Die Angst der NPD vor der AfD

NPD-Spitzenkandidat im Wahlkampf in Güstrow (Foto: Oliver Cruzcampo, Archiv)
Wenige Monate nach der Gründung der Alternative für Deutschland stieß die junge Partei in bestimmten NPD-Kreisen auf Wohlwollen. Frank Franz, damals Pressesprecher und heute Bundesvorsitzender, bescheinigte der AfD in einem Facebook-Post eine „Türöffner und Eisbrecherfunktion“ für NPD-Themen. Heute bedient die selbsternannte Alternative, die in den ersten drei Jahren ihrer Existenz heftige interne Turbulenzen verkraften musste, mit ihren scharfen Angriffen auf die in ihren Augen ungesteuerte Zuwanderung und die „Altparteien“ Politikfelder, die eigentlich die NPD nach wie vor als ihr Terrain versteht. Das politische Klima hat sich in dieser Zeit verändert, was auch an den Aussagen der AfD-Funktionäre liegt – Stichwort „geistige Brandstifter“.
Die Gesellschaft scheint nach rechts zu rücken, die „Flüchlingsfrage“ treibt – mit Hilfe der AfD und der sie fördernden Kräfte wie der Jungen Freiheit oder neurechten Akteuren vom Schlage Götz Kubitschek – einen Keil in Familien, Freunde, Bekanntschaften, Kollegen. Alleine die AfD profitiert von diesem Rechtsruck, ihre Erfolgswelle trug sie zuletzt in die Landtage von Sachsen-Anhalt, Rheinland-Pfalz und Baden-Württemberg. Dabei ist ihr auch die Hilfe dubioser Unterstützer vom äußersten rechten Rand willkommen, wenngleich die Partei wenig glaubhaft ihre Distanz zur extremen Rechten gebetsmühlenartig betont. Die NPD hingegen wird in die Rolle eines hilflosen Zaungastes gedrängt.

Hilfloses Zickzack der NPD
Zu den Landtagswahlen im März dieses Jahres startet die NPD-Führungsriege um Franz den Versuch einer Zweitstimmenkampagne zulasten der AfD. Auf einer Pressekonferenz betonte der stets um eine gute Außendarstellung bemühte Saarländer, Parteien, die „grundsätzlich in eine ähnliche Richtung wollen, sollen auch an einem Strang“ ziehen. Die AfD wies das Angebot erwartungsgemäß schroff zurück – der Flop war perfekt. Aus ihm spricht die Hilflosigkeit der NPD. Im Landtagswahlkampf in Mecklenburg-Vorpommern fuhren die „Macher“ der NPD vordergründig zunächst zweigleisig. Den Verzicht auf Direktkandidaten begründete Landesvize David Petereit auch mit dem teilweise „fähigen“ Personal der Konkurrenz. Allerdings wollte die sich bundesweit seit Jahren im Niedergang befindliche Partei, die derzeit zusätzlich ein Verbotsverfahren vor dem Bundesverfassungsgericht zu überstehen hat, vielmehr ihre eigene strukturelle Schwäche kaschieren. Zuletzt mehrten sich dann die politischen Angriffe auf die AfD, auf Facebook wirbt die NPD als „die Alternative zur Alternative“. Ein NPD-Kreisverband veröffentlichte auf Facebook ein Foto, das eine Frau in einer islamischen Burka zeigt, die scheinbar ein AfD-Plakat hängt. Dazu schreibt die Partei: „Neben homosexuellen und negroiden AFDlern nun das noch. Das Partei ist nichts weiter als ein Ablassventil für den Volkszorn.“ [sic!] Und die Parteijugend der Rechtsextremisten, die Jungen Nationaldemokraten (JN), plakatieren: „Spießer wählen AFD, echte Kerle NPD!“ [sic!]Die Angst vor der neuen Konkurrenz ist nicht unbegründet. In Sachsen fehlten der NPD im August 2014 wenige Hundert Stimmen, um zum dritten Mal in Folge in den Landtag einzuziehen. Mehrere Tausend ihrer bisherigen Anhänger machten ihr Kreuz bei der AfD, die mit ihrer Spitzenkandidatin Frauke Petry fast zehn Prozent Zustimmung erhielt. Der Kampf um Proteststimmen ist hart, die NPD ist auch hierzulande auf dieses Potential angewiesen. Ihre Kernwählerschaft dürfte trotz einer gewissen lokalen Etablierung nach wie vor nicht ausreichen, um alleine die Fünf-Prozent-Hürde zu nehmen. Die Aussichten der AfD, möglicherweise stärkste Kraft zu werden – das Ziel hat Listenführer Leif-Erik Holm bereits vor Wochen ausgegeben – erschwert die Situation für die Truppe um Fraktionschef Udo Pastörs zusätzlich. Dieses Manöver könnte den ein oder anderen weiteren Wähler von der „braunen“ auf die „blaue“ Seite ziehen.Kurios, was die #NPD alles versucht, um die #AfD zu diskreditieren. #wahlkampf #ltwmv pic.twitter.com/0llbBQsXr1
— ENDSTATION RECHTS. (@ER_MV) 2. August 2016