Vergleich

Die AfD vom Ende der 1980er Jahre: AfD und REP im Vergleich

Eine AfD gab es bereits Ende der 1980er Jahre, damals nannte sie sich „Die Republikaner“. Zumindest kann man diesen Eindruck gewinnen, lassen sich doch einige Parallelen erkennen. Darüber hinaus erschien gerade eine umfangreiche Forschungsarbeit zu den REP.

Donnerstag, 24. Oktober 2024
Armin Pfahl-Traughber
Zwischen den Republikanern und der heutigen AfD lassen sich Parallelen ziehen.
Zwischen den Republikanern und der heutigen AfD lassen sich Parallelen ziehen.

1989 gelang es erstmals in der bundesdeutschen Geschichte einer rechtsextremistischen Partei, mehr als fünf Prozent der Stimmen bei einer bundesweiten Wahl zu erlangen: Bei den Europawahlen am 18. Juni 1989 erhielten „Die Republikaner“ (REP) 7,1 Prozent. Auch heute existiert die Partei noch, ist aber nicht nur bei Wahlen bedeutungslos. Gleichwohl lohnt ein Blick auf ihre Entwicklung, denn sie kann als die AfD vom Ende der 1980er Jahre gelten. Diese Assoziation ergibt sich schon durch die Gründungsgeschichte, denn die REP entstammten nicht dem traditionellen rechtsextremistischem Spektrum.

1983 entstanden die Partei in Bayern als CSU-Abspaltung, gehörten zu ihrer Führungsspitze doch zwei ehemalige Mandatsträger der Partei: die Bundestagsabgeordneten Franz Handlos und Ekkehard Voigt. Der dritte Mitbegründer, Franz Schönhuber, gehörte zwar der Unionspartei nicht an, entstammte aber aus deren politischem Umfeld. Bedeutsam ist hier bezogen auf die AfD folgende Gemeinsamkeit: Die politischen Gründer galten als seröse Konservative.

Beide Parteien mit einem Radikalisierungsprozess

Gleichwohl gelangen zunächst keine Erfolge bei Wahlen, sieht man einmal von einem Achtungserfolg in Bayern 1986 mit 3,0 Prozent ab. Bei internen Führungskonflikten setzte sich dann Schönhuber durch, welcher die Partei auf strammen Rechtskurs brachte. Die beiden Mitbegründer traten aus den REP aus, dafür traten ihr immer mehr Rechtsextremisten aus traditionellen Zusammenhängen bei. Bezogen auf diese Entwicklung gibt es interessante Parallelen mit einer heutigen Partei:

Denn die AfD radikalisierte sich auch in ihren ersten Jahren, sie wurde von einer mehrheitlich rechtsdemokratischen zu einer mehrheitlich rechtsextremistischen Partei. Gleichwohl gaben sich während dieser Entwicklung beide Parteien als bürgerlich-konservative Strömungen. Sie nutzten eine populistischen Agitation mit gelegentlich hetzerischem Tonfall, insbesondere zur Asyl- und Migrationsthematik. Damit sprach man in der Bevölkerung einschlägige Ressentiments an, 1989 in Berlin die REP etwa mit einem skandalösen Wahlkampfvideo.

Niedergang nach dem deutschlandpolitischen Umbruch

Danach erhielt die Partei dort 7,5 Prozent bei den Senatswahlen, worauf der erwähnte Erfolg bei den Europawahlen im gleichen Jahr folgte. Seinerzeit deutete sich eine ähnliche Entwicklung wie in vielen anderen europäischen Ländern an, die Etablierung einer rechtsextremistischen bzw. rechtspopulistischen Kraft eben als Wahlpartei. Doch es kam für die REP anders, musste sie danach doch kontinuierlich Wahlniederlagen verbuchen. Eine Ausnahme waren in Baden-Württemberg jeweils hohe Ergebnisse wie 10,9 1992 und 9,1 Prozent 1996. Ansonsten blieb man auf Länderebene eindeutig unter den fünf Prozent.

Doch wie erklärt sich diese Entwicklung, deutete doch 1989 viel auf eine andere Zukunft hin? An einer anderen Asylpolitik der Bundesregierung konnte es nicht liegen, setzte der bundesdeutsche Niedergang der REP doch in einem früheren Stadium ein. Demgegenüber soll folgende Deutung vertreten werden: Angesichts der deutschlandpolitischen Entwicklung nach 1989 konzentrierte sich viel auf die großen Parteien.

Erfolgsgarant „bürgerlich-seriöses Image“

Gleichzeitig kam es durch die innere Entwicklung zu einer Radikalisierung der REP, was dann auch einige Mitglieder und Wähler abschreckte. Ein Mäßigungsprozess durch den neuen Parteivorsitzenden Rolf Schlierer führte nicht zur Umkehr. Gleichwohl brachten die REP mit dem als charismatisch geltenden Schönhuber an der Spitze zunächst viele Voraussetzungen mit, welche für eine Etablierung wie etwa in Frankreich mit dem damaligen „Front National“ als Wahlpartei gesprochen hätte.

Diese politische Entwicklung macht schon deutlich, dass eine gestalterische Politik wirken kann. Denn bei allen Einwänden gegen die deutschlandpolitischen Prozesse, sie ließen eben ein bewusstes Agieren der etablierten Parteien erkennen. Die Aufmerksamkeit dafür brachte auch rechtsextremistisch Eingestellte wieder von einschlägigem Wahlverhalten ab. Bei der AfD ist als Erfolgsgarant das bürgerlich-seriöse Image gegeben, entscheidender ist aber hier die Indifferenz in der etablierten Politik. Gegenteiliges Agieren blockiert eventuell rechtsextremistisches Wahlverhalten.

Neue Forschungsarbeit zu den REP

Wer sich näher mit der Geschichte der REP beschäftigen will, kann heute auf eine voluminöse Forschungsarbeit zum Thema schauen: Moritz Fischer, Die Republikaner. Die Geschichte einer rechtsextremen Partei 1983-1994. Dabei handelt es sich um eine geschichtswissenschaftliche Dissertation, die stark auf einzelne Fakten fixiert ist. Der Autor konnte aus dem Nachlass von Schönhuber schöpfen, wird doch aus einschlägigen Dokumenten viel über das seinerzeitige „Innenleben“ deutlich.

Dabei gehen häufiger analytisch interessante Aspekte unter, da alles als Relevantes erscheinende irgendwie untergebracht werden musste. Es gibt viele interessante Details ähnlich wie in der Gegenwart, mischten doch bereits damals Neue Rechte in der Partei mit. An dieser Forschungsarbeit wird man für Jahre nicht vorbeikommen, der Autor blickt zwar gelegentlich auf die Gegenwart, gleichwohl gibt es darin kein Kapitel mit einem Vergleich. Das Buch liefert aber den Stoff dazu. 

Kategorien
Tags
Schlagwörter