Republik entwickelte: „Zur Demokratie gehört … notwendig erstens Homogenität und zweitens – nötigenfalls – die Ausscheidung oder Vernichtung des Heterogenen … die politische Kraft einer Demokratie zeigt sich darin, daß sie das Fremde und Ungleiche, die Homogenität Bedrohende zu beseitigen oder fernzuhalten weiß.“
Eine Demokratie könne auch eine Diktatur sein, meinte Schmitt. Aber Demokratie und Parlamentarismus schlössen sich aus. Dass er später den von einer Republik zum Totalitarismus verlaufenden Transformationsprozess staatsrechtlich legitimierte, kann angesichts derartiger politischer Grundauffassungen gegen die Normen und Regeln eines demokratischen Verfassungsstaates nicht verwundern.
Klassiker II: „Deutschtum“ gegen den demokratischen Westen
Die vorstehende Aussage, wonach die genannten Autoren alle eine moderne Demokratie ablehnten, mag bezogen auf Thomas Mann verwundern. Er war aber zunächst kein Anhänger, sondern ein Gegner einer Republik, wandelte er sich doch in dieser Frage erst in den 1920er Jahren. Das erwähnte Buch von 1918, das Krah ausdrücklich nennt, erschien in seiner republikfeindlichen Phase. Es stand für ein Bekenntnis zur imperialen Kriegspolitik, aber auch für diffuse Verschwörungsideologien. Eine Freimaurerverschwörung erblickte Mann seinerzeit noch hinter dem Weltkrieg.
Und dann sollte ein „Deutschtum“ gegen den demokratischen Westen stark gemacht werden. Derartige Auffassungen führten auch zu einer Einordnung zur Konservativen Revolution, zumindest nahm diese Armin Mohler in seiner Monographie zum Thema so vor. Eine Abkehr von dem benannten Gedankengut erfolgte bei Mann erst später, er musste daher nach 1933 das Land um seiner eigenen Sicherheit willen verlassen. Ausgerechnet sein antidemokratisches Buch wird aber von Krah empfohlen.
Klassiker III: Cäsaristische Herrschaft als Hoffnung
Und dann nennt er noch von Oswald Spengler „Der Untergang des Abendlandes“, eine historische Deutung von über tausend Seiten, worin die organische Entwicklung verschiedener Kulturen in der Weltgeschichte unterstellt wird. Bedeutsam für die hier zu erörternde Frage sind aber weniger diese Interpretationen, welche aufgrund der unseriösen Beweisführung viel Kritik erfuhren, sondern die politischen Bekundungen in den letzten Kapiteln.
Darin sah der Autor für seine Gegenwart einen Kampf unterschiedlicher Mächte wirken, nämlich den zwischen einer bestehenden Demokratie mit unsittlicher Geldherrschaft und einer cäsaristischen Herrschaft mit traditionellen Wurzeln. Diese Auffassung wurde nicht als bloße Beschreibung von Spengler vorgetragen, er bejahte ausdrücklich die Entwicklung in seinem Sinne: „Die Heraufkunft des Cäsarismus bricht die Diktatur des Geldes und ihrer politischen Waffe, der Demokratie“. Es ging demnach nicht nur um bloße Geschichtsphilosophie, sondern um eine autoritäre Herrschaftslegitimation.