Rezension

Die AfD und der soziale Wohlstand

Dass die AfD den sozialen Interessen ihrer eigenen Wähler schaden würde, macht ein Blick auf deren sozial- und wirtschaftspolitische Positionen deutlich. In seinem Buch „Die Ökonomie des Hasses“ veranschaulicht dies Alexander Hagelüken, der bei der „Süddeutschen Zeitung“ als Wirtschaftsredakteur arbeitet.  

Dienstag, 04. November 2025
Armin Pfahl-Traughber
Foto: Gregor Klar, CC BY 2.0
Foto: Gregor Klar, CC BY 2.0

Wenn die AfD die Bundesregierung stellen würde, was hätte das eigentlich für Folgen für ihre Wähler? Diese besondere Frage ist eigentlich von großer Relevanz. Denn damit würden sich die Gemeinten selbst in hohem Maße schaden. Anders formuliert: „Wer rechts wählt, schadet dem eigenen Geldbeutel“. Diese kurze Aussage findet sich in einem neuen Buch zu genau diesem Thema: „Die Ökonomie des Hasses. Wie Rechte von Trump bis AfD unseren Wohlstand zerstören und wie man ihre Wähler zurückholt“. 

Geschrieben hat es Alexander Hagelüken mit leichter Hand, ist er doch wirtschaftspolitischer Redakteur bei der „Süddeutschen Zeitung“. Er referiert demnach die Inhalte von sozial- und wirtschaftspolitischen Studien, vermittelt deren Aussagen aber in journalistischer Form. Gleich zu Beginn macht Hagelüken darauf aufmerksam, dass ausgerechnet die sozial- und wirtschaftspolitische Positionierung der „Rechten“ weniger thematisiert wird. Umso erfreulicher ist da eine einführende Darstellung zu derartigen Kontexten.

Folgen für Menschen in sozialen Notlagen

Dem Autor geht es darin um eine Erörterung zu den ökonomischen und politischen Folgen von „rechter Politik“, wobei er sich diesbezüglich einerseits auf die AfD in Deutschland und andererseits auf Trump in den USA bezieht. Er konzentriert sich bei all dem auf sozioökonomische Gesichtspunkte, während demokratietheoretische Fragen nur am Rande vorkommen. Dies geschieht hinsichtlich der Notwendigkeit rechtsstaatlicher Strukturen, die auch etwas mit Berechenbarkeit für die wirtschaftliche Tätigkeiten zu tun haben. 

Buchcover "Die Ökonomie des Hasses"
Buchcover "Die Ökonomie des Hasses"

Damit soll kein kritischer Einwand gegen Hagelüken und seine Sichtweise formuliert werden, hat er doch für seine besondere Perspektive einen sozial- und wirtschaftspolitischen Schwerpunkt gewählt. Er stellt dabei auf Folgen für die gesamte Ökonomie ab, welche gerade Menschen in schwierigen Soziallagen treffen würden. Ausgerechnet aus diesen Kontexten stammen aber überdurchschnittlich stark die Wähler, was diese Denkperspektive gerade in der Gesamtschau so wichtig für das komplexe Verständnis macht.

Vom EU-Ausstieg bis zu Trumps Zollinferno

Zunächst behandelt Hagelücken aber „Trumps Zollinferno“, womit großer Schaden nicht nur in den USA, sondern auch in der Weltwirtschaft entsteht. Dann blickt er auf Europa, genauer auf die Einforderungen nach einem EU-Ausstieg, der gerade in Großbritannien negative soziale und wirtschaftliche Konsequenzen hatte. Der Autor bestreitet bei all diesen Einwänden nicht, dass die EU-Politik auch von vielen Mängeln geprägt ist. Gleiches gilt übrigens für die Aussagen zur Sozial- und Wirtschaftspolitik, welche die letzten Bundesregierungen in Deutschland zu verantworten hatten.

Insofern betreibt er keine unkritische Apologie der „demokratischen Mitte“, wie er die letzten Regierungsparteien als Sammelbezeichnung tituliert. Hagelüken geht danach auf die Migration ein, wobei auf deren Notwendigkeit mit „nackten Zahlen“ aufmerksam gemacht wird. Bereits jetzt kann man im Alltagsleben mit bloßem Blick ganz einfach feststellen, dass ohne Menschen mit Migrationshintergrund vieles nicht mehr funktionieren würde.

Alternativen einer anderen Wirtschaftspolitik

Derartige Einsichten werden anhand von Forschungsberichten ebenfalls in lockerer Sprache vorgetragen. Gleiches gilt für Aussagen zur Energiepolitik, wo „erneuerbare Energien“ von „Rechten“ bekämpft werden, was aber längerfristig zu großen Schäden für die Versorgung führen würde. Ähnlich verhält es sich bei der Frage der sozialen Gleichheit, würde doch eine AfD-Politik zu einer dreiprozentigen Steigerung der sozialen Ungleichheit führen. Die letzten Ausführungen im Buch gehen noch auf Gegenstrategien ein, wobei Hagelüken sich insbesondere gegen die neoliberale Wirtschaftspolitik wendet. 

Stattdessen fordert er gegenüber den Finanzmärkten eine stärkere Kontrolle, ebenso ein stärkeres Kümmern des Staates, gerade bei Sorgen um das Wohnen. Überzeugend wird auf Fehler und Ignoranz in der bisherigen Politik verwiesen. Die Alternativforderungen von Hagelüken klingen noch eher allgemein, wenngleich sie Perspektiven für den wohl richtigen Weg aufzeigen. Denn gegen die Bedrohung von Demokratie kann auch eine neue Wirtschaftspolitik helfen. 

Alexander Hagelüken, Die Ökonomie des Hasses. Wie Rechte von Trump bis AfD unseren Wohlstand zerstören und wie man ihre Wähler zurückholt, Bonn 2025 (J. H. W. Dietz-Verlag), 271 Seiten

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